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Sicherheit und Katastrophenschutz für Museen, Archive

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Umfang ihrer Sammlungen gibt. Beispielsweise zählt das Museum de Gevangenpoort<br />

(Gefängnistor) in Den Haag 350 Objekte, während Naturalis,<br />

das Naturk<strong>und</strong>emuseum in Leiden, über zehn Millionen Objekte verfügt.<br />

Außerdem sind die Museumsgebäude <strong>und</strong> Lagerräume ebenso wie ihre<br />

Standorte sehr unterschiedlich. Der Bericht war sowohl als eine zusammenfassende<br />

Darstellung der gegenwärtigen Situation als auch als eine Basis <strong>für</strong><br />

die zukünftige Verfahrensweise gedacht. Er schloss mit einer Anzahl von<br />

Empfehlungen, von denen einige hier ausführlich dargelegt werden.<br />

1) <strong>Sicherheit</strong> ist ein wesentlicher Managementaspekt bei der Bestandserhal-<br />

tung der Sammlung eines Museums. Sie muss deshalb immer höchste<br />

Priorität auf der Leitungsebene haben. Zum Teil ist in den <strong>Museen</strong><br />

geschultes Notfallpersonal mit der Überwachung betraut. Viel zu oft<br />

werden aber <strong>für</strong> diese Aufgabe Wärter, Museumsführer, Hostessen,<br />

zeitweilige Angestellte oder Freiwillige eingesetzt. Von ihnen kann <strong>und</strong><br />

sollte nicht erwartet werden, dass sie im Not- oder Katastrophenfall<br />

adäquat reagieren.<br />

2) Jedes Museum sollte über alle Vorfälle sowie auch über alle Beinahe-<br />

Vorfälle Buch führen. Dadurch lässt sich ein besserer Einblick in die<br />

Gefahren gewinnen. Dies ist äußerst wichtig. Bevor ein Katastrophen-<br />

plan aufgestellt wird, sollte immer eine Risikoanalyse gemacht werden.<br />

3) Oft wird ein Teil einer Sammlung zeitweilig während Bauarbeiten oder<br />

aus anderen Gründen woanders gelagert. Solche ‚vorübergehenden’<br />

Lösungen können manchmal zwei Jahre andauern <strong>und</strong> sind hoch riskant.<br />

In den meisten Fällen wurden unzulängliche Maßnahmen ergriffen, um<br />

die Sammlungen auf adäquate Weise zu schützen.<br />

Katastrophenpläne <strong>für</strong> die Sammlungen<br />

Aufgr<strong>und</strong> dieser Untersuchung hatte der Kultusminister gefordert, dass<br />

alle ehemaligen staatlichen <strong>Museen</strong> vor 2003 einen Katastrophenplan<br />

<strong>für</strong> ihre Sammlungen anfertigen. Dass dies notwendig ist, hat sich in den<br />

Niederlanden leider mehrfach gezeigt. Deshalb sollen kurz einige Vorfälle<br />

<strong>und</strong> Katastrophen erwähnt werden, die sich in jüngster Vergangenheit in<br />

holländischen <strong>Museen</strong> ereignet haben.<br />

Diebstahl<br />

Im Jahr 2002 wurden zwei Gemälde Vincent van Goghs aus dem Van Gogh<br />

Museum in Amsterdam gestohlen. Der Dieb hatte eine Leiter aufgestellt <strong>und</strong><br />

ein Fenster zerbrochen. Wegen der scheinbaren Einfachheit war der erste<br />

Eindruck gewesen, dass sich ein Student einen Spaß erlaubt hatte. Aber die<br />

Bilder sind nicht wieder aufgetaucht. Im selben Jahr wurde bei einer Ausstellung<br />

im Museon in Den Haag eine große Menge von Diamanten gestoh-<br />

len. Letztes Jahr wurde eine große Anzahl von Gemälden aus dem Westfries<br />

Museum gestohlen. In diesem Museum befindet sich eine bedeutende regionale<br />

Sammlung. Vor dem Diebstahl wurde hier die Alarmanlage sabotiert.<br />

Eine andere ‚schleichende’ Katastrophe war der Diebstahl von seltenen Drucken<br />

<strong>und</strong> Büchern aus dem Militärmuseum in Delft. Der Schuldige war der<br />

Kurator des Museums. Er stahl diese Objekte über einen langen Zeitraum.<br />

Vandalismus<br />

Elf Gemälde aus dem 17. Jahrh<strong>und</strong>ert wurden im Dordrecht-Museum von<br />

einem geistig gestörten Mann mit einem Messer aufgeschlitzt. So etwas<br />

geschah auch ein paar Mal im Stedelijk-Museum, dem Museum <strong>für</strong> moderne<br />

Kunst in Amsterdam. Rembrandts Nachtwache ist dreimal beschädigt worden,<br />

davon zweimal mit Säure.<br />

Feuer<br />

Ein historischer Bauernhof im Freilichtmuseum von Arnhem wurde durch<br />

Feuer verwüstet. Zu allem Unglück war ein wichtiger Teil der Sammlung<br />

dort temporär zwischengelagert worden. Diese Stücke sind nun <strong>für</strong> immer<br />

verloren. Die Explosion einer Fabrik <strong>für</strong> Feuerwerkskörper in Enschede in<br />

Ost-Holland, die zwanzig Menschenleben forderte, war eine schreckliche<br />

Katastrophe, die das ganze Land erschütterte. Das nahe gelegene Museum<br />

erlitt beträchtlichen Schaden.<br />

Wasser<br />

Glücklicherweise haben wir in den Niederlanden keine Naturkatastrophen<br />

wie Wirbelstürme oder verheerende Erdbeben. Aber wir leiden an einem<br />

Übermaß an Wasser aus dem Meer, den Flüssen <strong>und</strong> häufigen Regengüssen.<br />

Bisher hat das Deichsystem im Wesentlichen verhindern können, dass die<br />

Flüsse über die Ufer treten. Dennoch sind bei einer Anzahl von <strong>Museen</strong><br />

aufgr<strong>und</strong> hoher Wasserstände oder starker Regenfälle die Kellergeschosse<br />

durchnässt. In diesen Kellergeschossen wurden jedoch Sammlungen gelagert.<br />

Zwei Beispiele sind das Boijmans-Van-Beuningen-Museum in Rotterdam<br />

<strong>und</strong> das Museum in Groningen im Norden des Landes.<br />

Das regionale Archiv von Wijk bij Duurstede wurde überflutet. Bei Arbeiten<br />

in der Nähe des Archivs waren Pumpen, die das Gr<strong>und</strong>wasser abpumpen<br />

sollten, ausgefallen. Natürlich geschah dies mitten in der Nacht, wie das bei<br />

Katastrophen meistens der Fall zu sein pflegt. Das Kellergeschoss des Archivs<br />

überflutete <strong>und</strong> die Wassermelder reagierten nicht. Der Alarm wurde<br />

erst ausgelöst, als das Wasser zwei Meter hoch stand <strong>und</strong> die Rauchmelder<br />

erreichte, die dann durch einen Kurzschluss ansprachen. Das ganze Archiv,<br />

das bis zum 13. Jahrh<strong>und</strong>ert zurückreichte, ging im Wasser unter.

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