NeuesLeben-012016
Und wieder ein neues Heft!
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iton, aber das gefährliche und grausame an Baron Scarpia kann er nur in Ansätzen verkörpern.<br />
Der chinesische Bariton Yang Li weiß in seiner kleinen Rolle als Cesare Angelotti durchaus mit weichem<br />
wohlklingendem Bariton zu überzeugen. Überzeugend sind auch zwei der Urgesteine von Gut Immling,<br />
der mit profundem wohlklingendem und durchsetzungsfähigem Bass versehene Kirill Borchaninov als<br />
Mesner und der Tenor Alik Ibrahimov mit schönem kleinem und trotzdem durchschlagskräftigem Tenor<br />
(was er und Borchaninov später im Zelt bei den Arien eindrucksvoll unterstreichen) als Spoletta. Insgesamt<br />
unter den vielen „Toscas“, die ich schon erleben durfte, eine, die im vordersten Bereich anzusiedeln<br />
ist.<br />
Am nächsten Abend steht die phantastische Oper von Jaques Offenbach „Hoffmanns Erzählungen“ auf<br />
dem Programm. Die Geschichte des Dichter Hoffmanns, der Stella, eine berühmte Opernsängerin liebt<br />
und mit ihr zusammenkommen möchte, sich trotzdem mit Studenten und seiner Muse betrinkt und<br />
während des Theaterauftritts Stellas<br />
die drei Geschichten seiner drei<br />
geliebten Frauen, der Puppe Olympia,<br />
der Sängerin Antonia und der<br />
Kurtisane Giuletta erzählt, endet im<br />
Rausch und in der Abkehr Stellas<br />
von ihm. Der Stadtrat Lindorf, der<br />
auch in den drei Frauengeschichten<br />
als der Bösewicht auftritt, verlässt<br />
mit ihr den Weinkeller Luthers und<br />
lässt Hoffmann verzweifelt und<br />
gebrochen zurück. Dies die unvollkommene<br />
Kurzfassung der recht<br />
verworrenen Gesamthandlung.<br />
Die Inszenierung von Verena von Kerssenbrock besticht mit ihrer Einfachheit und der damit verbundenen<br />
Transparenz. Alles ist nachvollziehbar, mit wenigen Verschiebungen auf der Bühne wird hier ein<br />
optimales – für die entsprechenden Bühnenverhältnisse Gut Immlings – Bild hergestellt. Gerade die drei<br />
„Frauenakte“ sind farblich aufgebrochen, die Einlagen erinnern an die alten Charlie Chaplin Filme, die<br />
Masken sind bunt, teilweise knallig bunt, die Kostüme vollkommend passend, wenn auch bisweilen bis<br />
an die Grenze der Übertreibung gehend. Hier ist ausgezeichnete Arbeit geleistet worden. Einmal von<br />
Verena von Kerssenbrock, die für die Inszenierung und das Bühnenbild verantwortlich zeichnet als auch<br />
von Judith Seifert, zuständig für die Choreographie, Wiebke Horn, die sich bei den Kostümen austoben<br />
kann, bei Arndt Sellentin für das Lichtdesign und für die Dramaturgie zeichnet wieder Florian Maier<br />
verantwortlich.<br />
Das Festivalorchester Gut Immling, welches aus jungen Musikern aus über 14 Nationen besteht, u.a.<br />
von Georgien über Holland, Mazedonien, Rumänien, Frankreich, Österreich bis Australien und Bayern<br />
wird, souverän wie immer, von Cornelia von Kerssenbrock geleitet. Und wie sie es leitet, traut man dieser<br />
zarten Hand gar nicht zu. Leidenschaftlich, straff, die Tempi forsch nehmend, in den reinen Orchesterpassagen<br />
lässt sie dieses auch einmal „aus sich herausgehen“ um es bei der Begleitung ihrer Sänger<br />
wieder entsprechend zurückzunehmen. Sie ist eine sensible und vollkommen sichere Begleiterin und<br />
Lenkerin des Orchesters und des Festivalchores Gut Immling, der auch im Hoffmann glänzen kann und<br />
dies zur Genüge tut. Ein Aktivposten wie in jedem Jahr – einstudiert natürlich auch von Verena von<br />
Kerssenbrock.<br />
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