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Festbuch 120 Jahre MGV

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Die Kirchenbänke waren bis auf den letzten Platz besetzt. Andächtig lauschte die<br />

Hundertschaft der Sänger, links die gerade zehn <strong>Jahre</strong> alt gewordene Chorgemeinschaft<br />

Ruchheim, in der Mitte der Männerchor und rechts der Frauenchor des <strong>MGV</strong>, dem von<br />

der Empore des Kirchenschiffes aus erklingendem Präludium der Orgel. Der Männerchor<br />

leitete das Programm ein mit dem getragenen „Heilige Nacht“ von Oskar Schumacher<br />

und mit „Als die Welt verloren war“ von Franz Biebl. Eindrucksvoll schallte der Vers<br />

„Gloria in excelsis deo“ durch das Gotteshaus und ließ damit die im Mittelalter einst<br />

glorreiche Pracht der Kirchenmusik erahnen.<br />

Nicht weniger eindrucksvoll gerieten die Werke „Ein Kind gebor’n zu Bethlehem“<br />

und „Es ist ein Ros’ entsprungen“ von Bartholomäus Gesius und von Michael Prätorius,<br />

gesungen von der Chorgemeinschaft Ruchheim. Als drittes sang eine Gruppe, die obwohl<br />

erst ein halbes Jahr alt, sich bereits zu einer musikalischen Institution im Stadtteil<br />

entwickelt hat: der Frauenchor des <strong>MGV</strong> 1896 Rheinau. Die 38 Damen intonierten „Jesu,<br />

geh’ Du voran“ und die Volksweise „Süßer die Glocken nie klingen“.<br />

Eine Zäsur trat ein, als Pfarrer Heribert Leider aus der Bibel rezitierte, die erzählt von<br />

dem strahlenden Licht, das dem Volk, das im Dunkel lebte, erhellte: „Ein Kind ist geboren.<br />

Die Herrschaft der Welt liegt auf seinen Schultern. Es ist der Fürst des Friedens.“<br />

Der Vortrag zweier Lieder von Peter Cornelius durch die Sopranistin Gisela Jochum,<br />

am Klavier begleitet von dem bekannten Mannheimer Pianisten Kunibert Werner,<br />

machte diesen Abend endgültig zu einem musikalischen Kunstgenuss. Zu dem Lied<br />

„Wenn ich ein Glöcklein wäre“, bei dem Gisela Jochum den Refrain „Ave Maria“ übernahm,<br />

trat der Männerchor mit dem Kanon des „Dingdong“ hinzu. Eine heraus ragende<br />

musikalische Leistung zeigte auch der vereinseigene Tenor Walter Morath mit „Weiße<br />

Weihnacht“ von Irving Berlin, dessen englischsprachige Fassung „White Christmas“<br />

einst durch Bing Crosby weltberühmt wurde.<br />

Besonders begeisterten die beiden jugendlichen Trompeter Alexander Bock und<br />

Frank Brinkmann, die die an sie gestellte musikalische Herausforderung des Liedes „Ich<br />

bete an die Macht der Liebe“ von Dimitri Bortniasky in glänzender Weise meisterten.<br />

Dem Ende des Programms entgegen sang die Chorgemeinschaft Ruchheim noch den<br />

„Kleinen weißen Schneemann“ von Werner Tuardy, dessen Melodie bekannter unter<br />

dem Titel „Jingle BeIls“ ist, gefolgt vom Frauenchor des <strong>MGV</strong> mit „Ein guter Tag zu Ende<br />

geht“, in dessen gesprochenem Teil es heißt: „Von Ort zu Ort, von Land zu Land, erklingt<br />

ein Lied herein / Deshalb nun reichet Euch die Hand / Wir wollen Freunde sein.“<br />

Abschluss und Höhepunkt des Abends bildete die Kantate „Heimat“ von Lorenz<br />

Schlerf, zu der sich alle Sängerinnen und Sänger sowie die Sopranistin Gisela Jochum,<br />

begleitet von Kunibert Werner, gesanglich vereinigten. Kein Wunder also, dass es einen<br />

lang anhaltenden Applaus gab, den man guten Gewissens, auch wenn er in den Kirchenbänken<br />

sitzend gespendet wurde, als „standing ovation“ bezeichnen konnte. Der<br />

Eintrittspreis von ganzen vier Mark, der ohnehin lediglich die Unkosten deckte, war angesichts<br />

dieses musikalischen Kunstgenusses geradezu lächerlich. <strong>MGV</strong>-Vorsitzender<br />

Helmut Schmitt erklärte das „Europäische Jahr der Musik“ in Rheinau für beendet und<br />

wünschte allen Teilnehmern ein gutes Neues Jahr.

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