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Sicherheit und Katastrophenschutz für Museen, Archive

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Je tiefer man sich mit dem Thema <strong>Sicherheit</strong> <strong>und</strong> <strong>Katastrophenschutz</strong><br />

befasst, desto deutlicher werden die Defizite, die nicht nur, aber in vielen<br />

Fällen auch etwas mit Geld zu tun haben <strong>und</strong> nur in einer gemeinsamen<br />

Anstrengung von Kultureinrichtungen <strong>und</strong> den sie tragenden politischen<br />

Ebenen beseitigt werden können. Die Hauptaufgaben liegen dabei, entsprechend<br />

der Aufgabenverteilung unseres Gr<strong>und</strong>gesetzes in Sachen Kultur,<br />

nun einmal bei den Ländern <strong>und</strong> Kommunen.<br />

Im Folgenden sei kurz skizziert, was der B<strong>und</strong> im Rahmen der eng gesteckten<br />

Grenzen der Verfassung <strong>für</strong> seine allein oder in Gemeinschaft mit<br />

den Ländern finanzierten Einrichtungen tut. Unterschieden werden muss<br />

zwischen dem rein praktischen, bestandserhaltenden Kulturgüterschutz<br />

<strong>und</strong> den gesetzgeberischen Aktivitäten.<br />

Natürlich sieht sich der B<strong>und</strong> bei „seinen“ Einrichtungen in der Pflicht <strong>und</strong><br />

seine Aufmerksamkeit ist hier auch nach Dresden <strong>und</strong> Weimar geschärft.<br />

Seine Verantwortung geht jedoch nicht so weit, dass er alle zum Brandschutz<br />

etc. notwendigen Maßnahmen gesondert finanziert. Gr<strong>und</strong>sätzlich<br />

erwartet er auch hier Eigeninitiative: Es liegt in der Eigenverantwortung der<br />

Einrichtungen, hier Prioritäten zu setzen <strong>und</strong> entsprechende Vorkehrungen<br />

zu treffen. Was allerdings gerade in Ostdeutschland auch Unterstützung in<br />

gezielten Einzelfällen nicht ausschließt.<br />

Selbstverständlich ist der B<strong>und</strong> bei den großen Katastrophen wie in Weimar<br />

oder in Dresden eingesprungen, hat er Nothilfe geleistet: 2002 wurden 50<br />

Mio. Euro Fluthilfe aus B<strong>und</strong>esmitteln <strong>für</strong> die Kultur zur Verfügung gestellt.<br />

Viele werden die Bilder von der überfluteten Semperoper, von Schloss Pillnitz,<br />

dem Gartenreich Dessau-Wörlitz <strong>und</strong> vielen anderen Orten vor Augen<br />

haben <strong>und</strong> sich noch mit Schaudern an die Zerstörungen erinnern. Bauten<br />

<strong>und</strong> Gärten wurden vom Schlamm befreit, die Spuren, die das Wasser hinterließ,<br />

mühsam wieder beseitigt. Dies war eine große Leistung unseres<br />

Landes, auf die man berechtigt stolz sein kann.<br />

Schnell half der B<strong>und</strong> auch in Weimar. Es rauchte noch aus dem zerstörten<br />

Dach der Herzogin Anna Amalia Bibliothek, da eilte schon die damalige Kulturstaatsministerin<br />

nach Weimar <strong>und</strong> stellte 4 Mio. Euro Soforthilfe <strong>für</strong> den<br />

Wiederaufbau der Bibliothek in Aussicht. Das wird dem Präsidenten der<br />

Klassik Stiftung Weimar, Herrn Seemann, <strong>und</strong> dem Bibliotheksdirektor<br />

Herrn Knoche ein zwar schwacher, aber immerhin ein Trost gewesen<br />

sein. Auch wenn es damals schwer gefallen ist, quasi über Nacht das Geld<br />

aufzutreiben: Es ist gelungen! Um so weniger Verständnis kann man <strong>für</strong> die<br />

Mäkeleien haben, weshalb denn hier wieder der Staat einspringen müsse,<br />

man solle dies doch lieber dem bürgerschaftlichen Engagement überlassen.<br />

So w<strong>und</strong>erbar die Hilfsbereitschaft von Firmen <strong>und</strong> Privatpersonen später<br />

auch war: Wir hatten keine Zeit. Man musste zum Schutz der Bücher <strong>und</strong><br />

des Bauwerks schnell handeln. Das tat unser Haus, <strong>und</strong> das war gut so! Dies<br />

waren natürlich Ausnahmefälle, <strong>und</strong> wir wollen gemeinsam hoffen, dass<br />

diese Not- <strong>und</strong> Katastrophenhilfe des B<strong>und</strong>es noch auf absehbare Zeit nicht<br />

mehr gefragt sein wird.<br />

Bestens angelegt waren übrigens auch Anfang der 1990er Jahre B<strong>und</strong>esmittel<br />

<strong>für</strong> die Entwicklung von großtechnischen <strong>und</strong> heute im Einsatz befindlichen<br />

Massenverfahren zur Entsäuerung <strong>und</strong> Restaurierung geschädigter<br />

Bibliotheks- <strong>und</strong> Archivbestände – bis heute ein Problem, das vielen Archivaren<br />

<strong>und</strong> Bibliothekaren große Sorgen verursacht. Wenn man so will, ist das<br />

heute vom B<strong>und</strong>esbildungsministerium <strong>und</strong> dem Beauftragten der B<strong>und</strong>esregierung<br />

<strong>für</strong> Kultur <strong>und</strong> Medien finanzierte Digitalisierungsprojekt die andere<br />

Seite der Medaille: In der Digitalisierungsstelle der Herzogin Anna Amalia<br />

Bibliothek in Weimar werden die Parameter <strong>für</strong> einheitliche Standards der<br />

Digitalisierung von Bibliotheks- <strong>und</strong> Archivgut erarbeitet. Sie sollen wenigstens<br />

auf Datenträgern dem kulturellen Gedächtnis unseres Landes erhalten<br />

bleiben, auch wenn man auf das Original nicht mehr zugreifen kann.<br />

Von großem Interesse ist vielleicht noch folgende Frage: Wie sichert der<br />

B<strong>und</strong> seine eigenen Einrichtungen? Bei Einrichtungen, die zu h<strong>und</strong>ert Prozent<br />

vom B<strong>und</strong> gefördert wurden, schließt der B<strong>und</strong> keine Versicherung <strong>für</strong><br />

etwa dort gezeigte Ausstellungen ab. Bei Schadensfällen tritt die so genannte<br />

B<strong>und</strong>esgarantie <strong>für</strong> Schäden ein. Das heißt: Der Finanzminister <strong>und</strong> mithin<br />

der Steuerzahler haftet <strong>für</strong> alle Schäden. Das mag erschreckend klingen, in<br />

den langen Jahrzehnten des Bestehens der B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland ist<br />

der B<strong>und</strong> damit aber ausgezeichnet gefahren. Die in der Zwischenzeit entstandenen<br />

Schäden stehen in keinem Verhältnis zu den gigantischen Versicherungssummen,<br />

die der B<strong>und</strong> hätte zahlen müssen. Was nicht ausschließt,<br />

dass man sich von Herzen über eine hochkarätige Ausstellung freut, aber<br />

ebenso glücklich ist, wenn alle Ausstellungsstücke wieder wohlbehalten bei<br />

den Leihgebern eingetroffen sind.

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