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Die prächtigste Veranstaltung des <strong>MGV</strong> in den siebziger und achtziger <strong>Jahre</strong>n war ohne<br />
Zweifel der alljährliche Bürgerball. Erstmals veranstaltet wurde er 1977, damals noch<br />
gemeinsam mit dem Facco-Chor und unter dem Titel „Lieder der Welt". Doch schon<br />
zwei Jahr darauf wurde er vom <strong>MGV</strong> alleine getragen, dessen Vorstandsmitglied Dieter<br />
Schmidt ihn ohnehin von Anfang an entscheidend mit organisiert hatte. Zugleich wurde<br />
die Veranstaltung vom Frühjahr in den Herbst verlegt und fortan „Bürgerball“ genannt.<br />
Anfangs gelang es den Organisatoren, renommierte Interpreten zu gewinnen, allen<br />
voran den Chor der US-Army, die „Blauen Jungs“ aus Bremerhaven oder die durch Fernsehauftritte<br />
bekannte Opernsängern Grit van Jüten vom Nationaltheater Mannheim.<br />
Später beschränkte sich der Verein aus finanziellen Gründen auf die Stars der Region, so<br />
1985 Professor Edith Jaeger-Pietzsch mit ihren Gesangsschülern, die in den <strong>Jahre</strong>n darauf<br />
noch von sich reden machen sollten. 1987 trat ein kleines Ensemble des Nationaltheaters<br />
auf, bestehend aus der Sopranistin Jutta Reisinger, dem Tenor Kenneth Ross<br />
und der Pianistin Kathleen Maurer. 1988 folgten mit internationaler Folklore 17 Aktive<br />
der Folk-Family aus Edingen, quasi eine kleine Regionalausgabe der „Kelly Family“.<br />
Zum 13. Bürgerball, zugleich der 95. Geburtstag des Vereins, gelang es, Robert Pappert<br />
(1930-2010), einen der bekanntesten deutschen Volkslied-Komponisten, zu gewinnen.<br />
Seine rund 1400 Lieder werden von Gesangvereinen in ganz Deutschland gesungen,<br />
natürlich auch vom <strong>MGV</strong> 1896 Rheinau, so etwa die „Kleine Madonna“, die Walter<br />
Morath stets so unnachahmlich zu intonieren vermochte, oder die „Sterne der Heimat".<br />
Wie die Rheinauer an jenem Abend seine Werke sangen, das begeisterte den Meister:<br />
„Der Solist der Kleinen Madonna war wundervoll“, schwärmte Pappert im Interview mit<br />
Konstantin Groß für den „Mannheimer Morgen“. Und die „Sterne der Heimat“ habe er<br />
selbst erstmals überhaupt von einem Chor gehört. Beeindruckt von dieser Veranstaltung,<br />
komponierte der Meister einen Chor mit dem Titel „Tanz mit mir“, den er dem<br />
<strong>MGV</strong> 1896 Rheinau widmete.<br />
1993 fand der letzte Bürgerball mit dem veränderten Konzept eines Oldie-Abends<br />
statt. Und obwohl der Saal gerammelt voll war, blieben dem Verein nach Abzug aller<br />
Unkosten gerade einmal 150 D-Mark übrig – zu wenig angesichts der unsäglichen Mühen<br />
bei Planung, Organisation und Vorbereitung einer solchen Mammutveranstaltung. Seither<br />
fand kein Bürgerball mehr statt.<br />
Die andere große Veranstaltung, durch die die Sänger in Rheinau bekannt wurden,<br />
war das 1980 ins Leben gerufene Marktplatzfest. Im Veranstaltungskalender des Stadtteils<br />
hatte es schnell seinen festen Platz, und zwar jeweils am letzten Wochenende im Juni.<br />
Charakteristisch für diese Veranstaltung waren lange Zeit die Holzbuden, die um den<br />
Platz herum gruppiert waren. Erst 1995 ging man auf die nun in Mode gekommenen<br />
weißen Partyzelte über, die für die Sänger auch viel leichter aufzubauen waren. Was das<br />
Musikprogramm betraf, so war es lange Tradition und Attraktion zugleich, am zweiten<br />
Tag des Festes, also jeweils samstags, eine auswärtige Trachtenkapelle spielen zu lassen,<br />
zumeist den Musikverein aus Neuschönau in der Nähe von Passau oder die Trachtenkapelle<br />
aus Böffingen im Schwarzwald sowie aus Roßhaupten im Allgäu. Doch mit der<br />
Zeit wurden die Kosten immer unerschwinglicher; seit 1993 verzichten die Rheinauer<br />
schweren Herzens auf diesen Programmpunkt. 1997 fand das letzte Marktplatzfest statt;<br />
stattdessen beteiligten sich die Sänger an dem 1990 gegründeten Stadtteilfest „Fröhliche<br />
Meile“ des Gemeinnützigen Vereins Rheinau mit einem Stand und Gesangsauftritten<br />
zur Eröffnung.