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Sicherheit und Katastrophenschutz für Museen, Archive

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3.2. Anwendung von Ingenieurmethoden<br />

Das vfdb-Referat 4 „Ingenieurmethoden des Brandschutzes“ hat die modernen<br />

Ingenieurmethoden des Brandschutzes aufbereitet <strong>und</strong> in einem<br />

Leitfaden zur Verfügung gestellt. Der Leitfaden soll dazu beitragen, uneinheitliche<br />

Vorgehensweisen <strong>und</strong> Annahmen bei der Anwendung ingenieurmäßiger<br />

Nachweise im Rahmen von Brandschutzkonzepten zu harmonisieren <strong>und</strong><br />

Fehlanwendungen, z. B. durch Verlassen des abgesicherten Anwendungsbereichs<br />

oder Verwenden unzutreffender Eingangsdaten, zu vermeiden.<br />

Weiterhin findet man im Leitfaden Hilfestellung bei der Auswahl geeigneter<br />

Methoden <strong>und</strong> Eingangsdaten, mit denen angemessene Brandschutzlösungen<br />

entwickelt <strong>und</strong> nachgewiesen werden können.<br />

Die Bearbeitung eines konkreten Projektes mit Hilfe des Leitfadens erfolgt in<br />

mehreren Arbeitsschritten:<br />

• Erstellen einer qualitativen Analyse,<br />

• Erstellen einer quantitativen Analyse,<br />

• Vergleich der Ergebnisse mit den Anforderungen (Schutzzielen),<br />

• Darstellen <strong>und</strong> Interpretieren der Ergebnisse.<br />

Die mit Ingenieurmethoden ermittelten Ergebnisse dienen in erster Linie der<br />

<strong>Sicherheit</strong> von Personen entsprechend den gesetzlichen Vorgaben. Hierzu gehören<br />

sowohl die Gewährleistung der Standsicherheit der Konstruktion des<br />

Gebäudes als Voraussetzung <strong>für</strong> die sichere Nutzung als auch die ausreichende<br />

Dimensionierung <strong>und</strong> der Schutz der Rettungswege.<br />

Bei einem Brand in einem Gebäude sind aufgr<strong>und</strong> der unterschiedlichen Gebäudeart<br />

<strong>und</strong> Nutzung sowie des ungewissen Verhaltens von Personen unterschiedlichste<br />

Brandszenarien denkbar. Im Rahmen einer qualitativen Analyse,<br />

bei der sich zweckmäßigerweise die am Bau Beteiligten gemeinsam über<br />

die allgemeinen <strong>und</strong> ggf. speziellen Schutzziele (z. B. Fluchtzeiten) <strong>für</strong> das<br />

Gebäude verständigen <strong>und</strong> gr<strong>und</strong>sätzliche Lösungsmöglichkeiten skizzieren,<br />

werden notwendige Festlegungen getroffen. Die zugehörigen Randbedingungen<br />

des Gebäudes <strong>und</strong> der Nutzung sind dann im Detail zu erfassen <strong>und</strong> als<br />

Eingabegrößen <strong>für</strong> die anschließende quantitative Analyse zu dokumentieren.<br />

Diese Vorgaben bilden die Basis <strong>für</strong> die Bewertung verschiedener Teilprobleme<br />

mit Hilfe von Ingenieurmethoden wie<br />

• Festlegung von Brandszenarien <strong>und</strong> Bemessungsbränden <strong>für</strong> unterschied-<br />

liche brandschutztechnische Nachweise,<br />

• Nachweise der Brandwirkungen mit Hilfe von Modellen, einschließlich<br />

der Rauchausbreitung <strong>und</strong> Rauchableitung,<br />

• Nachweise der Standsicherheit bzw. Funktionsfähigkeit von Bauteilen <strong>und</strong><br />

Tragwerken,<br />

• Nachweise der Wirkung anlagentechnischer <strong>und</strong> abwehrender Brand-<br />

schutzmaßnahmen,<br />

• Nachweise zur Personensicherheit <strong>und</strong> zur Evakuierung.<br />

Die Ergebnisse sind anschließend mit den Anforderungen zu vergleichen <strong>und</strong><br />

zu bewerten.<br />

3.3. Anwendung von Risikomethoden<br />

3.3.1. Einführung<br />

In der Praxis werden Risikomethoden zur Planung oder Bewertung des vorbeugenden<br />

Brandschutzes in Gebäuden bisher nur sehr begrenzt eingesetzt,<br />

deswegen fehlen allgemein anerkannte Werte <strong>für</strong> das akzeptierte Risiko bei<br />

Anwendung der Methoden. Sie müssen im Einzelfall unter Berücksichtigung<br />

der jeweiligen Brandszenarien <strong>und</strong> Schutzziele von den Beteiligten festgelegt<br />

werden.<br />

Deshalb wurde in den Jahren 2002 bis 2005 das europäischen Verb<strong>und</strong>projekt<br />

FIRE-TECH „Fire Risk Evaluation to European Cultural Heritage“ unter<br />

Beteiligung von Instituten aus elf Ländern durchgeführt. Ziel des Projektes<br />

war die Erarbeitung eines „User Guide“ [1], mit dessen Hilfe <strong>für</strong> denkmalgeschützte<br />

Gebäude <strong>und</strong> die darin ggf. aufbewahrten Kulturgüter das Risiko<br />

einer Beschädigung oder eines Verlustes durch einen Brand beurteilt <strong>und</strong><br />

reduziert werden kann. Die Vorgehensweise wurde <strong>für</strong> Kulturgüter erarbeitet,<br />

kann aber im Gr<strong>und</strong>satz auch auf andere Gebäude übertragen werden.<br />

Die entwickelte Methode basiert auf einer Entscheidungsbaumanalyse, die<br />

in sechs aufeinander abgestimmten Schritten durchzuführen ist:<br />

1) Festlegen der Schutzziele,<br />

2) Analyse der Ausgangssituation,<br />

3) Überprüfen möglicher Brandschutzmaßnahmen,<br />

4) Optimierung der gewählten Maßnahmen,<br />

5) Kritische Analyse der Ergebnisse,<br />

6) Darstellung der Ergebnisse.<br />

Mit dieser Vorgehensweise wird ein großes Maß an Objektivität <strong>und</strong> Flexibilität<br />

bei der meist sehr schwierigen Beurteilung erreicht. Dies wird anhand<br />

verschiedener Anwendungsbeispiele demonstriert. Die Aussagefähigkeit der<br />

Ergebnisse wird beeinflusst durch die Qualität der Eingangsgrößen. Es zeigt<br />

sich jedoch, dass bereits mit vereinfachten Annahmen <strong>für</strong> die Eingabegrößen<br />

<strong>und</strong> ggf. Parametervariationen belastbare Ergebnisse erzielt werden können,<br />

die sich durchaus als Gr<strong>und</strong>lage <strong>für</strong> weitere Betrachtungen hinsichtlich<br />

einer brandschutztechnischen Ertüchtigung des zu beurteilenden Gebäudes<br />

eignen.<br />

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