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neration kennen noch diese deutschen Familientreffen. Da gab es den Nazi-Opa und den Onkel, der bei der SS war, und die sonderten dann ihre Sprüche ab. Und solche Sprüche kommen plötzlich wieder. Warum sollte man das als Rechtspopulismus bezeichnen? Ist Herr Höcke ein Rechtspopulist oder ein Nazi? Mir geht dieses Drumrumgerede auf den Keks. SPIEGEL: Herr Höcke steht auch in der AfD am rechten Rand. Fischer: Da sind viele in der aktiven Mitgliedschaft und Führung der AfD, die reden wie Nazis und die denken wie Nazis. Gauland will sich „unser Land“ und „unser Volk zurückholen“. Ja hallo, kennen wir das nicht? Ich hatte gehofft und gedacht, wir wären gesellschaftlich weiter. Aber man muss zur Kenntnis nehmen: Sie sind wieder da. SPIEGEL: Sind dann auch die 12,6 Prozent der Wähler, die AfD gewählt haben, Nazis? Fischer: Da muss man unterscheiden. Aber wir sollten nicht vergessen, nach 1945 hieß es: Wir wurden verführt, die Nazibonzen waren schuld an allem, was Deutschland anderen und sich selbst angetan hat. Wenn ich heute Herrn Gauland höre oder Herrn Höcke, dann habe ich immer das Bild des zerstörten Köln vor Augen, aus dem der Dom herausragt. Man kann heute nicht einfach sagen: Ich wusste das nicht, ich war frustriert. Wir wissen doch, wie dieser Film endet. SPIEGEL: Die Sprüche, die Sie von Ihren Familientreffen kennen: Sind die auf einmal wieder da, oder waren sie immer da und man hat sie nicht hören wollen? Fischer: Ich kann Ihnen diese Frage nicht beantworten. Es gibt Überzeugungen, die sich nicht erklären lassen. Was da so alles von sich gegeben wird, etwa dass Deutschland ein besetztes Land sei. Das ist doch hanebüchen. Mich hat das überrascht. Ich hatte ehrlich gedacht, wir seien weiter. SPIEGEL: Wie erklären Sie sich, dass wir nicht so weit sind, wie man dachte? Fischer: Man kann lange nach Erklärungen suchen. Ich habe noch keine überzeugende gehört oder gelesen. Jetzt ist es halt so. Darauf muss man reagieren. SPIEGEL: Wie denn? Fischer: Man muss die Auseinandersetzung an jedem einzelnen Punkt hart und unnachgiebig führen und Deutschland nicht diesen Gestalten überlassen oder denen gar hinterherrennen. Auf der anderen Seite darf man sich aber auch nicht durch jede Provokation gleich auf die Zinne treiben lassen. Das ist ja oft beabsichtigt. Da empfehle ich aus der Erfahrung im Umgang mit den Nazi-Opas, die ja offensichtlich wieder da sind, eine gewisse Grundgelassenheit. * Mit den Redakteuren Ann-Katrin Müller und Ralf Neukirch in seinem Berliner Büro. Deutschland SPIEGEL: Gelassenheit und Korrektheit werden im Umgang mit der AfD nicht reichen. Fischer: Es ist ja nicht nur diese Partei. Es gibt Pegida, die Identitären und viele andere Strömungen. Wir erleben den Versuch von rechts, die Achtundsechziger zu kopieren und die Diskurshoheit zu erreichen. SPIEGEL: Wo sehen Sie die Parallele zur Studentenbewegung von damals? Fischer: In gewissen Aktionsformen, dem Mittel der Provokation, den Veröffentlichungen kleiner Verlage mit provokanten Titeln, dem Nutzen von Buchmessen als Forum, diese Dinge meine ich. SPIEGEL: Hat Frau Merkel die AfD ermöglicht, indem sie die CDU zu weit nach links gerückt und damit den Platz am rechten Rand frei gemacht hat? Fischer: Nein, nein, nein. Ich will jetzt nicht Angela Merkel verteidigen, aber wo wären denn die Wahlergebnisse der Union in den Städten, wenn sie die rechte Flanke geschlossen hätte? Da hätte sie eine Reihe von schweren Niederlagen zu verantworten gehabt. Fischer beim SPIEGEL-Gespräch* „Ich hatte gedacht, wir seien weiter“ SPIEGEL: Die CSU ist da anderer Meinung. Fischer: Ich habe zuletzt Edmund Stoiber im Fernsehen gesehen. <strong>Der</strong> ist ganz besessen von der Idee eines Rechtsrucks. Falsch ist es trotzdem. Man muss wissen: Für die CSU ist die absolute Mehrheit in Bayern wichtig, für den Rest der Republik eher nicht. SPIEGEL: Unter den Konservativen in der Union gilt der österreichische Außenminister Sebastian Kurz als neuer Held. Dessen ÖVP hat mit einem dezidiert rechten Kurs die FPÖ bei der Nationalratswahl noch überflügelt. Fischer: Ich halte es lieber mit Macron und Frankreich als mit Kurz, Strache und Österreich. Wenn Kurz keine Große Koalition will, dann kann er nur mithilfe einer rechtsradikalen Partei Kanzler werden. Das sollten all diejenigen bedenken, die jetzt Jamaika schlechtreden und der Union einen Schwenk nach rechts empfehlen. Wenn die CSU das will, dann stellt sie das historische Fundament der Unionsparteien und das Erbe Konrad Adenauers infrage. Das sollte sie sich gut überlegen. SPIEGEL: Herr Fischer, wir danken Ihnen für dieses Gespräch. DER SPIEGEL 43 / 2017 37 HERMANN BREDEHORST / DER SPIEGEL Investitionen sicher entscheiden? 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