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Sicherheit und Katastrophenschutz für Museen, Archive

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Schlechte Sommer in Holland sind durch viel Regen <strong>und</strong> extrem hohe Luftfeuchtigkeit<br />

gekennzeichnet. Die Heizungs- oder Klimaanlagen brauchen<br />

nur zeitweilig auszufallen, <strong>und</strong> schon bildet sich Schimmel in den Lagerräumen.<br />

Auch dies ist leider schon ein paar Mal passiert. Über Katastrophen<br />

wie Diebstahl, Feuer <strong>und</strong> Überschwemmung wird häufig in der Presse<br />

berichtet. Kleinere Vorfälle hingegen finden, normalerweise aus <strong>Sicherheit</strong>sgründen,<br />

kaum Erwähnung.<br />

Der zweite Fragebogen: 49 Fragen<br />

Die reine Lektüre der Katastrophenpläne genügt nicht. Aus Diskussionen<br />

ergeben sich oft weitere Informationen <strong>und</strong> eine bessere Vorstellung von<br />

der Qualität. Aus diesem Gr<strong>und</strong>e habe ich einen weiteren Fragenspiegel<br />

entwickelt, der diesmal aus 49 Fragen bestand. Sie sind darauf ausgerichtet,<br />

den Inhalt des Plans <strong>und</strong> die Art <strong>und</strong> Weise zu beleuchten, wie der Plan<br />

aufgestellt wurde. Die Fragen betrafen vorbeugende Maßnahmen, die Art<br />

<strong>und</strong> Weise der Verteilung der Zuständigkeiten sowie Verfahrensweisen.<br />

Ich suchte alle ehemaligen staatlichen <strong>Museen</strong> auf, um dort im Rahmen<br />

der Prüfung der Katastrophenpläne Interviews zu führen. Bevor ich über<br />

den Fragebogen <strong>und</strong> die Aspekte spreche, die ich als wesentlich <strong>für</strong> gutes<br />

Risikomanagement betrachte, möchte ich darlegen, wie <strong>Museen</strong> an solch<br />

eine überwältigende Aufgabe herangehen. Es ist bemerkenswert, wie unterschiedlich<br />

die Katastrophenpläne sind. Einige <strong>Museen</strong> haben die Aufgabe<br />

externen Spezialisten übertragen. Die meisten <strong>Museen</strong> haben ihren Katastrophenplan<br />

selbst in Zusammenarbeit mit Mitarbeitern der <strong>Sicherheit</strong>sabteilung<br />

<strong>und</strong> der Sammlungsverwaltung aufgestellt. Die Ergebnisse variieren<br />

stark, neben einem guten <strong>und</strong> in kurzer Zeit erstellten klar umrissenen Plan<br />

gab es auch lediglich globale Entwürfe, manchmal wurden aber auch keine<br />

Pläne bzw. nur mit großer Verzögerung vorgelegt.<br />

Je t’adore!<br />

Nach langer Abwesenheit sieht ein Franzose seine englische Fre<strong>und</strong>in<br />

wieder. Er reißt die Tür auf, fällt vor ihr auf die Knie <strong>und</strong> sagt voller Leidenschaft:<br />

„Je t’adore!“ (Ich liebe Dich über alle Maßen!). Sie muss wohl „Shut<br />

the door!“, d.h. „Mach die Tür zu!“ verstanden haben, denn sie antwortete<br />

spitz: „Mach doch die Tür selbst zu!“ Für mich enthält dieser Witz zwei<br />

Dinge, die auf das Risikomanagement übertragen werden können. Erstens:<br />

Verstehen wir einander? Oder mit anderen Worten: Stimmt die Kommunikation?<br />

Und zweitens: Wer macht die Tür zu? Sind die Aufgaben richtig<br />

verteilt?<br />

Ich glaube, dass ein guter Plan gut gestaltet sein muss. Er muss deutliche<br />

Diagramme <strong>und</strong> Listen enthalten, die ihn zu einem klaren, verständlichen<br />

Dokument machen. Wenn die Sprache nachlässig <strong>und</strong> voller Fehler ist, so<br />

muss das kritisiert werden. Schließlich muss ein Plan von solcher Bedeutung<br />

sorgfältig <strong>und</strong> genau aufgestellt werden. Ohne kohärente Form, Sprache <strong>und</strong><br />

Präsentation wird er unbrauchbar sein.<br />

Mehrere Pläne <strong>für</strong> ein Museum<br />

Noch schwieriger wird es, wenn <strong>Museen</strong> Sammlungen haben, die auf mehrere<br />

Standorte verteilt sind. Wenn Objekte woanders gelagert werden, müssen<br />

separate Katastrophenpläne <strong>für</strong> jeden dieser Orte aufgestellt werden.<br />

Dasselbe gilt <strong>für</strong> bedeutende Leihgaben: Natürlich sind diese versichert,<br />

aber hat das empfangende Museum auch einen adäquaten Katastrophenplan<br />

<strong>für</strong> diese Objekte?<br />

Die Befragung<br />

Die Hauptgefahren <strong>für</strong> die Sammlung wurden in den Interviews angesprochen.<br />

Die Themen betrafen die Organisation des Museums <strong>und</strong> die Vorgehensweise<br />

beim Eintreten eines Katastrophenfalls; die Gefahren durch<br />

Wasser, Feuer, Vandalismus, Einbruch <strong>und</strong> Diebstahl sowie das Auslagern<br />

der Sammlung. Mehrere <strong>Museen</strong> hatten enorme Schwierigkeiten, bei ihren<br />

Sammlungen die Prioritäten anzugeben. Damit meine ich die Objekte, die<br />

zuerst ausgelagert werden müssen. Manchmal besteht das Problem einfach<br />

darin, dass mehrere Abteilungen wie Inseln sind, auf denen jeder Kurator<br />

seine Sammlung <strong>für</strong> die wichtigste hält. Wenn der Katastrophenplan gut organisiert<br />

ist, dauerte das Interview eine bis anderthalb St<strong>und</strong>en. In solchen<br />

Fällen sind die Antworten klar <strong>und</strong> eindeutig <strong>und</strong> allgemein im Plan schriftlich<br />

festgehalten. Längere Interviews bedeuten oft, dass einige Themen<br />

geklärt werden mussten. Während der Interviews gaben wir Empfehlungen.<br />

Falls notwendig, vereinbarten wir einen Termin zu den Vorkehrungen, die<br />

zu treffen waren.<br />

Empfehlungen<br />

Einige dieser Empfehlungen sollen im Folgenden benannt werden. Sie sollen<br />

klar machen, was der Aufsichtsbehörde wichtig ist. Zwei Bedingungen sind<br />

die Gr<strong>und</strong>lage eines Katastrophenplans. Erstens: eine Risikoanalyse: Nur<br />

wenn die Gefahren bekannt sind, kann ein realistischer Plan aufgestellt werden.<br />

Zweitens: müssen die Aufgaben <strong>und</strong> Zuständigkeiten klar <strong>und</strong> deutlich<br />

festgelegt werden, so dass man nach einer Katastrophe, die hoffentlich nie<br />

eintreten möge, zuversichtlich sagen kann: „Wir waren vorbereitet, <strong>und</strong> wir<br />

haben alles getan, was wir tun konnten, um die Katastrophe unter Kontrolle<br />

zu bringen.“<br />

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