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Festbuch 120 Jahre MGV

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Die folgenden <strong>Jahre</strong> erlebten eine rasche Fluktuation an Dirigenten. Innerhalb nur eines<br />

Jahrzehnts amtierten fünf Chorleiter, von denen der junge Musiklehrer am Moll-Gymnasium<br />

Mannheim, Jürgen Karl, mit vier <strong>Jahre</strong>n Amtszeit schon der dienstälteste war. Sein<br />

Nachfolger Gerhard Schmidt aus Ketsch war am 16. Dezember 1981 zum Dirigenten<br />

berufen worden. Doch im Chor regte sich schon bald Unmut, vor allem über seine Liedauswahl.<br />

Der Besuch bei den Singstunden ging zurück. Das Fass zum Überlaufen brachte<br />

schließlich Schmidts Forderung, die Singstunden zu verlegen. Ab Februar 1983, so<br />

hatte er dem Vorstand mitgeteilt, habe er dienstags keine Zeit mehr, sondern nur noch<br />

donnerstags.<br />

Auf der Generalversammlung am 9. Januar 1983 im Vereinslokal „Zum Rheinauhafen“<br />

brach sich der Unmut der Sänger Bahn. Harald und Roland Hipp machten offen das<br />

vom Dirigenten ausgewählte Liedgut für den sinkenden Singstunden-Besuch verantwortlich.<br />

Weiter berichtet das Protokollbuch über die Diskussion: „Günter Plöchinger<br />

meinte, dass es das Mitverschulden des momentanen Dirigenten ist, dass Missmut bei den<br />

Sängern aufkommt.“ Vorsitzender Helmut Schmitt stellte sich jedoch vor den Dirigenten<br />

und wies die Kritik an ihm als „enttäuschend“ zurück. Die vom Dirigenten gewünschte<br />

Verlegung der Singstunde auf den Donnerstag wurde in einer formellen Abstimmung<br />

denn auch bei nur drei Gegenstimmen gebilligt.<br />

Doch das Verhältnis zwischen Verein und Dirigent war zerrüttet. Im „Mannheimer<br />

Morgen“ gab Manfred Hipp im Namen des Vorstandes eine Anzeige auf, in der die Stelle<br />

des Dirigenten ausgeschrieben wurde. Daraufhin meldeten sich zehn Männer und Frauen,<br />

darunter Lucia Lewczuk.<br />

Die Ära Lucia Lewczuk<br />

1981 machte Lucia Lewczuk bei der Neckarauer Fahrschule Konnowski ihren Führerschein.<br />

Konnowskis Schwiegervater aber war Emil Schumacher, der legendäre Kreischorleiter<br />

aus Neckarau. Er entdeckte die Begabung der jungen Frau für den Chorgesang<br />

und gewann sie zunächst dafür, den Neckarauer Frauenchor 1924 als Solistin und<br />

am Klavier zu begleiten. Beim Weihnachtskonzert dieses Frauenchors im Dezember<br />

1982 fiel sie bereits Helmut Schmitt auf, dem damaligen Vorsitzenden des Männergesangvereins<br />

1896 Rheinau.<br />

Als Schmitt nun Anfang 1983 das Bewerbungsschreiben Lucia Lewczuks auf die Stellenanzeige<br />

des Vereins erhielt, da erinnerte er sich an die junge Dirigentin, die er wenige<br />

Wochen zuvor beim Weihnachtskonzert des Frauenchors 1924 Neckarau gesehen hatte.<br />

Beide Seiten wurden sich schnell einig, und mit Wirkung vom 1. Februar 1983 wurde sie<br />

als Dirigentin angestellt. Im Protokollbuch des Vereins ist unter diesem Datum vermerkt:<br />

„Nachdem wir am vergangenen Dienstag unseren alten Dirigenten, Herrn Gerhard Schmidt,<br />

verabschiedet hatten, stellte sich nun heute Frau Lucia Lewczuk als neue Dirigentin vor. Dies<br />

ist einmalig in der Geschichte des <strong>MGV</strong> 1896, denn bisher gab es immer nur männliche<br />

Chorleiter.“ Doch es war mehr: Es war einmalig in der gesamten Region!

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