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Sicherheit und Katastrophenschutz für Museen, Archive

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ten entsprechendes stabiles Klima, Schädlingsbekämpfung usw. sowie ein<br />

adäquates Risikomanagement <strong>für</strong> die Sammlung. Um eine gewisse Objektivität<br />

zu wahren, werden alle zwei Jahre Stichproben von jeder Sammlung<br />

genommen. Da die meisten Mitarbeiter Kunsthistoriker <strong>und</strong> somit nicht auf<br />

Statistik spezialisiert sind, wird die Prüfung von einem professionellen Statistiker<br />

unterstützt. Er nimmt auch weiterbildende Aufgaben wahr. Aus den<br />

registrierten Museumsgegenständen werden 43 Objekte ausgewählt. Zuerst<br />

wird nach dem Objekt mit der betreffenden Inventarnummer gesucht. Dann<br />

wird der umgekehrte Weg beschritten: Es wird ein Objekt nach dem Zufallsprinzip<br />

ausgewählt, seine Inventarnummer <strong>und</strong> der Standort notiert, um es<br />

dann im Inventarverzeichnis zu finden. Statistisch dürfte diese Auswahl von<br />

86 Objekten genügen, um eine zuverlässige Beurteilung der Qualität von<br />

Inventarisierung <strong>und</strong> Bestandserhaltung zu ermöglichen. Insgesamt werden<br />

sechs Aspekte beurteilt:<br />

1) Hat das Objekt eine Inventarnummer?<br />

2) Ist sein Standort korrekt?<br />

3) Ist sein rechtlicher Status bekannt?<br />

4) Gibt es eine Beschreibung?<br />

5) Sind die Materialien, aus denen es gemacht ist, beschrieben?<br />

6) Genügt der Schutz des Objekts, oder anders gesagt: Fühlt sich das Objekt<br />

gut aufgehoben, „fühlt es sich wohl“?<br />

Während einer Kontrolle werden alle Räume aufgesucht, in denen sich Objekte<br />

befinden: also die Museums- bzw. Ausstellungsräume <strong>und</strong> die Depots;<br />

es gibt natürlich nie Objekte in den Büroräumen des Direktors oder des<br />

Kurators ... Dann erfolgt die Prüfung des Klimas (Temperatur <strong>und</strong> relative<br />

Luftfeuchtigkeit), der Maßnahmen zur Schädlingsbekämpfung <strong>und</strong> Reinigungsordnung<br />

<strong>und</strong> so weiter. Darüber hinaus wird das Risikomanagement<br />

bezüglich der Sammlungen untersucht.<br />

Unter Risikomanagement werden alle vorbeugenden Maßnahmen verstanden,<br />

die die Bereitschaft eines Museums demonstrieren, auf verschiedene<br />

Katastrophen zu reagieren, die seiner Sammlung passieren könnten. Diese<br />

Maßnahmen müssen darauf ausgerichtet sein, eine Katastrophe zu verhindern<br />

oder zu beherrschen. Sie müssen aber auch die Zeit nach einer<br />

Katastrophe berücksichtigen, einschließlich der Pflege der Objekte <strong>und</strong><br />

möglichen Kontakt mit der Presse.<br />

Untersuchung zum Risikomanagement in 20 <strong>Museen</strong><br />

Vor einigen Jahren untersuchte ich das Risikomanagement in 20 ehemaligen<br />

staatlichen <strong>Museen</strong>. Ich setzte eine lange Liste von Fragen in Interviewform<br />

auf, die den <strong>für</strong> das Risikomanagement in den <strong>Museen</strong> Verantwortlichen<br />

vorgelegt wurden. Die Untersuchung sollte einen Überblick über den Stand<br />

des Risikomanagements liefern. Die Interviews wurden dann im Zeitraum<br />

von 1997 bis 1999 durchgeführt. Sie waren in erster Linie auf die Umstände<br />

<strong>und</strong> Verfahren <strong>und</strong> nicht auf die technischen oder finanziellen Aspekte<br />

ausgerichtet. Unabhängig davon, wie modern technische Einrichtungen sein<br />

mögen, ist <strong>für</strong> gutes Risikomanagement die zweckmäßige Nutzung solcher<br />

Einrichtungen entscheidend. Es ist äußerst wichtig, dass Verfahrensweisen,<br />

die bei einem Vorfall zu befolgen sind, detailliert festgelegt sind <strong>und</strong> dass die<br />

Mitarbeiter entsprechend eingewiesen werden.<br />

Ich habe meine Interviews stets mit der Frage begonnen, ob das Museum<br />

einen Katastrophenplan habe. Die Antwort lautete unweigerlich „Ja“. Die<br />

Antwort auf die Frage aber, ob dieser Katastrophenplan auch die Sammlung<br />

des Museums einschließt, lautete in 17 von 20 Fällen „Nein“. Die umfassenden<br />

Festlegungen des Deltaplans mögen die Bedingungen <strong>für</strong> die Bewahrung<br />

einer Sammlung signifikant verbessert haben, aber sicherer ist eine<br />

Sammlung alleine dadurch noch nicht geworden.<br />

Der erste Fragebogen<br />

Die Befragungen dauerten zwischen zwei <strong>und</strong> drei St<strong>und</strong>en. Alle vorstellbaren<br />

Bedrohungen <strong>für</strong> die Sammlung wurden mit ca. 100 Fragen angesprochen.<br />

Es ging dabei um die Einstellung des Museums zu Gefahren wie<br />

Wasser <strong>und</strong> Feuer, zur Auslagerung <strong>und</strong> Nachbehandlung von Ausstellungsstücken,<br />

zu Einbrüchen <strong>und</strong> Diebstahl, zur Verwendung von elektrischen<br />

Geräten <strong>und</strong> Heizungen, zur Vorgehensweise nach dem Auslösen von<br />

Alarm, zu Vandalismus <strong>und</strong> Beschädigung von Objekten, zum Transport,<br />

zu Reinigungsmethoden <strong>und</strong> der Bekämpfung von Schimmel <strong>und</strong> Schädlingen,<br />

zur Gastronomie, zur wissenschaftlichen Forschung <strong>und</strong> nicht zuletzt<br />

zu Verfahrensvorschriften beim Arbeiten mit offenem Feuer. Die Fragen<br />

drehten sich hauptsächlich um Verfahrensweisen; gleichzeitig waren sie<br />

aber auch sehr praxisbezogen. Kennen die Mitarbeiter die Anschlussstellen<br />

<strong>für</strong> Gas <strong>und</strong> Wasser? Wie effizient ist der Kontakt zu den Notdiensten? Gibt<br />

es Notfallübungen?<br />

Meine Kollegen <strong>und</strong> ich übertrugen die Interviews <strong>und</strong> schlossen dabei<br />

auch unsere eigenen Beobachtungen ein. Sie wurden dann direkt den<br />

Museumsdirektoren zugesandt, die darum gebeten wurden, schriftliche<br />

Reaktionen, Änderungen <strong>und</strong> Zusätze zu liefern. Diese zwanzig Einzelberichte<br />

sind zu einem Dokument zusammengefasst, ohne darin die Namen der<br />

<strong>Museen</strong> zu nennen. Dieses Dokument wurde im Jahre 2000 veröffentlicht<br />

(Het risicobeheer in twintig verzelfstandigde rijksmusea. Een inventarisatie,<br />

Inspectie Cultuurbezit, Den Haag 2000). Ich hielt es <strong>für</strong> unnötig, die <strong>Museen</strong><br />

miteinander zu vergleichen, weil es gewaltige Unterschiede zwischen dem<br />

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