Verbandsbericht 2011 - Awo
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| AWO International<br />
Internationale Arbeit braucht<br />
politische Einmischung<br />
Wenn ich über unsere Arbeit im vergangenen Jahr<br />
nachdenke, stand am Ende oft die Frage, welche<br />
Entwicklungen unserem Engagement Grenzen setzen.<br />
Es sind vor allem zwei Perspektiven, die sich<br />
für mich immer klarer abzeichnen: Wir erleben<br />
tagtäglich das Desaster einer tödlich gespaltenen<br />
Welt, die Menschen und Natur zerstört. Weltweit<br />
leidet knapp eine Milliarde Menschen an Hunger<br />
und chronischer Unterernährung. Es kommt zu<br />
Hungerrevolten und die Preise für Nahrungsmittel<br />
erreichen neue Rekordhöhen. Und das obwohl genügend<br />
Lebensmittel produziert werden, um alle<br />
Menschen ausreichend zu ernähren. Wir reagieren<br />
auf Katastrophen und müssen erleben, dass es<br />
immer die Ärmsten sind, die es unverhältnismäßig<br />
hart trifft und deren Schicksal zwar Spenden mobilisiert,<br />
die politisch Verantwortlichen aber nicht<br />
zu Strukturveränderungen bewegt.<br />
So waren im Osten Afrikas im Jahr <strong>2011</strong> über zehn<br />
Millionen Menschen akut vom Hungertod bedroht,<br />
obwohl die Frühwarnsysteme funktionierten und<br />
entsprechende Hinweise von internationalen Organisationen<br />
lange bekannt waren. Aber es fehlt<br />
an politischem Willen, die Signale wahr- und die<br />
Ursachen in den Blick zu nehmen. Hungerkrisen<br />
sind keine Naturkatastrophen, sondern Resultat<br />
der Verwüstungen durch Krieg, der Folgen des Kli-<br />
Das Jahr <strong>2011</strong> für die Fachverbände und Partner der AWO<br />
mawandels, der Nutzung von Bodenflächen durch<br />
Investoren aus den Industrienationen, des Anbaus<br />
von Agrartreibstoffen sowie der Börsenspekulation<br />
auf Weizen und andere Grundnahrungsmittel.<br />
Kurz: Es gibt vielfältige Interessen, wirtschaftliche<br />
Strukturen aufrechtzuerhalten, die Hungerkatastrophen<br />
mit verursachen und in Kauf nehmen.<br />
Unser Wirtschaftssystem plündert die Erde, produziert<br />
endlos Abfall, führt zu katastrophalen Folgen<br />
des Klimawandels und zementiert die schreiende<br />
Ungerechtigkeit zwischen armen und reichen Ländern.<br />
Gleichzeitig kooperieren wir mit lokalen Organisationen<br />
und Bündnissen, die uns immer wieder<br />
aufs Neue anspornen und auf beeindruckende Art<br />
und Weise die Augen öffnen. In der Zusammenarbeit<br />
mit unseren Regionalbüros erleben wir, dass<br />
partnerorientierte Entwicklungszusammenarbeit<br />
keine Einbahnstraße ist, sondern entscheidend<br />
von den Erfahrungen, Einschätzungen, Strategien<br />
und Kenntnissen der engagierten Mitarbeiter/<br />
innen und Partnerorganisationen in den jeweiligen<br />
Ländern lebt. Auch das alte Bild einer Katastrophenhilfe,<br />
das im beherzten Zugreifen europäischer<br />
Techniker/innen besteht, hat sich längst<br />
gewandelt: Die Betroffenen, die Frauen und Männer<br />
vor Ort, wissen sehr genau, was hilfreich und<br />
nützlich ist. Erst durch ihren Beitrag eröffnen sich<br />
sinnvolle Handlungsmöglichkeiten. Erst sie bewirken,<br />
dass aus „gut gemeint“ auch „gut gemacht“<br />
wird. Sie suchen vom Standpunkt der Opfer aus<br />
nach Auswegen und neuen Optionen.<br />
| 01 Hungerkatastrophe in Ostafrika: AWO International hat in Zusammenarbeit mit internationalen und lokalen Nichtregierungsorgani-<br />
+ sationen in Kenia und in Somalia Nothilfe für die betroffene Bevölkerung geleistet. Erste Maßnahme waren Nahrungsmittelvertei-<br />
| 02 lungen.<br />
| 03 Ein Ziel von AWO International ist, die AWO für die Themen Nachhaltigkeit, Gerechtigkeit und Fairness im Welthandel zu sensibilisieren.<br />
AWO International bietet Beratung, Material und faire Produkte zur Durchführung eigener fairer Aktionen an.<br />
| 04 Naturreisernte in West Aceh im Norden Sumatras. AWO International unterstützt dort die Organisation Bhina Desa bei der Umstellung<br />
auf ökologische Landwirtschaft.<br />
| 02 | 03 | 04<br />
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