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Festbuch 120 Jahre MGV

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Dienst getan und seine Frau kennengelernt. 56 Sänger gingen damals von der Gaststätte<br />

„Rheinauhafen“ aus mit einem Vorkriegsmodell eines Magirus-Deutz-Reisebusses auf<br />

große Fahrt. Die zweite große Sänger- und Konzertreise ging 1956 nach Differten im<br />

damals noch französisch verwalteten Saargebiet. Sänger Karl Schweizer, dessen Verwandte<br />

dort lebten, hatte Kontakt geknüpft zum dortigen Bergwerkschor. Die meisten<br />

der dortigen Sänger waren Bergleute der Grube Luisental, die sechs Jahr später durch<br />

ein großes Grubenunglück tragische Berühmtheit erlangen sollte, bei dem 299 Kumpel<br />

zu Tode kamen.<br />

Während der Heimreise der Sänger kam es zu einer Begebenheit, von der Teilnehmer<br />

noch lange erzählten. Auf der Rückfahrt mit dem Zug war dem Sänger Willi Weber übel<br />

geworden; er lehnte sich aus dem Fenster, verlor dabei aber seine Gebissprothese; geistesgegenwärtig<br />

wurde sie von Sänger Leo Maß, der ebenfalls aus dem Fenster geschaut<br />

hatte, aufgefangen. Ebenso geistesgegenwärtig bediente Helmut Schmitt den Auslöser<br />

seines Fotoapparates und überlieferte der Nachwelt damit das kuriose Bild dieses Vorfalls.<br />

Die bis dahin größte Veranstaltung des <strong>MGV</strong> nach dem Zweiten Weltkrieg konnte der<br />

Verein unter seinem damaligen Vorsitzenden Willy Geven 1956 anlässlich seines 60. Jubiläums<br />

feiern – mit einem großen Fest in den Apollo-Lichtspielen, dem früheren „Badischen<br />

Hof“, mit anschließendem Ball in der TSG Rheinau. Das Repertoire der Lieder<br />

stammte fast ausschließlich von Franz Schubert und Robert Schumann, eine Chorliteratur,<br />

die den Stempel Erich Benders trug. Bereits damals begeisterte Walter Morath in einem<br />

Tenorsolo – mit „Du bist die Ruh“ von Schubert. An der Spitze der Jubilare standen<br />

an jenem Abend Johann Stegmann, Franz Klube und Vinzenz Held, die für 50jährige<br />

Mitgliedschaft geehrt wurden. Zur Popularisierung der Festlichkeiten hatte der Verein in<br />

jenem Jahr bei der Textil-Firma Baral in der Neuhofer Straße (späterer Penny-Markt) ein<br />

Schaufenster mit Fahne, Pokalen und Notenheften ausgerichtet – ein Brauch, der wie so<br />

viele andere in den zurückliegenden Jahrzehnten verlorenging oder sich nicht mehr realisieren<br />

ließ.<br />

Ein Ausflug, an den sich viele Sänger ebenfalls noch genau erinnern, war jener im <strong>Jahre</strong><br />

1960 nach Hirschhorn am Neckar. Schirmherr des dortigen Wertungssingens war Adenauers<br />

damaliger Bundesaußenminister Heinrich von Brentano, der aus dieser Gegend<br />

stammte. Von dieser Reise gab es gleich zwei besondere Begebenheiten zu berichten.<br />

Zum einen hatten sich die Sänger Helmut Schmitt und Walter Morath kurzerhand in die<br />

Kutsche gesetzt, die für den Schirmherrn vorgesehen war, und sich mit dem Zylinder<br />

des Ministers fahren und fotografieren lassen. Zum zweiten hatten die Rheinauer das<br />

Wertungssingen zwar gewonnen, wurden aber nicht als Sieger geehrt; durch einen Trick<br />

schusterten die Veranstalter den ersten Platz dem örtlichen Gesangverein zu. Ob dieser<br />

Manipulation entzündete sich unter den örtlichen Sängern eine heftige Rauferei, der die<br />

Rheinauer Gäste gelassen zusahen.<br />

Besonders erwähnenswert war auch der Sängerausflug 1963 nach Bodersweier bei<br />

Kehl. Die Verbindung entstand durch den Sänger Michael Ehrhard, der aus dieser Gegend<br />

stammte. Von Bodersweier aus unternahmen die Sänger einen Abstecher nach<br />

Straßburg, wo sie das Münster besichtigten, vor allem aber das Gasthaus der Cousine<br />

des Vizedirigenten Gustl Stöckler …

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