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Sicherheit und Katastrophenschutz für Museen, Archive

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nutzungsschäden <strong>und</strong> präventive konservierung<br />

Christoph Wenzel<br />

1. Zum Sensibilisierungsgrad hinsichtlich der Nutzung von<br />

Kulturgütern <strong>und</strong> Nutzungsschäden<br />

Was ist unter Nutzung von Kulturgütern <strong>und</strong> weiterhin unter Nutzungsschäden<br />

eigentlich zu verstehen? Eine erste Eingrenzung möglicher Antworten<br />

bietet hier der Titel des zu erarbeitenden Handlungsleitfadens „<strong>Sicherheit</strong> in<br />

<strong>Museen</strong>, <strong>Archive</strong>n <strong>und</strong> Bibliotheken“. Im Mittelpunkt steht also die Nutzung<br />

von Kulturgut, das der Öffentlichkeit zugänglich ist. Das Thema „Nutzung<br />

<strong>und</strong> Nutzungsschäden“ bleibt jedoch trotz dieser Einschränkung sehr<br />

facettenreich. So ist z.B. die Nutzung eines Denkmals im Sinne der Öffnung<br />

<strong>für</strong> Besucher <strong>für</strong> eine Besichtigung vorstellbar, aber auch die Nutzung als<br />

Veranstaltungsort oder als Kulisse <strong>für</strong> Dreharbeiten, <strong>für</strong> Empfänge oder als<br />

Wohn- <strong>und</strong> Lagergebäude.<br />

Wenden wir den Blick auf die <strong>Museen</strong>, die gleichzeitig Denkmal <strong>und</strong><br />

Sammlungsherberge sein können, so können die stets populärer werdenden<br />

„Langen Museumsnächte“ sowie andere Ausstellungskonzepte, die auf<br />

Massenbewegung abzielen, als besondere Nutzungsformen genannt werden.<br />

Richten wir unsere Aufmerksamkeit auf die beweglichen Kulturgüter, so<br />

ist dort zwischen Exponaten, Gebrauchskunst <strong>und</strong> Archivalia im weitesten<br />

Sinne zu unterscheiden.Während unter Exponaten sämtliche antiken bzw.<br />

modernen Kunstwerke, aber auch Kunsthandwerkliches <strong>und</strong> Dinge aus der<br />

Alltagskultur verstanden werden sollen, fasst der Begriff Gebrauchskunst<br />

all das zusammen, was aufgr<strong>und</strong> seiner historischen Bedeutung <strong>für</strong> wissenschaftliche,<br />

informative oder rituelle Zwecke genutzt wird. Bücher, Schriftgut,<br />

Fotodokumente <strong>und</strong> Archivalien stellen einen Sonderfall dar; wenn hierzu<br />

u.a. auch Kunstgüter zählen, steht doch oft der informative Charakter ihres<br />

Inhalts im Vordergr<strong>und</strong>. Fragt man sich nach dem Sensibilisierungsgrad der<br />

Öffentlichkeit bzgl. Nutzungsschäden oder der Gefahr <strong>für</strong> Kunst durch Nutzung,<br />

so muss erneut auf die oben eingeführte Aufteilung in vier Gruppen<br />

zurück gegriffen werden.<br />

1) In Bezug auf Denkmäler ist das allgemeine Bewusstsein <strong>für</strong> die Beschädi-<br />

gungsgefahr durch Nutzung vielleicht am geringsten ausgeprägt, es sei<br />

denn, deutlich sichtbare Schäden liegen schon vor. Es liegt im Wesen von<br />

Gebäuden, dass diese betreten werden müssen, wobei selbst dies bereits<br />

zu allmählichem Verschleiß führt. Die schlechte Situation der öffentlichen<br />

Haushalte führte dazu, dass zunehmend denkmalgeschützte Gebäude<br />

ganz oder teilweise <strong>für</strong> Veranstaltungen vermietet werden.<br />

Während die zusätzlichen Einnahmen evt. zur Finanzierung erhaltender<br />

Maßnahmen beitragen können, besteht gleichzeitig die Gefahr, dass das<br />

Denkmalgerade unter dieser Nutzung leidet.<br />

2) Ausstellungsstücke sollen i.d.R. nicht angefasst werden, was zwar<br />

allgemein bekannt ist, was aber doch trotzdem immer wieder getan wird.<br />

Das eigene ‚Angreifen’ wird als singuläre, harmlose Handlung wahrgenom-<br />

men; dass mit der Zeit daraus jedoch ein Kumulativschaden entstehen<br />

wird, ist nur <strong>für</strong> wenige ersichtlich bzw. in seinen Folgen erfassbar. Doch<br />

neben dem Anfassen sind einige empfindliche Exponate bereits durch das<br />

Ausstellen selbst gefährdet, nämlich durch die oft nicht optimalen<br />

Ausstellungsbedingungen, sprich: Beleuchtung, Klimaschwankungen,<br />

Vibrationen <strong>und</strong> Luftschadstoffe. Zwar wird der Großteil der Museumsbe-<br />

sucher bereits einmal etwas über diese schädliche Wirkung dieser<br />

Einflüsse gehört haben, ob sie jedoch allgemein im Bewusstsein verankert<br />

sind, ist zu bezweifeln.<br />

3) Der Umgang mit Gebrauchskunst sollte einem Personenkreis vorbehalten<br />

sein, der bereits ausreichend <strong>für</strong> die schonende Handhabung sensibilisiert<br />

ist oder sich da<strong>für</strong> offen zeigt. Entgegen dieser idealen Vorstellung wird<br />

in der Realität mit technischen, volkstümlichen <strong>und</strong> Objekten aus der<br />

Alltagskultur oft fahrlässig umgegangen; tragen sie bereits eine Reihe von<br />

Gebrauchsspuren, so scheint die eine oder andere neu hinzugefügte auch<br />

nichts mehr auszumachen. Genauso oft werden Spuren, die an anderen<br />

Objekten als erhaltenswerte Patina betrachtet werden, von Objekten der<br />

Gebrauchskunst entfernt. Vergleichsweise gut wird hingegen mit Objek-<br />

ten verfahren, die zu seltenen feierlichen Anlässen hervorgeholt <strong>und</strong><br />

gebraucht bzw. verehrt werden.<br />

4) Die Bandbreite der letzten Gruppe von Objekten, die in Bibliotheken <strong>und</strong><br />

<strong>Archive</strong>n zu Hause ist, steht auch <strong>für</strong> eine sehr weit gespreizte Wertschät-<br />

zung in den Nutzerkreisen. Im allgemeinen kann man sagen, dass Rara,<br />

alte Stiche <strong>und</strong> Papyri aufgr<strong>und</strong> ihrer teilweise sehr kunstvollen Gestal-<br />

tung, ihrer Seltenheit oder ihres Alters (<strong>und</strong> dessen ablesbare Spuren)<br />

eher zu einer vorsichtigen Handhabung anregen als neuere bzw. besser<br />

erhaltene Bücher, Fotonegative oder -abzüge. Leider betrachten einige<br />

Nutzer diese Dokumente ausschließlich als Informationsquellen, was sich<br />

im nachlässigen Umgang mit ihnen widerspiegelt.

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