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Festbuch 120 Jahre MGV

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Die ersten <strong>Jahre</strong><br />

Wie damals üblich, waren die Dirigenten von Gesangvereinen früher keine Musikpädagogen,<br />

sondern Lehrer, die das Amt neben ihrem Beruf ausübten. So war dies auch<br />

beim <strong>MGV</strong> 1896, dessen erster Dirigent nach der Gründung ein Lehrer namens Grattolf<br />

war, der allerdings nur ein Jahr im Amt blieb. Seine Tätigkeit endete 1897 – also just in<br />

dem Jahr, in dem der Gesangverein Liederkranz gegründet wurde. Insofern also ist anzunehmen,<br />

dass Grattolfs Ausscheiden mit diesem Ereignis zusammenhängt. Entweder<br />

gehörte Grattolf zu jenen, die dem Verein damals ebenfalls in Richtung Liederkranz den<br />

Rücken kehrten, oder aber er gab seine Tätigkeit auf, weil er angesichts der beim <strong>MGV</strong><br />

verbliebenen Sänger keine Möglichkeit mehr für eine sinnvolle künstlerische Arbeit sah.<br />

Jedenfalls wurde 1897 ein neuer Dirigent verpflichtet, und zwar der Lehrer Georg Ritter.<br />

Im <strong>Jahre</strong> 1903 folgte ihm ein weiterer Lehrer, Otto Graf, der im <strong>MGV</strong> allerdings ein im<br />

wahrsten Sinne des Wortes kurzes Gastspiel gab: Weil bei der Fahnenweihe des Gesangvereins<br />

„Rheingold“ im Nachbarstadtteil Neckarau der Vortrag des „Schifferliedes“<br />

durch die Rheinauer Sänger kräftig in die Hosen ging, trennte sich der Verein von ihm<br />

bereits nach nur vier Wochen. Sein Vorgänger Georg Ritter musste noch einmal den Dirigentenstab<br />

übernehmen und amtierte bis 1906, wurde dann übrigens das erste Ehrenmitglied<br />

des Vereins. Sein Nachfolger wurde 1907 der Dirigent Roser, der bis 1918 amtierte<br />

und mit diesen elf <strong>Jahre</strong>n am Dirigentenpult der dienstälteste Chorleiter des <strong>MGV</strong><br />

vor 1945 war.<br />

Die auf die Weltwirtschaftskrise von 1929 folgende schlechte finanzielle Situation des<br />

Vereins führte 1931 zum Beschluss des Vorstandes, das Gehalt des Dirigenten (schon damals<br />

der größte Batzen bei den Ausgaben) zu kürzen. Doch Chorleiter Friedrich Guthmann<br />

war trotz zahlreicher Gespräche nicht dazu bereit, zumindest vorübergehend für<br />

weniger als 50 Reichsmark tätig zu sein. So beschloss der Vorstand, Guthmann zu entlassen<br />

und einen Nachfolger zu suchen, der die Tätigkeit auch für 30 Mark übernehmen<br />

würde. Auf ein entsprechendes Inserat in der „Mannheimer Zeitung“ meldeten sich 15<br />

Interessenten – arbeitslose Musiker gab es damals ja genug. Aus ihnen wurde der erst<br />

22-jährige Fritz Amme ausgewählt. Doch drei <strong>Jahre</strong> später hatte sich entweder die finanzielle<br />

Situation des Vereins wieder verbessert oder Guthmann ein Einsehen gezeigt: Jedenfalls<br />

übernahm er 1934 erneut die Chorleitung und behielt sie zehn <strong>Jahre</strong> lang bis<br />

kurz vor Kriegsende.<br />

Nach Kriegsende<br />

In der ersten Generalversammlung am 10. November 1945 wurde die Singstunde auf<br />

Samstag 19 bis 21 Uhr festgesetzt und zum Chorleiter Willi Haag ernannt, der als Aktiver<br />

des Arbeitersängerbundes Rheinau 1933 zum <strong>MGV</strong> gestoßen war. Haag war bei der<br />

Mannheimer Stadtverwaltung angestellt und ab Gründung des „Gemeinnützigen Vereins<br />

Rheinau“ 1957 ein Jahrzehnt lang Vorsitzender dieser Dachorganisation der Rheinauer<br />

Vereine. Insofern konnte dies lediglich eine Übergangslösung sein, die denn auch<br />

1946 mit der Anstellung von Eduard Brucker beendet wurde. Ihm folgte 1951 Erich<br />

Bender, der den <strong>MGV</strong> 21 <strong>Jahre</strong> lang dirigieren und musikalisch prägen sollte.

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