Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
41<br />
Dienst getan und seine Frau kennengelernt. 56 Sänger gingen damals von der Gaststätte<br />
„Rheinauhafen“ aus mit einem Vorkriegsmodell eines Magirus-Deutz-Reisebusses auf<br />
große Fahrt. Die zweite große Sänger- und Konzertreise ging 1956 nach Differten im<br />
damals noch französisch verwalteten Saargebiet. Sänger Karl Schweizer, dessen Verwandte<br />
dort lebten, hatte Kontakt geknüpft zum dortigen Bergwerkschor. Die meisten<br />
der dortigen Sänger waren Bergleute der Grube Luisental, die sechs Jahr später durch<br />
ein großes Grubenunglück tragische Berühmtheit erlangen sollte, bei dem 299 Kumpel<br />
zu Tode kamen.<br />
Während der Heimreise der Sänger kam es zu einer Begebenheit, von der Teilnehmer<br />
noch lange erzählten. Auf der Rückfahrt mit dem Zug war dem Sänger Willi Weber übel<br />
geworden; er lehnte sich aus dem Fenster, verlor dabei aber seine Gebissprothese; geistesgegenwärtig<br />
wurde sie von Sänger Leo Maß, der ebenfalls aus dem Fenster geschaut<br />
hatte, aufgefangen. Ebenso geistesgegenwärtig bediente Helmut Schmitt den Auslöser<br />
seines Fotoapparates und überlieferte der Nachwelt damit das kuriose Bild dieses Vorfalls.<br />
Die bis dahin größte Veranstaltung des <strong>MGV</strong> nach dem Zweiten Weltkrieg konnte der<br />
Verein unter seinem damaligen Vorsitzenden Willy Geven 1956 anlässlich seines 60. Jubiläums<br />
feiern – mit einem großen Fest in den Apollo-Lichtspielen, dem früheren „Badischen<br />
Hof“, mit anschließendem Ball in der TSG Rheinau. Das Repertoire der Lieder<br />
stammte fast ausschließlich von Franz Schubert und Robert Schumann, eine Chorliteratur,<br />
die den Stempel Erich Benders trug. Bereits damals begeisterte Walter Morath in einem<br />
Tenorsolo – mit „Du bist die Ruh“ von Schubert. An der Spitze der Jubilare standen<br />
an jenem Abend Johann Stegmann, Franz Klube und Vinzenz Held, die für 50jährige<br />
Mitgliedschaft geehrt wurden. Zur Popularisierung der Festlichkeiten hatte der Verein in<br />
jenem Jahr bei der Textil-Firma Baral in der Neuhofer Straße (späterer Penny-Markt) ein<br />
Schaufenster mit Fahne, Pokalen und Notenheften ausgerichtet – ein Brauch, der wie so<br />
viele andere in den zurückliegenden Jahrzehnten verlorenging oder sich nicht mehr realisieren<br />
ließ.<br />
Ein Ausflug, an den sich viele Sänger ebenfalls noch genau erinnern, war jener im <strong>Jahre</strong><br />
1960 nach Hirschhorn am Neckar. Schirmherr des dortigen Wertungssingens war Adenauers<br />
damaliger Bundesaußenminister Heinrich von Brentano, der aus dieser Gegend<br />
stammte. Von dieser Reise gab es gleich zwei besondere Begebenheiten zu berichten.<br />
Zum einen hatten sich die Sänger Helmut Schmitt und Walter Morath kurzerhand in die<br />
Kutsche gesetzt, die für den Schirmherrn vorgesehen war, und sich mit dem Zylinder<br />
des Ministers fahren und fotografieren lassen. Zum zweiten hatten die Rheinauer das<br />
Wertungssingen zwar gewonnen, wurden aber nicht als Sieger geehrt; durch einen Trick<br />
schusterten die Veranstalter den ersten Platz dem örtlichen Gesangverein zu. Ob dieser<br />
Manipulation entzündete sich unter den örtlichen Sängern eine heftige Rauferei, der die<br />
Rheinauer Gäste gelassen zusahen.<br />
Besonders erwähnenswert war auch der Sängerausflug 1963 nach Bodersweier bei<br />
Kehl. Die Verbindung entstand durch den Sänger Michael Ehrhard, der aus dieser Gegend<br />
stammte. Von Bodersweier aus unternahmen die Sänger einen Abstecher nach<br />
Straßburg, wo sie das Münster besichtigten, vor allem aber das Gasthaus der Cousine<br />
des Vizedirigenten Gustl Stöckler …