Festbuch 120 Jahre MGV

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64 Wertungssingen in Walldorf nach Kriegsende. Wie bei diesem Anlass waren Frauen in jener Zeit im Männergesangverein lediglich als „Festdamen“ und damit als schmückendes Element, aber nicht als Sängerinnen gerne gesehen. Probe des Frauenchors 1985. Im Gasthaus „Zum Rheinauhafen“, am Klavier Dirigentin Lucia Lewczuk.
65 stände in den darauf folgenden Jahrzehnte. Hinter den Kulissen jedoch waren die Frauen im MGV 1896 Rheinau bereits zu jener Zeit längst unersetzlich geworden – sei es durch ihre aktive Mitarbeit bei Vereinsveranstaltungen als Bedienungen sowie hinter Verkaufsständen und an den Kassen oder aber bei der Vorbereitung wie etwa dem sprichwörtlichen Kuchenbacken. Der erste Anlauf zu einem Frauenchor Gleichwohl gab es bereits unmittelbar nach Kriegsende Bestrebungen, Frauen in den Chor zu integrieren. Um ausreichend Aktive zu gewinnen, wurde in der Vorstandssitzung vom 4. November 1946 einen Vorschlag, der vier Jahrzehnte später erneut aufgegriffen werden sollte: Vereinschef Josef Häusler, der übrigens aus dem Arbeitersängerbund stammte, wo der emanzipatorische Anspruch der Arbeiterbewegung traditionell stark verwurzelt war, machte den Vorschlag, einen Frauenchor zu gründen. Doch sein Stellvertreter Georg Mächerlein argumentierte dagegen. Seine Begründung: Die Männer seien zahlenmäßig noch zu schwach; Zitat aus dem Protokoll: „Der Frauenchor ist nach seiner Ansicht noch verfrüht, da der Männerchor noch nicht auf der Höhe ist, die seiner Tradition entspricht. Erst den Männerchor bauen, dann auf einem späteren Zeitpunkt den Frauenchor ins Leben rufen“ – vier Jahrzehnte später hatte sich an den Argumenten der Bedenkenträger gegen einen Frauenchor nicht viel geändert. Allerdings muss wenig später zumindest für kurze Zeit dennoch ein Frauenchor im MGV 1896 bestanden haben. Denn im Protokoll der Generalversammlung vorn 18. Januar 1947 hieß es unter dem Punkt „Jahresrechenschaftsbericht des Vorsitzenden“ wörtlich: „Der Frauenchor zählt 30 Mitglieder“. Näheres hierzu war aber weder aus den schriftlichen Protokollen noch von damals bereits aktiven Mitgliedern zu erfahren. Eine ganz grundsätzliche Änderung der Bedeutung der Frauen im Verein trat jedoch 1983 ein: durch die erstmalige Verpflichtung einer weiblichen Chorleitung, nämlich von Lucia Lewczuk. Die Anstellung einer Dirigentin und der positive Eindruck, den diese Frau schon bald im Männerchor hinterließ, bahnte emotional den Weg für die Etablierung einer Abteilung für weibliche Aktive, zumal die Rahmenbedingungen dies als sinnvoll erscheinen ließen. Denn Anfang der achtziger Jahre war die Zahl der Mitglieder ebenso wie die der aktiven Sänger merklich zurück gegangen. Die Gründung des Frauenchors 1985 Unmittelbarer Anlass für die Initiative zur Gründung eines Frauenchors war ein Konzert des Gesangvereins Frohsinn Pfingstberg-Hochstätt in der Konrad-Duden-Schule im Oktober 1982, bei dem MGV-Vorstandsmitglied Jürgen Ruf und seine Frau Karin anwesend waren. Dabei trat auch der Frauenchor des Frohsinn auf, den dieser bereits im Jahre 1972 als erster Gesangverein der Region gegründet hatte. „Das wäre doch auch etwas für Euren Verein“, meinte Karin Ruf damals zu ihrem Mann im Angesicht der stattlichen Zahl an Sängerinnen.
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