18.06.2016 Aufrufe

Festbuch 120 Jahre MGV

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

43<br />

Schwierige Rahmenbedingungen<br />

Im Januar 1964 gab der bisherige Vorsitzende Franz Graf nach nur drei <strong>Jahre</strong>n Amtszeit<br />

den Vorsitz ab. Sein Nachfolger wurde der damals 38-jährige Ingenieur Helmut Schmitt.<br />

Zwölf Tage vor seinem 20. Geburtstag war er in den Verein eingetreten. Dass seine Wahl<br />

am 5. Januar 1964 ein für die Vereinsgeschichte historisches Datum werden würde, das<br />

war damals natürlich noch nicht absehbar. Am Ende jedoch sollte Schmidt den Verein<br />

28 <strong>Jahre</strong> lang führen und ihm in dieser Zeit seine gesellschaftliche Bedeutung verschaffen.<br />

Erstmals in einer Periode des Friedens und des Wohlstandes konnte der Verein 1971<br />

ein Jubiläum unbeschwert feiern: Zum 75-jährigen Bestehen veranstaltete er einen Festakt<br />

im Nachbarschaftshaus, an dem der aus Mannheim stammende Innenminister von<br />

Baden-Württemberg, Walter Krause und Oberbürgermeister Ludwig Ratzel teilnahmen.<br />

Ihm folgte ein Festball in der TSG.<br />

Außerdem gönnte sich der Jubelverein einen Sängerausflug nach Roßhaupten bei<br />

Füssen im Allgäu; einige Sänger hatten hier bereits zuvor privat Urlaub gemacht. Den<br />

Höhepunkt bildete die Besichtigung von Schloss Neuschwanenstein des Königs Ludwig II.<br />

von Bayern mit Vortrag des Liedes „Sanctus“ aus der Deutschen Messe im Sängersaal<br />

des Schlosses. Den Abschluss des dreitägigen Aufenthalts bildete ein Platzkonzert auf<br />

dem Marktplatz von Roßhaupten, der Empfang durch den Bürgermeister und ein gemeinsames<br />

Konzert mit dem örtlichen Musik- und Gesangverein.<br />

Doch das 75. Jubiläum markierte für den Verein bereits eine Zeitenwende. Wie bei<br />

vielen anderen Vereinen, so blieb auch bei den Rheinauer Sängern der Nachwuchs zunehmend<br />

aus. Bei den verbleibenden Aktiven konkurrierte die Singstunde immer mehr<br />

mit den steigenden Anforderungen des Berufes und in der Freizeit mit den Bedürfnissen<br />

der Familie und anderen Interessen, vor allem dem Fernsehen.<br />

Das zeitigte natürlich Folgen für die Vereinsarbeit: Das zeitraubende, oft wochenlange<br />

Einstudieren schwieriger Chorliteratur musste zurückgefahren werden, statt zu Preisund<br />

Wertungssingen fuhr man fortan nur noch zu Freundschaftssingen bei Jubiläen befreundeter<br />

Vereine. Auch der Publikumsgeschmack hatte sich verändert: Der klassische<br />

Chorgesang des deutschen Liedgutes hatte immer mehr Anhänger verloren, insbesondere<br />

unter der Jugend, die sich seit den sechziger <strong>Jahre</strong>n ausnahmslos an der englischsprachigen<br />

Popmusik orientierte.<br />

Gescheiterte Fusion mit dem Liederkranz<br />

Aufgrund dieser Rahmenbedingungen kam erstmals ernsthaft ein Projekt auf den Tisch,<br />

das seit Jahrzehnten bereits die Gemüter aller Gesangsbegeisterten in Rheinau bewegt<br />

hatte: die Bildung einer gemeinsamen großen Sängerfamilie im Vorort, sprich: der Zusammenschluss<br />

mit dem Liederkranz. Der Schatzmeister des Liederkranzes, Karl Stemler,<br />

hatte dies in einem Gespräch mit Helmut Schmitt am 9. Oktober 1973 vorgeschlagen.<br />

Bereits am 11. November 1973 stimmte der Vorstand des <strong>MGV</strong> diesem Vorschlag<br />

grundsätzlich zu, stellte jedoch drei Forderungen auf: Das Gründungsjahr 1896 müsse

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!