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Sicherheit und Katastrophenschutz für Museen, Archive

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Eine solche Checkliste hilft vor allem wissenschaftlichen Mitarbeitern, Kuratoren<br />

etc., <strong>für</strong> die derartige organisatorische Dinge im Umgang mit der Kunst<br />

nicht zu den originären Aufgaben ihrer Arbeit gehören, den Objekten den<br />

bestmöglichen Schutz angedeihen zu lassen <strong>und</strong> entscheidende Aspekte bei<br />

einem Transport zu berücksichtigen.<br />

7. Präventive Maßnahmen <strong>und</strong> Maßnahmen, die im Not- <strong>und</strong><br />

Schadenfall getroffen werden sollten<br />

Die Auswahl eines guten Spediteurs, einer adäquaten Verpackung sowie<br />

die Absprachen zum Handling mit den Kollegen des leihnehmenden Museums<br />

sind sicherlich Gr<strong>und</strong>voraussetzungen, damit ein Exponat wohlbehalten<br />

sein Ziel erreicht <strong>und</strong> ebenso unbeschädigt in das eigene Haus wieder<br />

zurückkommt. Um aber trotzdem <strong>für</strong> den evt. Schadenfall gewappnet zu<br />

sein, bzw. diesen zu vermeiden, sollten folgende Maßnahmen getroffen<br />

werden:<br />

• Erstellung eines Zustandsprotokolls beim Abgang <strong>und</strong> beim Eingang;<br />

• Evt. Erstellung ergänzender Fotos, die Aussagen über den Zustand vor<br />

Transportbeginn geben;<br />

• Konsultation des Restaurators zur Bestimmung des konservatorischen<br />

Zustandes oder, um geeignete zusätzliche Maßnahmen <strong>für</strong> den<br />

Transport bzw. die Ausstellung zu treffen: z. B. Ausstellung in einer Vitrine,<br />

zusätzlicher Schutz vor UV-Strahlung durch eine Verglasung etc.;<br />

• Anforderung des Facility Reports.<br />

Sollte sich dennoch ein Schaden ereignen, ist folgendes wichtig:<br />

• Der Schaden sollte unverzüglich dem Versicherer / Versicherungsmakler<br />

gemeldet werden;<br />

• Die weiteren Schritte sollten mit dem Versicherer / Versicherungsmakler<br />

abgestimmt werden. Zu nennen ist hier die Wahl des Restaurators <strong>und</strong> die<br />

Vorgehensweise des Restaurators;<br />

• Erstellung von Fotos zur Schadendokumentation;<br />

• Haftbarhaltung des Spediteurs;<br />

• Im Falle eines Diebstahls Meldung an die Polizei <strong>und</strong> an das Art Loss<br />

Register (www.artloss.com)<br />

8. Best-practice Beispiele – Schadenfälle<br />

Am Schluss meiner Ausführungen möchte ich einige Schadenfälle aufzeigen.<br />

Schäden, die in erster Linie darauf zurückzuführen sind, dass die Verpackung<br />

oder der Transport nicht adäquat im Hinblick auf die Empfindlichkeit des<br />

Werks bzw. dessen spezielle Anforderungen vorgenommen wurde oder die<br />

aufgr<strong>und</strong> von Unbedachtheit der Mitarbeiter entstanden sind.<br />

• Eine wertvolle Handschrift wurde in einer Softverpackung bzw. Hartpapp-<br />

rolle per Kurierdienst transportiert. Der Kurierdienst, der auf den<br />

Transport solcher Objekte nicht spezialisiert war, verlud das Päckchen<br />

zwischen allen anderen Paketen – auch schweren Gütern, so dass die<br />

Hartpapprolle mit der Handschrift von mehreren Seiten Druck erhielt.<br />

Die Folge war, dass die Handschrift bei Ankunft starke Knicke aufwies.<br />

Der Transport per Kurierdienst wird immer mehr aus Kostengründen<br />

praktiziert. Es sollte dann auf jeden Fall eine entsprechende stabile<br />

Verpackung wie eine Kiste verwandt werden <strong>und</strong> ein Kurierdienst<br />

gewählt werden, der hier mittlerweile mehr Erfahrung hat. Kurierdienste<br />

wie FedEx bieten so genannte Transporte von „valuable goods“ an, die<br />

eine sorgfältigere Handhabung versprechen als der normale Paketdienst.<br />

• Transportiert wurde ein Ölgemälde auf Leinwand (150 x 125 cm) von<br />

Gerhard Richter durch einen spezialisierten Kunstspediteur. Das Gemälde<br />

war mit Pergaminpapier <strong>und</strong> Luftpolsterfolie in einem der Größe des<br />

Exponats entsprechenden Karton verpackt worden. Beim Auspacken <strong>und</strong><br />

Abziehen des Pergaminpapiers stellte man fest, dass dies teilweise auf den<br />

Pastositäten festgeklebt war. Die stark bindemittelhaltige Farbe – Leinöl<br />

mit einem Anteil Nelkenöl – war auch nach 20 Jahren noch nicht durchge-<br />

trocknet. An einigen Stellen blieben beim Abziehen des Papiers sogar<br />

Farbreste haften.In diesem Fall wurde nicht darauf geachtet, dass anstelle<br />

von Pergaminpapier Hostaphan, ein Papier, welches leicht ölend ist <strong>und</strong><br />

somit nicht an dem Bild bzw. der Farbe haften kann, hätte verwandt<br />

werden müssen. Gerade bei solchen Exponaten ist es angeraten, durch<br />

den Restaurator Vorgaben an die Spediteure zu machen, auch wenn es<br />

sich um einen Kunstspediteur handelt.<br />

• Beim nächsten Fall entstand kein größerer Schaden bzw. konnte dieser<br />

mit nur geringem Aufwand behoben werden. Trotzdem möchte ich ihn<br />

kurz darstellen. Beim Transport einer großen Anzahl von Skulpturen, die<br />

in Japan ausgestellt wurden, wiesen die Arbeiten bei Ankunft rosa Spuren<br />

auf. Was war passiert? Der Spediteur hatte <strong>für</strong> diesen Transport spezielle<br />

Kisten gebaut, die von innen gestrichen wurden. Leider war die Farbe<br />

beim Einpacken noch nicht getrocknet, so dass sie auf die Kunstwerke an<br />

einigen Stellen abfärbte. Solche Begebenheiten ereignen sich eigentlich<br />

nur, wenn die Zeit vom Auftrag an den Spediteur bis zur Durchführung<br />

sehr knapp bemessen ist.<br />

• Durch einen Eigentransport wurde eine Vielzahl von Kunstwerken –<br />

Skulpturen <strong>und</strong> Gemälde – von Ljubljana nach Deutschland transportiert.<br />

Beim Auspacken wurden eklatante Beschädigungen an mit Seidenpapier<br />

umklebten Holzskulpturen von Michael Morgner festgestellt.<br />

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