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anderes. Bis an mein Lebensende hätte ich einfach nur so sitzen können<br />
und ihr zuschauen, wie sie schlief und Kräfte in sich sammelte.<br />
Ich wollte nichts.<br />
Dann schlug sie die Augen auf. Ich hatte ewig nicht zur Uhr geschaut,<br />
es war bereits nach sieben. Die Zeit der Ruhe und des Wartens war<br />
vorbei. Jetzt war es wichtig, zu handeln. Die Dinge mussten sich entwickeln.<br />
Stillstand gefährdete nicht nur unsere Liebe, sondern vor allem<br />
Lara selbst.<br />
Unbedingt und möglichst schnell musste sie wissen, was in der Weihnachtsnacht<br />
vor zweieinhalb Jahren weiter passiert war. Sonst würde<br />
sie auch in Zukunft keine ruhige Minute haben. Genau wie während<br />
der letzten Jahre.<br />
Inzwischen hatte das Rad längst begonnen, sich schneller zu drehen.<br />
Die Frage war, wie lange ein Mensch das alles aushalten konnte, ohne<br />
den Verstand zu verlieren.<br />
Ich legte mich zu Lara, streichelte ihr Gesicht.<br />
„Guten Morgen“, sagte ich leise und küsste sie.<br />
Lara bettete sich in meinen Arm. Sie brauchte eine Weile, um sich darüber<br />
klar zu werden, wo wir uns befanden und was passiert war. Ihr<br />
Körper fühlte sich warm und gut an. Ich unterdrückte mein Verlangen<br />
nach mehr. Es war nicht die Zeit.<br />
„Lass uns gleich nach dem Frühstück losfahren“, sagte ich.<br />
„Und wohin?“, fragte Lara überrascht.<br />
„Nach Hause“, sagte ich.<br />
„Zu Maurice?“<br />
Der Gedanke schien sie kurz zu beflügeln, aber schon im nächsten Moment<br />
zusätzlich zu hemmen. Genau das war es! Das war der Grund,<br />
aus dem wir handeln mussten. Die Dinge waren in Fluss geraten, wir<br />
durften sie nicht aus Angst wieder versickern lassen. Wir durften nicht<br />
vor dem, was möglicherweise ans Tageslicht kommen konnte, erstarren<br />
wie das Kaninchen vor der Schlange. Wir mussten alle Energie<br />
und Willenskraft sammeln und mit unserem ganzen Mut noch einmal<br />
durchstarten, um die Wahrheit zu erfahren, wie auch immer die aus-<br />
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