Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
69<br />
Die Kirchenbänke waren bis auf den letzten Platz besetzt. Andächtig lauschte die<br />
Hundertschaft der Sänger, links die gerade zehn <strong>Jahre</strong> alt gewordene Chorgemeinschaft<br />
Ruchheim, in der Mitte der Männerchor und rechts der Frauenchor des <strong>MGV</strong>, dem von<br />
der Empore des Kirchenschiffes aus erklingendem Präludium der Orgel. Der Männerchor<br />
leitete das Programm ein mit dem getragenen „Heilige Nacht“ von Oskar Schumacher<br />
und mit „Als die Welt verloren war“ von Franz Biebl. Eindrucksvoll schallte der Vers<br />
„Gloria in excelsis deo“ durch das Gotteshaus und ließ damit die im Mittelalter einst<br />
glorreiche Pracht der Kirchenmusik erahnen.<br />
Nicht weniger eindrucksvoll gerieten die Werke „Ein Kind gebor’n zu Bethlehem“<br />
und „Es ist ein Ros’ entsprungen“ von Bartholomäus Gesius und von Michael Prätorius,<br />
gesungen von der Chorgemeinschaft Ruchheim. Als drittes sang eine Gruppe, die obwohl<br />
erst ein halbes Jahr alt, sich bereits zu einer musikalischen Institution im Stadtteil<br />
entwickelt hat: der Frauenchor des <strong>MGV</strong> 1896 Rheinau. Die 38 Damen intonierten „Jesu,<br />
geh’ Du voran“ und die Volksweise „Süßer die Glocken nie klingen“.<br />
Eine Zäsur trat ein, als Pfarrer Heribert Leider aus der Bibel rezitierte, die erzählt von<br />
dem strahlenden Licht, das dem Volk, das im Dunkel lebte, erhellte: „Ein Kind ist geboren.<br />
Die Herrschaft der Welt liegt auf seinen Schultern. Es ist der Fürst des Friedens.“<br />
Der Vortrag zweier Lieder von Peter Cornelius durch die Sopranistin Gisela Jochum,<br />
am Klavier begleitet von dem bekannten Mannheimer Pianisten Kunibert Werner,<br />
machte diesen Abend endgültig zu einem musikalischen Kunstgenuss. Zu dem Lied<br />
„Wenn ich ein Glöcklein wäre“, bei dem Gisela Jochum den Refrain „Ave Maria“ übernahm,<br />
trat der Männerchor mit dem Kanon des „Dingdong“ hinzu. Eine heraus ragende<br />
musikalische Leistung zeigte auch der vereinseigene Tenor Walter Morath mit „Weiße<br />
Weihnacht“ von Irving Berlin, dessen englischsprachige Fassung „White Christmas“<br />
einst durch Bing Crosby weltberühmt wurde.<br />
Besonders begeisterten die beiden jugendlichen Trompeter Alexander Bock und<br />
Frank Brinkmann, die die an sie gestellte musikalische Herausforderung des Liedes „Ich<br />
bete an die Macht der Liebe“ von Dimitri Bortniasky in glänzender Weise meisterten.<br />
Dem Ende des Programms entgegen sang die Chorgemeinschaft Ruchheim noch den<br />
„Kleinen weißen Schneemann“ von Werner Tuardy, dessen Melodie bekannter unter<br />
dem Titel „Jingle BeIls“ ist, gefolgt vom Frauenchor des <strong>MGV</strong> mit „Ein guter Tag zu Ende<br />
geht“, in dessen gesprochenem Teil es heißt: „Von Ort zu Ort, von Land zu Land, erklingt<br />
ein Lied herein / Deshalb nun reichet Euch die Hand / Wir wollen Freunde sein.“<br />
Abschluss und Höhepunkt des Abends bildete die Kantate „Heimat“ von Lorenz<br />
Schlerf, zu der sich alle Sängerinnen und Sänger sowie die Sopranistin Gisela Jochum,<br />
begleitet von Kunibert Werner, gesanglich vereinigten. Kein Wunder also, dass es einen<br />
lang anhaltenden Applaus gab, den man guten Gewissens, auch wenn er in den Kirchenbänken<br />
sitzend gespendet wurde, als „standing ovation“ bezeichnen konnte. Der<br />
Eintrittspreis von ganzen vier Mark, der ohnehin lediglich die Unkosten deckte, war angesichts<br />
dieses musikalischen Kunstgenusses geradezu lächerlich. <strong>MGV</strong>-Vorsitzender<br />
Helmut Schmitt erklärte das „Europäische Jahr der Musik“ in Rheinau für beendet und<br />
wünschte allen Teilnehmern ein gutes Neues Jahr.