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Suche der Polizei natürlich weiter, aber wir wurden ruhiger. Die Nachforschungen<br />

schienen nicht mehr ganz so fieberhaft zu laufen, und<br />

es gab weiter nichts Zählbares. Auch in der Presse las man nur noch<br />

selten über den Fall.<br />

Unsere Hoffnungen, dass wir nun endlich unsere Familie gründen<br />

konnten, wurden konkreter. Auch wenn diese nun kleiner ausfallen<br />

würde als ursprünglich geplant. Ich für meinen Teil konnte schon damals<br />

sagen, dass Maurice mir voll und ganz genügte.<br />

Bei Nina schien das zunächst ähnlich zu sein. Wir teilten die Sorge,<br />

dass Maurice uns wieder weggenommen werden könnte. Ebenso wie<br />

die Freude über seine tolle Entwicklung. Wir hatten jede Menge Spaß<br />

mit ihm und waren glücklich über jeden Tag, den wir zusammen verbringen<br />

konnten.<br />

Das Schweigen voll unausgesprochener Vorwürfe und Selbstvorwürfe,<br />

das uns seit Monaten beherrscht hatte, löste sich auf. Wie eine<br />

schwere Decke hatte es auf uns gelastet, und jetzt flatterte es wie ein<br />

leichtes, buntes Tuch im Sommerwind davon. Es war, als könnten wir<br />

beide endlich wieder frei atmen.<br />

Und unser Glück hatte einen Namen: Es hieß Maurice.<br />

So jedenfalls empfand ich es. Mein Himmel war wieder ungetrübt<br />

blau. Dass sich an Ninas Himmel dagegen schon bald erste kleine<br />

Wölkchen bildeten, spürte ich zunächst nicht, und ich könnte auch<br />

nicht sagen, wann genau es damit anfing. Vielleicht war ich in meinem<br />

eigenen Glück blind für ihre wachsende Unzufriedenheit. Als ich<br />

es endlich merkte, glaubte ich zunächst an etwas Vorübergehendes<br />

wie schlechte Laune. Mit den Möglichkeiten, mir selbst etwas vorzumachen,<br />

war es erst vorbei, als Nina mich direkt ansprach:<br />

„Ich bin keine gute Mutter für Maurice“, sagte sie.<br />

Wir befanden uns auf einem kleinen Spaziergang am gepflasterten<br />

Strand. Es war ein sonniger, aber noch recht kühler Frühlingstag. Wie<br />

immer auf diesen Spaziergängen schlief Maurice tief und fest. Ich<br />

schob seinen Wagen vor mir her. Ich liebte den Anblick seines friedlichen<br />

Gesichts auf dem Kissen.<br />

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