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Erste Ausflüge der Nachkriegszeit<br />
Ihren ersten Familienausflug nach Wiedergründung des Vereins machten die Sänger mit<br />
zwei Lastwagen mit Holzvergaser-Antrieb, die Lino Facco und Kurt Buster zur Verfügung<br />
gestellt hatten. Auf den Holzbänken der Ladefläche musste das erforderliche Brennmaterial<br />
mitgeführt werden. Wie strahlten die Gesichter der Sänger, als die Reise nach<br />
Odenheim im Kraichgau ging und sie dort mit Erbsensuppe und Bockwurst verpflegt<br />
wurden? Lange noch schwelgten jene, die dabei waren, in ihren Erinnerungen von den<br />
Erlebnissen und Anekdoten.<br />
Der erste große Sängerausflug nach dem Kriege führte im August 1952 für drei Tage<br />
nach Obertreis im Westerwald. Dirigent Erich Bender hatte dort während des Krieges<br />
Dienst getan und seine Frau kennengelernt. 56 Sänger gingen damals von der Gaststätte<br />
„Rheinauhafen“ aus auf große Fahrt – mit einem Vorkriegsmodell eines Magirus-Deutz-<br />
Reisebusses.<br />
Die erste große Konzertreise ging 1956 nach Differten im damals noch französisch<br />
verwalteten Saargebiet. Sänger Karl Schweizer, dessen Verwandte dort lebten, hatte<br />
Kontakt geknüpft zum dortigen Bergwerkschor. Die meisten der dortigen Sänger waren<br />
Bergleute der Grube Luisental, die sechs Jahr später durch ein großes Grubenunglück<br />
tragische Berühmtheit erlangen sollte, bei dem 299 Kumpel zu Tode kamen.<br />
Während der Heimreise der Sänger kam es zu einer Begebenheit, von der Teilnehmer<br />
noch lange erzählten. Auf der Rückfahrt mit dem Zug war dem Sänger Willi Weber übel<br />
geworden; er lehnte sich aus dem Fenster, verlor dabei aber seine Gebissprothese; geistesgegenwärtig<br />
wurde sie von Sänger Leo Maß, der ebenfalls aus dem Fenster geschaut hatte,<br />
aufgefangen. Ebenso geistesgegenwärtig bediente Helmut Schmitt den Auslöser seines<br />
Fotoapparates und überlieferte der Nachwelt damit das kuriose Bild dieses Vorfalls.<br />
Die Ziele werden weiter<br />
Ein Ausflug, an den sich viele Sänger ebenfalls noch lange erinnerten, war jener im <strong>Jahre</strong><br />
1960 nach Hirschhorn am Neckar. Schirmherr des dortigen Wertungssingens war Adenauers<br />
damaliger Bundesaußenminister Heinrich von Brentano, der aus dieser Gegend<br />
stammte. Von dieser Reise gab es gleich zwei besondere Begebenheiten zu berichten.<br />
Zum einen hatten sich die Sänger Helmut Schmitt und Walter Morath kurzerhand in die<br />
Kutsche gesetzt, die für den Schirmherrn vorgesehen war, sich darin chauffieren und<br />
mit dem Zylinder des Ministers fotografieren lassen. Zum zweiten hatten die Rheinauer<br />
das Wertungssingen zwar gewonnen, wurden aber nicht als Sieger geehrt; durch einen<br />
Trick schusterten die Veranstalter den ersten Platz dem örtlichen Gesangverein zu. Ob<br />
dieser Manipulation entzündete sich unter den örtlichen Sängern eine heftige Rauferei,<br />
der die Rheinauer Gäste gelassen zusahen.<br />
Erwähnenswert war auch der Sängerausflug 1963 nach Bodersweier bei Kehl. Die<br />
Verbindung entstand durch den Sänger Michael Ehrhard, der aus dieser Gegend<br />
stammte. Von Bodersweier aus unternahmen die Sänger einen Abstecher nach Straßburg,