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„Was machen Sie hier? Ich denke, Sie sind wieder in Hamburg. Ich …“.<br />
Es scheint, als nehme die Hebamme ihr das Telefon aus der Hand.<br />
Laras Hände greifen ihm vergeblich hinterher.<br />
„Aber ich muss die Polizei anrufen“, sagt sie. „Ich habe Jonathan ausgesetzt.<br />
Er … mein Mann, er will, er wollte …. Ich muss die Polizei anrufen.<br />
Geben Sie mir das Telefon zurück. Bitte.“<br />
Ihre Unruhe hat sich sofort wieder gesteigert. Mit dem Oberkörper<br />
ist sie bereits wieder halb hochgekommen. Sie schaut über die Rückenlehne<br />
des Sofas. Dort steht Marlies Schwalm und denkt gar nicht<br />
daran, ihr das Telefon zurückzugeben.<br />
„Bitte!“, wiederholt sie. „Ich muss telefonieren. Bruno kann jeden<br />
Augenblick wieder hier sein. Geben Sie mir schnell das Telefon. Nun<br />
machen Sie schon!“<br />
Langsam wird sie wütend. Aber dann fällt sie unvermittelt wieder in<br />
sich zusammen. Irgendetwas muss passiert sein. Nach außen ist aber<br />
nicht erkennbar, was das ist.<br />
„Was ist los?“, fragt Schuberth leise. „Ist Bruno gekommen?“<br />
Lara nickt resigniert.<br />
„Er steht schon eine Weile da“, sagt sie, plötzlich weinerlich wie ein<br />
Kind. „Ich hab ihn nur nicht gesehen.“<br />
Alles Leben scheint plötzlich aus ihr gewichen zu sein. Sie hat nicht<br />
mal mehr die Kraft, von sich aus weiterzureden. Ich sehe Schuberth<br />
an, dass er kurz davor ist, die Sitzung abzubrechen. Wahrscheinlich<br />
hat er Angst, dass die Dinge außer Kontrolle geraten. Wir stehen an<br />
einer Gabelung und es fehlt das Hinweisschild, welcher Weg der richtige<br />
ist. Die Entscheidung liegt allein bei Schuberth. Er ist unser Scout.<br />
Ein plötzlich zögerlicher Scout, was mich beunruhigt. Auch Lara wartet.<br />
Sie ist voller Angst. Mir wird klar, dass ich sie nicht lange in diesem<br />
Zustand belassen werde. Ich überlege ernsthaft, die Sitzung von mir<br />
aus zu unterbrechen.<br />
„Was passiert weiter?“, fragt Schuberth schließlich. Seine Entscheidung<br />
ist gefallen, aber ich bin nicht sicher, ob seine Zweifel sich aufgelöst<br />
haben.<br />
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