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Sicherheit und Katastrophenschutz für Museen, Archive

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grußwort<br />

Sigrid Bias-Engels<br />

Als die Konferenz Nationaler Kultureinrichtungen die Tagung <strong>Sicherheit</strong><br />

<strong>und</strong> <strong>Katastrophenschutz</strong> <strong>für</strong> <strong>Museen</strong>, <strong>Archive</strong> <strong>und</strong> Bibliotheken konzipierte,<br />

dachte man beim Thema „<strong>Sicherheit</strong>“ sicher an eines nicht, nämlich daran,<br />

wie man Museumsobjekte <strong>und</strong> Archivalien vor dem Zugriff finanziell klammer<br />

Länder <strong>und</strong> Kommunen bewahrt, sie sichert. Zu diesem Aspekt hat sich<br />

der Kulturstaatsminister bereits mehrfach geäußert, so dass ich mich nur<br />

auf folgendes beschränken will: Zu unserem Verständnis als Kulturnation<br />

gehört untrennbar die Achtung <strong>und</strong> Bewahrung des kulturellen Erbes. Wohlgemerkt:<br />

Abgaben aus Sammlungsbeständen müssen in genau umgrenzten<br />

Ausnahmefällen möglich sein. Objekte aus öffentlichen Sammlungen taugen<br />

jedoch nicht zur Haushaltssanierung. Das muss in allen Köpfen verankert<br />

sein. Auch diese <strong>Sicherheit</strong> brauchen Sie. Es wäre gut, wenn auch von dieser<br />

Tagung dazu ein Signal ausginge.<br />

Nun aber zum eigentlichen Thema: Die Tagung befasst sich mit einem ebenso<br />

beunruhigendem wie erschreckendem Thema: den <strong>Sicherheit</strong>sstandards<br />

<strong>und</strong> dem <strong>Katastrophenschutz</strong> <strong>für</strong> <strong>Museen</strong>, <strong>Archive</strong> <strong>und</strong> Bibliotheken. Wenn<br />

das Handy des Leiters einer Kultureinrichtung klingelt <strong>und</strong> eine Stimme<br />

sagt: „Die Bibliothek brennt!“ oder „Die Oper steht unter Wasser“, dann ist,<br />

dies werden Sie wahrscheinlich alle ähnlich sehen, ein Albtraum wahr geworden.<br />

Für alle, die <strong>für</strong> eine Kultureinrichtung Verantwortung tragen oder<br />

dort in welcher Funktion auch immer arbeiten, ist es das schlimmste, wenn<br />

man zusehen muss, dass die Schätze, die ihnen anvertraut sind, ein Raub der<br />

Flammen werden oder wertvolle Instrumente in schmutzigbraunen Fluten<br />

versinken. Für diese Szenarien steht Weimar, als 2004 die Herzogin Anna<br />

Amalia Bibliothek brannte, <strong>und</strong> steht Dresden, als dort 2002 die Elbeflut<br />

alles mit sich riss. Aber vergessen wir über diesen Katastrophen nicht, dass<br />

Kulturgütern auch andere Gefahren drohen: Vandalismus, Diebstahl oder<br />

weniger spektakulär, aber dennoch oft verheerend in den Auswirkungen,<br />

die Beschädigung durch Licht- <strong>und</strong> Klimaeinwirkungen, Verschleiß <strong>und</strong><br />

Abnutzung.<br />

In jüngster Zeit konnte man noch von einer neuen Kategorie erfahren, die<br />

zwar weniger die Kultur im öffentlichen Raum betrifft, aber auch ihre Auswirkungen<br />

auf das kulturelle Erbe hat: die unsachgemäße Behandlung von<br />

Kunstwerken durch Privatsammler. Sie alle werden von dem US-Milliardär<br />

gehört haben, der es fertig brachte, Picassos Gemälde „La rêve“ einen zentimeterlangen<br />

Riss beizufügen. Der „Spiegel“ fragte, ob das Bild mit dieser<br />

Beschädigung künftig wirklich noch 139 Mio. Dollar wert sei. Als ginge es<br />

hier allein um Geld! Lassen Sie uns gemeinsam hoffen, dass es sich hier um<br />

einen bedauerlichen Einzelfall handelt. Denn dass nicht nur die Öffentlichkeit,<br />

sondern auch Private eine Verantwortung haben, die ihnen anvertrauten<br />

Kunstschätze als Erbe der Menschheit zu hüten <strong>und</strong> zu bewahren, sollte<br />

selbstverständlich sein. Ich weiß, dass viele aus Liebe zu ihren Sammlungen<br />

oder wenigstens um des Werterhalts oder der Versicherung willen problembewusst<br />

<strong>und</strong> vorbildlich handeln. Ob privater Eigentümer oder ob von der<br />

öffentlichen Hand gefördert: Wir haben unsere Kulturgüter nicht gekauft<br />

oder ererbt, wir haben unsere Kulturgüter von unseren Kindern nur geliehen.<br />

Wir stehen deshalb in der Verantwortung, <strong>für</strong> ihren Erhalt unser Bestes<br />

zu geben <strong>und</strong> Schaden von ihnen abzuwenden. Das muss unser gemeinsames<br />

Ziel sein.<br />

Wenn man denn überhaupt in dem verheerenden Brand im September 2004<br />

in Weimar oder an der Elbeflut des Jahres 2002 etwas Positives entdecken<br />

will, dann ist es der Umstand, dass diese Unglücke den Blick <strong>für</strong> Defizite in<br />

den <strong>Sicherheit</strong>sstandards <strong>und</strong> im <strong>Katastrophenschutz</strong> geschärft haben. Es ist<br />

deshalb ausdrücklich zu begrüßen, dass sich die KNK gleich dieses Themas<br />

angenommen <strong>und</strong> am ersten Jahrestag des Brandes in Weimar, Anfang September<br />

2005, eine Tagung zum Thema <strong>Sicherheit</strong> <strong>und</strong> <strong>Katastrophenschutz</strong><br />

durchgeführt hat. Die diesjährige Tagung versteht sich als Fortsetzung des<br />

Workshops in Weimar. Wie wichtig der B<strong>und</strong>esregierung diese Thematik ist,<br />

mögen Sie dem Umstand entnehmen, dass der Beauftragte der B<strong>und</strong>esregierung<br />

<strong>für</strong> Kultur <strong>und</strong> Medien sich nicht nur mit der Übermittelung aller guten<br />

Wünsche begnügt, sondern diese hervorragende Initiative der KNK auch<br />

finanziell unterstützt.<br />

Der Kulturstaatsminister hat sich dazu entschieden, weil er im Interesse<br />

des Kulturgutschutzes die Absicht der KNK <strong>für</strong> vorbildlich hält, einen<br />

allgemein gültigen Handlungsleitfaden <strong>und</strong> eine digitale Checkliste <strong>für</strong> das<br />

<strong>Sicherheit</strong>smanagement in <strong>Museen</strong>, Bibliotheken <strong>und</strong> <strong>Archive</strong>n auf den Weg<br />

zu bringen. Im Vorfeld tätig zu werden <strong>und</strong> damit auch kleineren Einrichtungen<br />

Hilfestellung dabei zu leisten, dass sie selbständig eine Risikoanalyse<br />

durchführen können – das ist Hilfe zur Selbsthilfe. Vorsorge ist allemal<br />

besser als Nachsorge. Geringe Investitionen dort können sich auf absehbare<br />

Zeit ungemein bezahlt machen. Die KNK hat deshalb den absolut richtigen<br />

Ansatz gewählt.<br />

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