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Sicherheit und Katastrophenschutz für Museen, Archive

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Die Sensibilisierung auf Seiten der im Kulturbereich Beschäftigten variiert<br />

mit der jeweiligen Funktion, die sie wahrnehmen; verallgemeinernd kann<br />

man annehmen, dass sie unter Kuratoren, Restauratoren, Denkmalpflegern<br />

<strong>und</strong> Bibliothekaren am stärksten <strong>und</strong> – über zahlreiche Zwischenstufen<br />

langsam abnehmend – bei Verwaltungskräften vergleichsweise schwächer<br />

ausgeprägt ist. Natürlich können persönliche Interessen <strong>und</strong> Charaktereigenschaften<br />

dieses pauschalisierte Bild im Einzelnen positiv wie auch negativ<br />

beeinflussen. Nicht selten ist das Verständnis <strong>für</strong> erhaltenswerte Kunstgüter<br />

in den einzelnen Fachbereichen auf einen engen Stil-Korridor begrenzt; tendenziell<br />

rangieren Gemälde <strong>und</strong> Skulpturen alter Meister im Ansehen auf den<br />

höheren Rängen, <strong>für</strong> die Moderne fehlt gelegentlich das Verständnis <strong>und</strong> das<br />

19. Jh. wird erst seit kurzem <strong>für</strong> erhaltungswürdig erachtet – eine Schwelle,<br />

die das 20. Jh. teilweise schon früher erklommen hat. Industriell gefertigte<br />

Designobjekte sowie fotokopierfähige Medien leiden unter dem Schicksal<br />

ihrer Reproduzierbarkeit.<br />

2. Übersicht:<br />

Nutzungsarten <strong>und</strong> daraus resultierende Nutzungsschäden<br />

Es steht außer Frage, die Pflicht zur Ausstellung/Verfügbarmachung der<br />

Kulturgüter ist wahrzunehmen, nur die Art <strong>und</strong> Weise muss anhaltend diskutiert<br />

werden (vgl. Tabelle „Fakten – Herausforderungen“). Je einfacher <strong>und</strong><br />

greifbarer die Möglichkeiten der Erhaltung (<strong>und</strong> je plakativer die Schadensmechanismen<br />

<strong>und</strong> -bilder) dargestellt werden, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit,<br />

dass sich ein Positionswandel bei den Entscheidungsträgern<br />

erwirken lässt. Die Art der Nutzung hängt von der Art des Kunstgegenstands<br />

ab. Nutzungsschäden dagegen lassen sich allgemein auf folgende, einzeln<br />

oder zusammenhängend auftretende Ursachen zurückführen:<br />

Ursachen <strong>für</strong> Nutzungsschäden sind begründet in:<br />

ständige oder übermäßige Nutzung<br />

nachlässiger Umgang in der<br />

Benutzung<br />

fahrlässiger Umgang in der<br />

Benutzung<br />

hohem Wert (Seltenheit, Information,<br />

künstlerische Technik,<br />

Material, Popularität/ Vermarktung)<br />

mangelnder Wertschätzung<br />

(Reproduzierbarkeit, moderne<br />

Materialien, Unprofessionalität etc)<br />

mangelnder Sensibilisierung,<br />

Unvermögen die Folgen der<br />

eigenen Handlungen abzusehen<br />

Fakten Herausforderungen<br />

Kulturbetriebe sind ständig dem<br />

Zielkonflikt zwischen den<br />

Aufgabenbereichen Sammeln,<br />

Erhalten, Erforschen / Dokumentieren,<br />

Ausstellen / Vermitteln<br />

ausgesetzt. Die Reihenfolge dieser<br />

Aufzählung stellt einen zeitlichen<br />

<strong>und</strong> logischen Zusammenhang dar:<br />

es kann nur erhalten werden, was<br />

zuvor gesammelt wurde, nur<br />

vermittelt, was zuvor erforscht<br />

wurde usw. Für Sammlungsbetriebe<br />

stellt die Kulturguterhaltung also<br />

eine vorrangige Aufgabe dar.<br />

Der Zusammenhang zwischen<br />

Nutzung <strong>und</strong> Beschädigung /<br />

Verschleiß ist in der Fachwelt<br />

hinreichend bekannt. Es wird<br />

Forschung betrieben, Ergebnisse<br />

werden publiziert oder auf<br />

Tagungen vorgestellt.<br />

Es gibt große Fortschritte in der<br />

Entwicklung moderner Präventionsstrategien<br />

<strong>und</strong> verschiedenste<br />

Möglichkeiten, diese umzusetzen.<br />

Da im Sammlungsalltag alle<br />

diese Aufgaben gleichzeitig<br />

wahrzunehmen sind, kann das<br />

Bewusstsein <strong>für</strong> die Logik der<br />

Aufgabenhierarchie, je nach<br />

eigenem Aufgabenschwerpunkt,<br />

verblassen.<br />

Die sich bietenden Möglichkeiten<br />

sind immer vor dem Hintergr<strong>und</strong><br />

der Verantwortung gegenüber<br />

der Gesellschaft zur Bewahrung<br />

der anvertrauten Kulturgüter, der<br />

Pflicht zur Vermittlung <strong>und</strong> den zur<br />

Verfügung stehenden Geldern zu<br />

diskutieren.<br />

Die derzeitige wirtschaftliche<br />

Situation fördert die Ansicht, dass<br />

Kulturgüter gewinnbringend<br />

eingesetzt werden müssen, damit<br />

sich ihr Erhalt überhaupt<br />

finanzieren lässt. Es geht also<br />

darum, diesen wirtschaftlichen<br />

Nutzen nicht durch bedingungslose<br />

Bereitstellung der Kulturgüter bei<br />

gleichzeitiger Kosteneinsparung<br />

(Personal, Material, Technik) zu<br />

erzielen, sondern durch parallele<br />

Investition in nachhaltige<br />

Präventionsstrategien.<br />

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