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Jahr einen Rückgang um nahezu 15 %, nämlich von 107 auf 96. Das konnte aber schnell<br />
wieder ausgebügelt werden: 1907 waren es bereits wieder 137 Mitglieder.<br />
Zu einer bemerkenswerten Generalversammlung kam es auch im <strong>Jahre</strong> 1912. Nach<br />
dem allgemein bedauerten Rücktritt des Vereinsvorsitzenden August Geißler kandidierten<br />
gleich fünf Sänger für das Amt des Vorsitzenden – so viele wie bis dahin und danach<br />
nie mehr in diesem Verein. Es waren dies die Sänger Rothacker, Klube, Benkert, Sinn und<br />
Stark. Von den 37 abgegebenen Stimmen erhielt Klube 33 Stimmen, die übrigen Kandidaten<br />
lediglich jeweils eine – ihre eigene. Klube, von Beruf Kesselschmied bei Eichtersheimer<br />
und Kirchenältester der Evangelischen Kirchengemeinde, übernahm den Vorsitz.<br />
Der Verein im Ersten Weltkrieg<br />
Eine schicksalsträchtige Entwicklung trug sich zwei <strong>Jahre</strong> danach zu: Am 1. August 1914<br />
erklärte Deutschland Russland den Krieg, der Erste Weltkrieg begann. Das Waldfest der<br />
Rheinauer Sänger, das für den 9. August 1914 geplant war, wurde vom Vorsitzenden<br />
Sinn umgehend abgesagt. Dafür entwickelte sich in dem Verein eine Welle der Solidarität<br />
für die an die Front einrückenden Vereinsmitglieder. In der Mitgliederversammlung<br />
vom 11. August machte der Sänger Klube den Vorschlag, vom Vereinskonto, das der<br />
<strong>MGV</strong> damals übrigens bei der Sparkasse in Schwetzingen unterhielt und das 700 Reichsmark<br />
umfasste, 100 Mark an das Rote Kreuz Rheinau zu überweisen. Dieser Antrag wurde<br />
einstimmig angenommen. Per Beschluss ermächtigte die Versammlung den Vorstand<br />
außerdem, aus eigenem Ermessen an notleidende Mitglieder Unterstützungsgelder<br />
bis zu einer Summe von 10 Mark zu gewähren.<br />
Am 25. September 1914 beschloss der Vorstand zusätzlich, im Felde kämpfende Sänger<br />
mit Paketen zu bedenken. Am 28. Oktober wurde ergänzend entschieden, dass darin<br />
vor allem Socken und Unterhosen geschickt werden sollen. Das Paket für den Sänger<br />
Auz, der sich bereits in französischer Kriegsgefangenschaft befand, sollte zurückgelegt<br />
werden, da zwischen Deutschland und Frankreich noch keine Vereinbarung über Hilfssendungen<br />
an Kriegsgefangene bestand.<br />
Am 30. Dezember 1914 beschloss der Vorstand, ein Konzert zu Gunsten des Roten<br />
Kreuzes Rheinau abzuhalten. Allerdings war zu jener Zeit die Probentätigkeit bereits<br />
schwer in Mitleidenschaft gezogen. Viele Sänger und auch Dirigent Schweizer waren<br />
zum Kriegsdienst eingezogen worden. Bereits am Ende des ersten Kriegsjahres waren<br />
die ersten Vereinsmitglieder „auf dem Felde der Ehre gefallen", wie es im Protokoll der<br />
Generalversammlung vom 31. Juli 1915 hieß. In jener Sitzung übten einige Vereinsmitglieder<br />
übrigens heftige Kritik daran, dass die „Rheinauer Zeitung“ für zwei Todesanzeigen<br />
des Vereins zu Ehren verstorbener Sänger den gleich hohen Preis berechnet hatte<br />
wie für gewerbliche Werbeanzeigen.<br />
Auch lange nach dem Ende des Krieges und der November-Revolution von 1918<br />
herrschte auf Grund der Inflation noch große wirtschaftliche Not, sodass das 25. Jubiläum<br />
des <strong>MGV</strong> im <strong>Jahre</strong> 1921 nicht groß gefeiert werden konnte. Das änderte sich erst allmählich:<br />
Die Mitte und das Ende der zwanziger <strong>Jahre</strong> waren auch für den <strong>MGV</strong> 1896<br />
golden. Der Chor nahm erfolgreich an Preis- und Freundschaftssingen teil. Das erste<br />
dieser Art in Altrip ist vielen damaligen Teilnehmern zur Legende geworden.