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Festbuch 120 Jahre MGV

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Der Frauenchor<br />

Mehr als das „Kuchenback-Geschwader“ des Vereins<br />

Im Jubiläumsjahr 2016 zählt der <strong>MGV</strong> 1896 Rheinau in seinen Reihen 34 Frauen, das sind<br />

40% seiner 87 Mitglieder. Der 1985 gegründete Frauenchor ist mit zwölf Aktiven kontinuierlich<br />

größer als der Männerchor mit seinen zehn Sängern.<br />

Doch die aktuelle Bedeutung der Frauen sowie ihre Leistungen im Verlauf der <strong>120</strong> <strong>Jahre</strong><br />

währenden Vereinsgeschichte sind weit höher zu bewerten als in diesen aktuellen Zahlen<br />

zum Ausdruck kommt. Ohne das Engagement der Frauen im Verein wäre die Geschichte<br />

des <strong>MGV</strong> 1896 Rheinau nicht so erfolgreich verlaufen wie sie ist; und dies nicht<br />

nur deshalb, weil die Männer im Verein niemals so aktiv hätten sein können, wenn ihnen<br />

ihre Frauen nicht „den Rücken frei gehalten“ und sie unterstützt hätten; die Frauen des<br />

<strong>MGV</strong> 1896 Rheinau haben vielmehr auch selbst Spuren in der Vereinsgeschichte hinterlassen<br />

– sowohl hinter den Kulissen als auch in wichtigen Funktionen, in den letzten <strong>Jahre</strong>n<br />

sogar mit eigenem Chor.<br />

Männerwelt Gesangverein<br />

Als der Verein im <strong>Jahre</strong> 1896 aus der Taufe gehoben wurde, da waren lediglich Gründer-<br />

„Väter“ mit von der Partie. Sänger zu sein, das bedeutete damals eben nicht nur zu singen,<br />

sondern auch Kameradschaft, männliche Geselligkeit, zu erleben; der Verein führte<br />

diesen Geist sogar in seinem Namen und nannte sich daher bewusst Männergesangverein.<br />

Frauen sollten im Gesangverein, so sehr man die eigene Familie auch lieben<br />

mochte, nichts zu suchen haben. Ihre gesangliche Betätigung wurde denn auch in die<br />

Kirchenchöre abgedrängt, die schon frühzeitig gemischt auftraten. Auch die Vorstände<br />

waren dem entsprechend ausschließlich männlich besetzt und damit ein Spiegelbild der<br />

patriarchalischen Gesellschaftsstruktur jener Zeit. Und dies blieb auch noch viele Jahrzehnte<br />

lang so der Fall.<br />

Frauen dienten lediglich als schmückendes Beiwerk der Veranstaltungen, bestaunte<br />

Dekoration oder gar Attraktion. Mina Rothacker, die Tochter des Vereinsgründers Philipp<br />

Rothacker, fungierte bei der Fahnenweihe 1904 als Fahnenbraut. Auguste Scherer aus<br />

dem „Stall“ des Saalbaus Scherer und Anna Strauß aus einer Spengler-Familie, zwei<br />

Töchter alter Rheinauer Familien also, bildeten ihre Prinzessinnen. Auch das Foto von<br />

40. Stiftungsfest 1936 zeigt auf der Bühne des „Badischen Hofes“ neben den Gründungsmitgliedern<br />

und Honoratioren des Vereins eine Festkönigin vor dem Bild des sogenannten<br />

Führers.<br />

An dieser Grundkonstellation änderte sich auch bei Wiedergründung des Vereins nach<br />

dem Zweiten Weltkrieg zunächst nichts. Diejenigen, die den Verein 1945 von Neuem<br />

aus der Taufe hoben, waren ebenso ausschließlich Männer wie die Mitglieder der Vor-

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