NeuesLeben-012016
Und wieder ein neues Heft!
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Richter passen sich dem an. Florian Maier ist für die Dramaturgie zuständig. Man hat hier mit geringem<br />
Einsatz der entsprechenden Mittel den optimalen Effekt erzeugt. Man muss dabei ja auch immer die<br />
Gegebenheiten der Bühne von Gut Immling in Betracht ziehen. Ich bin ja ein Verfechter der „alten“ Inszenierungen,<br />
nicht desto trotz ist diese Tosca durchaus ansehenswert. Die Münchner Symphoniker haben<br />
einen guten Tag unter der energischen und zielstrebigen Leitung von Cornelia von Kerssenbrock.<br />
Ohne große Gestik kann sie das Orchester führen, die Schicksale der einzelnen Handelnden herausarbeiten<br />
und zum Höhepunkt hinarbeiten. Sie ist auch eine gefühlvolle Begleiterin der Sänger, die nicht unter<br />
den Klangwogen zugedeckt werden, obgleich das Orchester in den rein orchestralen Passagen wohl zu<br />
zeigen weiß, was alles in ihm steckt. Eine beeindruckende Leistung von Dirigentin und Orchester. Ebenso<br />
beeindruckend wie in jedem Jahr der Festivalchor Gut Immling. Dieser Laienchor, in dem jeder Sänger<br />
sich in die Rolle wirft, als wenn er den Hauptpart der Oper singt, ist schon sehr beeindruckend, die Leidenschaft<br />
und die Gefühlsaufwallungen der Chormitglieder sind sicherlich beispielhaft. Für die Einstudierung<br />
des Chores zeichnet auch Cornelia von Kerssenbrock verantwortlich.<br />
Als Tosca brilliert die junge russische Sopranistin Elena Stikhina. Sie tritt zum ersten Mal in Gut Immling<br />
auf und ich kann nur hoffen, dass es nicht zum letzten Mal sein wird. Ihr kräftiger wohltönender Sopran,<br />
der darüber hinaus mit beeindruckenden leuchtenden Höhen brillieren kann, reißt das Publikum zu Beifallstürmen<br />
hin. Ein sicheres Piano, welches in den Raum zu schweben scheint, kann ebenfalls äußerst<br />
beeindrucken. Auch darstellerisch<br />
kann sie einen überzeugenden Part<br />
bieten, obwohl sich hier sicher noch<br />
einiges feilen lässt. Der innige Zusammenhalt<br />
fehlt ein ganz klein bisschen,<br />
aber dies ist nur ein beckmesserischer<br />
Einwand, insgesamt eine<br />
überdurchschnittlich gute Tosca, die<br />
auch zu Recht den Beifall auf sich<br />
ziehen kann. Ebenso wie ihr<br />
Cavaradossi, der von Mario Zhang<br />
gegeben wird. Zu ihm ist nicht allzu<br />
viel zu sagen. Er hat in Gut Immling<br />
schon als Radames, Rodolfo und Don<br />
Carlos begeistert und auch diesmal<br />
kann er sein Publikum begeistern. Sein metallischer hoher Tenor ist in jeder Position steuerbar. Eine<br />
bombensichere gewaltige Höhe und ein entsprechendes Durchhaltevermögen zeichnen ihn auch diesmal<br />
wieder aus, eine exzellente<br />
Leistung. Darstellerisch könnte<br />
er noch etwas intensiver werden,<br />
aber Mario Zhang ist in<br />
Gut Immling einfach eine Bank,<br />
welche auch vom Publikum mit<br />
begeistertem Applaus gefeiert<br />
wird. Der edle Bariton Vladimir<br />
Chmelo, der ebenfalls aus<br />
Russland stammt, gestaltet den<br />
finsteren durch und durch bösen<br />
Baron Scarpia. Und da bin<br />
ich jetzt etwas hin- und hergerissen.<br />
Er besitzt einen wohlklingenden<br />
vollmundigen und<br />
ausdrucksstarken schönen Ba-<br />
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