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Oktober KONTAKT <strong>2012</strong><br />
Franziskus - Gestalt der<br />
westlichen Mystik<br />
Vor kurzem sagte der Moderator einer Musiksendung<br />
ein Wort, das mich überraschte: „Franz von Assisi ist die<br />
wirkmächtigste Gestalt des Mittelalters." Ich frage mich,<br />
wie kann der Heilige aus Assisi das sein, wenn er doch<br />
völlig machtlos und arm lebte.<br />
Ich meine, im Leben des hl. Franziskus Spuren zu sehen,<br />
die bis in unsere Zeit herein wirken. Nur ein Beispiel:<br />
Sein Umgang mit der Schöpfung ist so einzigartig,<br />
dass ihn Kirche und Gesellschaft als Vorbild für den<br />
Umgang mit Gottes Schöpfung bis heute verstehen. Nicht<br />
umsonst dauert die von der orthodoxen Kirche angeregte<br />
Schöpfungszeit vom 1. September bis zum Fest des hl.<br />
Franziskus am 4. Oktober.<br />
Je länger ich mich mit der Person des hl. Franziskus<br />
beschäftige - und es sind nun schon gut sechzig Jahre<br />
- umso mehr fasziniert er mich. Das ist auch einer<br />
der Gründe, warum ich mich nach dem Jakobsweg<br />
entschlossen habe, den Franziskusweg zu gehen, heuer<br />
zum zweiten Mal. Er führte mich diesmal von Assisi aus<br />
nach Süden zu den Einsiedeleien des hl. Franziskus. In<br />
Assisi verbrachte ich einige Tage, um die Orte, die für<br />
mich Assisi ausmachen, zu erleben: San Francesco mit<br />
der Krypta des hl. Franziskus und der Oberkirche mit den<br />
herrlichen Freskos von Giotto, Santa Chiara mit dem Grab<br />
der hl. Klara und dem Originalkreuz, von dem Franziskus<br />
den Aufrag erhielt, die Kirche wieder aufzubauen, San<br />
Damiano mit seiner bedeutungsvollen Geschichte für<br />
Franziskus und Klara, die Carceri und Santa Maria degli<br />
Angeli mit der Portiunkulakapelle, wo Franziskus seine<br />
Berufung verstanden hat.<br />
Der Weg führte mich über Spello, Foligno und Bevagna,<br />
Vwo Franziskus den Vögeln gepredigt hatte, nach<br />
Montefalco. Weiter ging es nach Spoleto. Hier erinnerte<br />
ich mich an den Traum des Franziskus, in dem er gefragt<br />
wurde, wem er eigentlich dienen wolle: dem Herrn oder<br />
dem Knecht. Dieser Traum bewog ihn, seine Ritterträume<br />
aufzugeben und nach Assisi zurückzukehren und seinen<br />
Weg im Dienst des größeren Herrn, im Dienst Gottes zu<br />
gehen.<br />
Dann lagen die Einsiedeleien vor mir, nahezu alle um<br />
das Tal von Rieti gelegen und jede mit einer besonderen<br />
Bedeutung für Franziskus und einer Botschaft für mich:<br />
Lo Speco di Nami, Greccio, Fonte Colombo, La Foresta,<br />
Poggio Bustone.<br />
In Rieti gab es eine Ausstellung über „Francesco il Santo"<br />
mit dem Untertitel „Franziskus — Gestalt der westlichen<br />
Mystik". Da wurde mir die Bedeutung des hl. Franziskus<br />
für damals und heute besonders bewusst. La Vema, wo<br />
Franziskus die Wundmale empfangen hat, und Padua, die<br />
Stadt des hl. Antonius, meines Namenspatrons, standen<br />
zum Abschluss meines Pilgerweges auf dem Programm.<br />
Der hl. Bernardin begegnet auf dem Franziskusweg oft<br />
Der Franziskusweg war für mich heuer sehr anstrengend.<br />
Der Rucksack und vor allem die große Hitze — in Spoleto<br />
zeigte das Thermometer 43 Grad an — erlaubten es mir<br />
nicht, die Kilometer zu gehen, die ich vor hatte. Ein<br />
paarmal kürzte ich die Tagesetappen und benützte den<br />
Autobus, um ans Tagesziel zu kommen.<br />
Meditationen zu Texten des hl. Franziskus und der hl.<br />
Klara, Gebet, vor allem der Rosenkranz auf den langen<br />
Wegen, hl. Messe und Beichte gehörten zum Programm<br />
meines Pilgerweges.<br />
Im Gebet dachte ich auch an die vielen, die mit mir<br />
mein Priesterjubiläum gefeiert und mir gute Wünsche<br />
geschrieben und zugesagt haben und die mich<br />
beschenkt haben.<br />
Mit R Anton feierten Msgr. Gombotz und P. Wolfgang<br />
Ihnen allen sage ich ein großes Dankeschön und ein<br />
aufrichtiges Vergelt's Gott! Möge der hl. Franziskus<br />
unserer Franziskanerpfarre den Segen Gottes<br />
erbitten!<br />
Ihr P. Anton Bruck<br />
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