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Sicherheit und Katastrophenschutz für Museen, Archive

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3.3.3. Festlegen der Schutzziele<br />

Bei Überlegungen zur Ertüchtigung des Brandschutzes oder zur generellen<br />

Renovierung eines historischen Gebäudes sind zunächst Festlegungen über<br />

die zu erreichenden Schutzziele unter Einbeziehung aller Beteiligter zu<br />

treffen. Dabei sind Akzeptanzkriterien unter Berücksichtigung der zur Verfügung<br />

stehenden Finanzmittel <strong>für</strong> die einzelnen Schutzziele <strong>und</strong> die damit<br />

verb<strong>und</strong>enen Akzeptanzkriterien werden von allen am Verfahren Beteiligten<br />

festgelegt. Je nach Lage <strong>und</strong> Anordnung des zu untersuchenden Objektes wie<br />

z. B. in alten Stadtkernen kann der „Schutz der Umwelt“ von vergleichbares<br />

Bedeutung sein wie der „Schutz der Nutzer“. In einem Anhang des „Users<br />

Guide“ werden Empfehlungen gegeben, mit welchen Wichtungen die einzelnen<br />

Schutzziele <strong>und</strong> die einzuhaltenden Randbedingungen des Gebäudes <strong>für</strong><br />

den Anwendungsfall zu versehen sind. Bild 2 zeigt den generellen Ablaufplan<br />

der sechs Schritte zur Umsetzung der Entscheidungsbaumanalyse.<br />

3.3.4. Analyse der Ausgangssituation<br />

3.3.4.1. Datenerfassung<br />

Im folgenden Schritt (siehe Bild 3) sind alle Daten hinsichtlich des Gebäudes<br />

<strong>und</strong> seiner Nutzung zusammenzutragen, sowie die Geschichte <strong>und</strong> die<br />

historischen Werte des Gebäudes <strong>und</strong> seines Inhalts zu bewerten. Weiterhin<br />

sind die Richtlinien/Gesetze des betreffendes Landes zu berücksichtigen. Für<br />

die Bewertung des aktuellen <strong>Sicherheit</strong>sniveaus kann entweder auf probabilistische<br />

Verfahren oder deterministische Rechenmodelle zurückgegriffen<br />

werden.<br />

Die Vorgehensweise nach Bild 4 wird unterteilt in die Bereitstellung von<br />

erforderlichen Daten zum Gebäude <strong>und</strong> seiner Nutzung sowie eine Beurteilung<br />

des Istzustandes durch Vergleich mit Richtlinien oder eine Bewertung<br />

mit Hilfe von Risikoanalysemethoden oder ingenieurmäßigen Verfahren.<br />

Die Datenerfassung wird in drei Teile untergliedert:<br />

1) Erfassung des Gebäudes in seiner aktuellen Situation unter Berücksichti-<br />

gung der Art der Nutzung, der verwendeten Materialien <strong>und</strong> Bauweise,<br />

des Inhalts bzw. der Brandlast im Gebäude, der technischen Installationen,<br />

Art der Nutzer, Beschreibung des historischen Wertes von Gebäude <strong>und</strong><br />

Inhalt. Hierbei ist auf die Bewertungen der WG 3 <strong>und</strong> WG 4 zu achten.<br />

2) Sammeln aller vorhandenen brandschutztechnischen Regelungen, die im<br />

nationalen Bereich Gültigkeit haben (WG 1).<br />

3) Zusammentragen aller Informationen über Brände in historischen<br />

Gebäuden, deren Nutzung oder Gebäudetyp vergleichbar sind (WG 2)<br />

In einem Anhang des „Users Guide“ sind Tabellen dargestellt, mit denen eine<br />

Datenermittlung vorgenommen werden kann.<br />

3.3.4.2. Nachweisverfahren<br />

Für die Erfassung des aktuellen <strong>Sicherheit</strong>sniveaus eines Gebäudes sind drei<br />

unterschiedliche Vorgehensweisen denkbar:<br />

• Bewertung eines Gebäudes nach Richtlinien <strong>und</strong> bauaufsichtlichen<br />

Empfehlungen: Die Anforderungen werden in Checklisten übertragen <strong>und</strong><br />

verglichen. Diese Vorgehensweise hat nichts mit einer risikoorientierten,<br />

quantitativen Bewertung zu tun, lässt aber auf einfachem Weg eine<br />

Einstufung in „hohes, mittleres oder geringes Risiko“ zu. Checklisten sind<br />

nur <strong>für</strong> den Gebäudetyp anwendbar, <strong>für</strong> den sie entwickelt wurden. Die<br />

Ergebnisse sind in der Regel nicht auf andere Gebäudetypen übertragbar.<br />

Als Beispiel wird eine Checkliste <strong>für</strong> die Verwendung in historischen<br />

Gebäuden angegeben.<br />

• Anwendung von Risikoanalysemethoden: Es gibt eine Vielzahl sowohl<br />

qualitativer (Index-Verfahren) als auch quantitativer (probabilistischer)<br />

Methoden, die in [2] dargestellt werden. Gr<strong>und</strong>sätzlich muss eine solche<br />

Methode folgenden Anforderungen genügen:<br />

• Die <strong>Sicherheit</strong> von Personen <strong>und</strong> der Schutz des Gebäudes erfassen,<br />

• Brandstiftung <strong>und</strong> andere möglichen Brandursachen berücksichtigen,<br />

• Eine Verknüpfung von risikogerechten Ertüchtigungsmaßnahmen mit den<br />

jeweiligen Kosten ermöglichen.<br />

• Erfassung des Brandrisikos durch deterministische Verfahren: Hier stehen<br />

sowohl Zonen- als auch CFD Modelle zur Verfügung, mit denen die<br />

Temperaturentwicklung, die Rauchausbreitung oder der Einfluss der<br />

Ventilation in einem Gebäude erfasst werden kann. Weiterhin kann mit<br />

Finite-Element-Methoden die Standfestigkeit von Konstruktionen be-<br />

schrieben werden oder mit Evakuierungsmodellen das Verhalten von<br />

Personen im Brandfall untersucht werden.<br />

3.3.4.3. Risikoanalyseverfahren<br />

3.3.4.3.1. Index-Methoden<br />

Die Index-Methoden oder Ranking-Methoden stellen vereinfachte Verfahren<br />

dar, mit denen das Brandrisiko in einer Vielzahl von Gebäuden grob abgeschätzt<br />

<strong>und</strong> verglichen werden kann. In den letzten Jahrzehnten wurden<br />

Index-Methoden <strong>für</strong> unterschiedliche Anwendungsbereiche entwickelt<br />

(Tabelle 1).<br />

Als Ergebnis der Bewertung wird eine Zahl, der Risk-Index, ermittelt. Bei<br />

Änderungen in der baulichen Struktur oder bei den anlagentechnischen<br />

Maßnahmen wird mit dem Verfahren erneut der Risk-Index errechnet <strong>und</strong><br />

mit dem vorherigen Wert verglichen. Auf diese Weise kann man sich iterativ<br />

einem Grenzwert annähern, der als Maß <strong>für</strong> das von der Gesellschaft (oder<br />

im Einzelfall) akzeptierte Risiko festzulegen ist.<br />

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