20171020-Der_Spiegel_Nachrichtenmagazin
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
harvardbusinessmanager.de<br />
JETZT IM HANDEL:<br />
SCHWERPUNKT<br />
KÜNSTLICHE INTELLIGENZ<br />
Weitere Themen:<br />
START-UP-LABORE<br />
Wie Konzerne Innovationen entdecken<br />
ENTSCHEIDUNGEN<br />
Wann Aristoteles mehr hilft als Big Data<br />
UNTERNEHMENSFÜHRUNG<br />
GE-Topmann Jeffrey Immelt zieht Bilanz<br />
Wissenschaft<br />
zulassen, sondern „noch viel weiter<br />
gehen“.<br />
‣ Er forderte seine Anhänger auf Wahlveranstaltungen<br />
auf, Protestler zusammenzuschlagen<br />
(„Prügelt ihnen die Seele<br />
aus dem Leib. Ich zahle den Anwalt.<br />
Versprochen“).<br />
‣ Er rief Waffennarren kaum verhohlen<br />
dazu auf, seine Konkurrentin Hillary<br />
Clinton zu erschießen.<br />
‣ Er erklärte sich selbst für unantastbar<br />
(„Ich könnte mitten auf der Fifth Avenue<br />
jemanden erschießen, und es würde<br />
mich keine einzige Wählerstimme kosten“).<br />
‣ Er äußerte verschiedentlich Unverständnis<br />
darüber, warum man Atomwaffen,<br />
wenn man sie schon habe, nicht auch<br />
nutzen dürfe.<br />
„Androhung von Gewalt, Prahlerei mit<br />
Gewalt, Anstiftung zu Gewalt“, resümiert<br />
Gilligan. Für ihn gibt es keinen Zweifel:<br />
Donald Trump spricht die Sprache eines<br />
Diktators.<br />
Gilligans Kollege Tansey pflichtet ihm<br />
in seinem Buchkapitel bei. Ihn ängstigt vor<br />
allem die Bewunderung, die Trump für Gewaltherrscher<br />
bekundet hat. Über Saddam<br />
Hussein sagte Trump: „Er hat Terroristen<br />
getötet. Das hat er so gut gemacht! Sie haben<br />
ihnen nicht ihre Rechte vorgelesen.<br />
Sie haben nicht geredet. Du warst ein<br />
Terrorist, und das war’s.“ Und über Putin<br />
verkündete er im Wahlkampf: „In puncto<br />
Führung kriegt er ein A, und unser Präsident<br />
schneidet nicht so gut ab.“ Ähnliche<br />
Hochachtung wie für Saddam oder Putin,<br />
sagt Tansey, habe Trump früheren US-<br />
Präsidenten gegenüber nie zum Ausdruck<br />
gebracht.<br />
Despoten hätten auf Trump eine große<br />
Anziehungskraft, erklärt Tansey, denn ihre<br />
absolute Macht sei das, wovon er selbst<br />
träume. Er sehne sich nach der bedingungslosen<br />
Verehrung seiner Fans und der physischen<br />
Vernichtung seiner Gegner, so wie<br />
es nur in einer Diktatur möglich ist.<br />
Das sind massive Vorwürfe. Und Gilligan<br />
steigert sie noch, indem er auf das<br />
nukleare Inferno verweist, das auszulösen<br />
nun einem möglicherweise Geistesgestörten<br />
überlassen sei: „Er kann in wenigen<br />
Sekunden mehr Menschen töten, als jeder<br />
Diktator der Vergangenheit es in seiner<br />
gesamten Regierungszeit konnte.“<br />
Doch was können die 27 Experten mit<br />
ihrer niederschmetternden Analyse er -<br />
reichen?<br />
Leonard Glass hofft, der Begeisterung<br />
der Trump-Anhänger mit seiner Expertise<br />
etwas entgegensetzen zu können: „Die<br />
Leute glauben, Donald Trump sei ein richtiger<br />
Kerl“, sagt er. „Sie denken: <strong>Der</strong> hat<br />
Mumm, der hat Geld, der lässt sich von<br />
niemandem was sagen.“ Deshalb sei es<br />
wichtig, den Menschen zu erklären, dass<br />
all das aufgeblasene Geprahle vermutlich<br />
114 DER SPIEGEL 43 / 2017