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Bauen für Rheinau<br />
<strong>Jahre</strong>lang hatte man in Rheinau den miserablen Zustand der Toilettenanlage auf dem<br />
Rheinauer Marktplatz beklagt. Die sanitären Anlagen waren total verdreckt, Türen und<br />
Wände mit radikalen politischen Parolen oder schlichtweg mit Schweinereien beschmiert,<br />
von Spiegel oder Papierhandtüchern an den Waschbecken längst nichts mehr<br />
zu sehen. Besonders betroffen von diesem Missstand war der <strong>MGV</strong>, der hier bekanntlich<br />
sein Marktplatzfest feierte. Die Stadt bejahte zwar die Notwendigkeit einer Renovierung,<br />
konnte sie wegen ihrer Finanzmisere aber nicht umsetzen; die Anlage drohte wie<br />
zuvor bereits jene in Neckarau am Eingang der Friedrichstraße oder auf dem Lindenhof<br />
am Gontardplatz geschlossen zu werden.<br />
Um dies für Rheinau abzuwenden, ergriff Harald Hipp die Initiative. In 148 Arbeitsstunden<br />
renovierten acht Sänger die Anlage, strichen Wände und Türen im Innern<br />
ebenso wie das Geländer außen. Im Rahmen des 14. <strong>MGV</strong>-Marktplatzfestes im Juni<br />
1993 wurde die Anlage eingeweiht. „Es ist einmalig in Mannheim, dass so etwas gemacht<br />
wurde“, lobte Baubürgermeister Lothar Quast. Und weil die Knochen schon mal so gut<br />
in Schwung waren, renovierten die Sänger kurz darauf auch gleich die WC-Anlage auf<br />
dem Rheinauer Friedhof.<br />
Doch die Rheinauer Sänger ließen es nicht bei der Toilettenanlage bewenden. Kurz<br />
danach bereits wandten sie sich dem Kriegerdenkmal zu, das am Kopfe des Marktplatzes<br />
in Richtug vor der Versöhnungskirche steht. Die Rheinauer Sänger hatten zu diesem<br />
Bauwerk eine ganz besondere Beziehung; 60 <strong>Jahre</strong> zuvor, im <strong>Jahre</strong> 1933, war es mit ihrer<br />
Beteiligung eingeweiht worden. Nicht nur ihnen tat es daher weh, wie das Monument<br />
in den vorangegangenen <strong>Jahre</strong>n heruntergekommen war. Durch zahlreiche Sachund<br />
Geldspenden gelang es ihnen, das Denkmal wieder in Schuss zu bringen.<br />
Ein neues Vereinslokal<br />
Zum <strong>Jahre</strong>swechsel 1993/94 kam auf die Vereinsfamilie plötzlich eine ungeahnte Herausforderung<br />
zu: Ihr Vereinslokal „Zum Rheinauhafen“ in der Stengelhofstraße/Ecke Karlsruher<br />
Straße, dem sie seit 1922 die Treue gehalten hatten, mussten sie verlassen. Der<br />
neue Besitzer Claudio Mucciolo, ein Verwandter des aus Rheinau stammenden Fußball-<br />
Bundesligastars Maurizio Gaudino, hatte die Gaststätte im November 1993 zu einem<br />
italienischen Ristorante umgebaut; ein Nebenzimmer als solches sollte es fortan nicht<br />
mehr geben, der Raum vielmehr ebenfalls ständig eingedeckt sein; für Klavier sowie<br />
Pokal- und Notenschränke, so beschied der neue Wirt die Sänger im Januar 1994, war<br />
kein Platz mehr. Doch wo sollen wir hin, fragte sich die Sängerfamilie verzweifelt in der<br />
mit 75 Anwesenden außergewöhnlich gut besuchten <strong>Jahre</strong>shauptversammlung Mitte<br />
Januar 1994.<br />
Dank jahrzehntelanger Freundschaft mit dem Sportverein TSG – der Vorsitzende der<br />
TSG, Peter Klug, war auch im <strong>MGV</strong> aktiv – kamen die Sänger dort unter. Ja, die TSG<br />
stimmte in ihrer Mitgliederversammlung im März 1994 sogar dem Antrag der Sänger