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Weitgehendes Geheimnis sind aber nach wie vor die Konzertreisen von Eduard Strauss, in denen er in<br />

Deutschland solche Kleinstädte, wie Neuwied an der Haardt, Merseburg in der Provinz Sachsen, Schmalkalden<br />

und Friedrichroda im Thüringer Wald oder Köthen in Anhalt besuchte. Erst recht gilt das für die<br />

im damaligen deutschen Osten gelegenen Städte, wie Liegnitz, Posen, Bromberg, Thorn, Elbing oder<br />

Grünberg. Über seine Konzertreisen dorthin sei nichts vorhanden, glaubt man den Anfragen und Antworten,<br />

um die sich vor allem Alfred Dreher bemühte.<br />

Und dass die Eduard-Strauss-Amerika-Reise von 1890 annähernd exakt dokumentiert ist, ist Verdienst<br />

von Jeroen Tempelman durch akribische Arbeit vor Ort in den USA, der aber auch selbst zugesteht, dass<br />

er sich mit der Reise von 1900/1901 überfordert sieht. Die Dokumentationslage für eine detaillierte Suche<br />

sei selbst vor Ort ausgesprochen dünn. Wir können aber stolz darauf sein, dass wir im deutschsprachigen<br />

Raum die 1890er-Reise erstveröffentlichen konnten.<br />

Und bei Johann III., der ja vorwiegend in Deutschland konzertierte, sind noch wesentlich mehr „weiße<br />

Flecken“ als jene zu dessen Vater Eduard vorhanden. Dass er sein 25-jähriges Künstlerjubiläum mit der<br />

„Dresdner Philharmonie“ in Dresden feierte – wer weiß schon etwas davon, es ist selbst lokal in Vergessenheit<br />

geraten. Das ist allein zur „Ortsforschung“ der Sträusse zu sagen, die Joachim Viedebantt mit<br />

seinem ersten Aufsatz wünschte: Ich glaube nicht, dass er dieses z.T. mühselige „Auseinander-Stricken“<br />

je geahnt hat. Und die Straussianer gingen ja noch weiter, wenn ich an Alfred Dreher und z. B. seine<br />

„Gung’l-Forschungen“ denke.<br />

Dass die Briefe von Strauss Sohn in dem zehnbändigen Werk von Prof. Franz Mailer überhaupt erst erschlossen<br />

wurden, dankt er nicht zuletzt seinem „Assistenten“ Alfred Dreher, der in der Danksagung<br />

leider nur als einer unter vielen genannt wird, obwohl er Wochen und Monate dafür opferte. Und die<br />

originalen Bände, die im Dreher-Bestand unseres Archives verwahrt werden, sind voll von Rotstiftkorrekturen<br />

und Anmerkungen. Für weiterführende Forschungen empfehlen sich diese, nicht die Druckfassungen.<br />

Und völlig unabhängig ist auch aus Sicht von Norbert Linke ein „Korrekturband zum Korrekturband“<br />

fällig.<br />

Sein Titel wiederum: „Über die Schwierigkeit, eine Strauss-Biographie zu schreiben“ in Heft 13 der „Flugschriften“<br />

ist zu großen Teilen ebenfalls noch immer nicht beantwortet. Gerade hier ist zu beklagen,<br />

dass Forschungslücken in der Literatur eben nicht klar benannt werden, sondern durch „Plauderei“ geschlossen<br />

werden, unmögliches wird perpetuiert und schließlich aus fünf falschen Büchern das sechste<br />

falsche erstellt. Und Linkes Prophezeiung von 1983 „Eins steht fest: Die Zeit des Abschreibens ist vorbei!“,<br />

das gilt gerade bei Strauss Sohn nicht, wie die letzte erschienene Biographie (Egghardt) dreißig<br />

Jahre danach beweist: Auch diese ist ein „mixtum compositum“ allbekannter Fehler.<br />

Die damals hochumstrittenen, heute jedoch anerkannten Bücher von Norbert Linke – „Musik erobert<br />

die Welt“ und „Zur Arbeitsweise der Naturalisten“ – haben für das „moderne“ Strauss-Bild erhebliches<br />

beigetragen. Und wie wurden Sie gerade in unserer Gesellschaft bekämpft! Nur: Trotz allen Kampfes<br />

„extern“ wie „intern“ – widerlegen konnte und kann sie niemand: Ihre Exaktheit ist heute die Basis für<br />

weitergehende Forschungen.<br />

Musikwissenschaftliche Forschung, soll sie historisch seriös sein, kann sich eben nicht an Emotionalität<br />

orientieren: Oder wussten Sie, dass der wunderschöne Walzer „Du und Du“ nach den Motiven der „Fledermaus“<br />

– op. 367 – historisch exakt heißen müsste „von Eduard Strauss nach Motiven von Johann<br />

Strauss Sohn“? Es spielt hier das hinein, was musikhistorische Forschung, selbst Mailer und Würzl in der<br />

Neuzeit – und Racek damals teilweise und zunächst reichlich ungläubig – nicht so ohne weiteres erkennen<br />

wollten: Das musikalische Erbe von Johann Strauss Sohn ist ein einziges „Teamwork“, etwas, was<br />

erst die heutige Zeit glaubt, für sich entdeckt zu haben.<br />

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