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Sicherheit und Katastrophenschutz für Museen, Archive

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Es fördert das Interesse von <strong>Museen</strong> an Museumssicherheit <strong>und</strong> am Einrichtungsmanagement.<br />

Auf diese Weise wurde ein weiteres Netz <strong>für</strong> Information<br />

<strong>und</strong> Austausch geschaffen.<br />

Sonstige Entwicklungen<br />

In den Niederlanden wird der Museumssicherheit noch auf andere Weise<br />

Beachtung geschenkt. Die niederländische Regierung bietet Veranstaltern<br />

wichtiger <strong>und</strong> teurer Ausstellungen die Möglichkeit des Versicherungsschutzes.<br />

Eine Bedingung <strong>für</strong> den Erwerb des Versicherungsschutzes ist adäquates<br />

Risikomanagement.<br />

Für die Bergung von Museumsobjekten, Büchern <strong>und</strong> <strong>Archive</strong>n wurden<br />

private Initiativen entwickelt, um auf Katastrophen zu reagieren:<br />

1) Restauratoren haben ein mobiles ‚Notfallset’ entwickelt, um Objekte im<br />

Notfall zu retten.<br />

2) Eine andere Gruppe von Restauratoren ist dabei, Richtlinien <strong>für</strong> Sofort-<br />

maßnahmen zu entwickeln, wie man in einem Notfall beschädigte<br />

Objekte behandeln kann.<br />

3) Transportunternehmen <strong>und</strong> Restaurierungsfirmen bieten ihre Dienste mit<br />

Verpackungsmaterial <strong>und</strong> Fahrzeugen sowie mit Kühllagerungseinrich-<br />

tungen an, wo nasses Papier eingefroren werden kann, um weiteren<br />

Schaden bis zur Restaurierungsarbeit zu verhindern.<br />

Erfassung von Vorfällen<br />

Ein anderes Projekt, das gegenwärtig entwickelt wird, ist eine Datenbank<br />

zur Registrierung von Vorfällen im Bereich des kulturellen Erbes. Es begann<br />

als Pilotprojekt der Königlichen Bibliothek in Den Haag <strong>und</strong> wurde vom<br />

Ministerium finanziert. In dieser Datenbank sollen Vorfälle <strong>und</strong> Beinahe-<br />

Vorfälle in <strong>Museen</strong>, <strong>Archive</strong>n, Bibliotheken <strong>und</strong> Kirchen amtlich eingegeben<br />

werden. Die Erfassung der Vorfälle soll Trends sichtbar machen <strong>und</strong> ermöglicht<br />

eine wissenschaftliche Analyse. Es sollen auch die Maßnahmen erfasst<br />

werden, die geholfen haben, Auswirkungen des Vorfalls zu reduzieren<br />

oder sogar zu verhindern, <strong>und</strong> es soll auch beschrieben werden, was falsch<br />

gelaufen ist. Auf diese Weise werden in der Datenbank sowohl die guten als<br />

auch die schlechten Erfahrungen <strong>und</strong> sowohl die Fehlleistungen als auch<br />

die Erfolge zu finden sein. Endnutzer haben Zugriff auf diese Informationen,<br />

obwohl einiges davon vertraulich bleiben wird. Es wird <strong>für</strong> <strong>Museen</strong> eine<br />

äußerst nützliche Plattform <strong>für</strong> den Informationsaustausch sein.<br />

Ein potentieller Fehler ist, dass <strong>Museen</strong> oder andere Organisationen nicht<br />

bereit sein könnten, Informationen über Vorfälle oder Beinahe-Vorfälle zu<br />

liefern. Doch da Risiken <strong>und</strong> Risikomanagement ein Themenkreis ist, der<br />

zunehmend in Holland akzeptiert wird, hoffen wir, dass unsere kulturellen<br />

Institutionen nicht zögern werden, ihre Erkenntnisse mitzuteilen, ob diese<br />

nun beunruhigend oder positiv sind, <strong>und</strong> dadurch hilfreiche neue Perspektiven<br />

zu schaffen.<br />

Untersuchungen zu den Gebäudehüllen der <strong>Museen</strong><br />

Als ein Ergebnis der Einbrüche im Van Gogh Museum <strong>und</strong> im Museon in<br />

Den Haag hat unser Kultusminister gefordert, die äußere Beschaffenheit<br />

der Gebäude ehemaliger staatlicher <strong>Museen</strong> zu untersuchen. Wie leicht<br />

könnte in sie eingedrungen werden? Welchen <strong>Sicherheit</strong>sstandard haben<br />

die Gebäude selbst? Mit anderen Worten: Wie gut sind die <strong>Museen</strong> physisch<br />

geschützt? Um diese Fragen zu beantworten, hat ein Pilotprojekt drei <strong>Museen</strong><br />

detailliert geprüft. Aus diesem Projekt ergaben sich mehrere Schlussfolgerungen.<br />

Das Hauptergebnis war, dass es keine universell anwendbaren<br />

Kriterien gibt. Der Schutz von <strong>Museen</strong> muss unbedingt auf das jeweilige<br />

Museum zugeschnitten sein. Alle <strong>Museen</strong> sind anders: Das Gebäude kann<br />

neu oder historisch sein, es kann im Stadtzentrum, im Nationalpark oder<br />

in der Nähe einer Botschaft gelegen sein. Auch die Sammlungen variieren<br />

stark: von Bildern von Rembrandt <strong>und</strong> Van Gogh bis zu einfachen Objekten<br />

im Freilichtmuseum, von winzigen Insekten <strong>und</strong> riesigen Elefanten im<br />

Naturk<strong>und</strong>emuseum bis zu fragilem Federschmuck im Völkerk<strong>und</strong>emuseum.<br />

All diese Objekte sind auf verschiedene Weisen verw<strong>und</strong>bar <strong>und</strong> erfordern<br />

unterschiedliche Arten des Schutzes.<br />

Eine weitere Schlussfolgerung war, dass die Widerstandszeit – die Zeitspanne,<br />

in der ein Gebäude imstande ist, Feuer, Wasser, extremen Witterungsbedingungen<br />

oder Dieben bis zum Eintreffen der betreffenden Notdienste<br />

zu trotzen oder solche Ereignisse wahrzunehmen – oft unzulänglich war.<br />

Wenn zum Beispiel die Widerstandszeit des Gebäudes 15 Minuten beträgt,<br />

was eine ‚offizielle’ Norm zu sein scheint, aber die Polizei oder der private<br />

<strong>Sicherheit</strong>sdienst erst in 30 Minuten eintreffen kann, so ist die Norm <strong>für</strong> die<br />

Feuer-, Wasser- oder Bewegungsmeldeanlage zu niedrig. <strong>Museen</strong> brauchen<br />

Frühwarnsysteme. Natürlich sind Meldeanlagen <strong>und</strong> die Festigkeit der<br />

Gebäudehülle nicht die einzigen Faktoren. Integraler Bestandteil einer guten<br />

organisatorischen Leitung des Museums sind eine klare Politik <strong>und</strong> genaue<br />

Verfahrensvorschriften. Als Reaktion auf diese Schlussfolgerungen forderte<br />

der Kultusminister von den privatisierten <strong>Museen</strong>, ihren Bedarf an besserem<br />

Schutz vor potentiellen Gefahren <strong>und</strong> deren katastrophalen Folgen zu<br />

definieren. Für jedes Museum wurde eine Bestandsaufnahme gemacht, um<br />

Mängel bei der Einbruchsicherheit der Gebäudehülle, bei den Meldeanlagen<br />

<strong>und</strong> beim Personal herauszustellen. Der Minister vergab dann Gelder, um<br />

die Qualität von baulichen, elektronischen <strong>und</strong> organisatorischen Maßnahmen<br />

in den kommenden Jahren zu verbessern.<br />

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