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#387-397 2012

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Juli/August KONTAKT <strong>2012</strong><br />

Gedanken zur Urlaubszeit<br />

Wir stehen am Anfang der Ferienzeit und ich finde,<br />

da passen ganz gut die Worte Jesu, die er zu seinen<br />

erschöpften Jüngern gesagt hat: „Kommt mit an<br />

einen einsamen Ort, wo wir allein sind und ruht ein<br />

wenig aus." Ausruhen — Zeit nehmen, Zeit haben.<br />

Noch nie waren wir Menschen so ruhelos wie gerade<br />

heute. Vor kurzem habe ich gelesen, dass die meisten<br />

Medikamente, die wir einnehmen, Beruhigungspillen<br />

sind. Das im Alltag tausendmal gehörte Wort: „Ich hab<br />

keine Zeit", ist Ausdruck unserer unruhigen, hastigen<br />

Lebensweise, die uns krank macht. Zeit nehmen<br />

— wäre ein Schlüsselwort für erholsame Feiertage,<br />

das Geheimnis eines guten Urlaubs, viel wichtiger als<br />

Urlaubsbräune und Urlaubsziel.<br />

Ausruhen<br />

enn schon der Alltag davon<br />

geprägt ist, dass wir eben<br />

wenig Zeit haben, dann soll<br />

die Urlaubszeit meine Zeit<br />

sein. Das ist nicht egoistisch,<br />

vielmehr wichtig, um zu<br />

sich zu kommen, selber sein<br />

Art als heilsame Unt<br />

in der Hektik wieder zur Ruhe.<br />

Menschsein verwirklichen<br />

zu können. Zeit haben, um<br />

über sich selber nachzudenken, Bilanz zu ziehen,<br />

Versäumtes einzugestehen und Ziele für die Zukunft<br />

genauer zu überdenken. So wie man bei einer<br />

Wanderung auch nicht Stunden für Stunden durch die<br />

Gegend marschiert, sondern immer wieder einmal<br />

eine Verschnaufpause einlegt, so muss auch das<br />

.!'...,eben solche Verschnaufpausen haben. Die Ferienzeit<br />

bietet hierzu Gelegenheit. Ausruhen ist wichtig für<br />

den Menschen! Der Mensch ist keine Maschine. Wir<br />

können nicht ununterbrochen funktionieren. Arbeit<br />

und Erholung, Spannung und Entspannung gehören<br />

untrennbar zusammen wie Einatmen und Ausatmen.<br />

Wer das vergisst und von morgens bis abends in Betrieb<br />

ist, kommt unweigerlich aus dem Gleichgewicht.<br />

Darum hat uns Gott den Sabbat. den Ruhetag, gegeben<br />

und diesen Tag — nicht die Werktage! — gesegnet. Jeder<br />

muss prüfen, wo er am besten ausruhen kann: vielleicht<br />

daheim, vielleicht auf Reisen.<br />

Ausruhen beim Herrn<br />

Ferien von Gott kann es nicht geben. Den wirklichen<br />

Frieden, die innere Harmonie, Ausgeglichenheit,<br />

Zufriedenheit und Gelassenheit - finden wir bei ihm<br />

- oder wir finden sie nirgends. Gerade die Urlaubszeit<br />

könnte Gelegenheit geben, mehr Zeit mit dem Herrn<br />

zu verbringen, Zeit, die sonst allzu knapp bemessen ist.<br />

Zum Beispiel in der Natur - in den Bergen, am Meer,<br />

unter dem nächtlichen Sternenzelt - wieder das Staunen<br />

lernen. Die Schöpfung ist doch ein einziges herrliches<br />

Lob des Schöpfers. Wie oft sehen wir das gar nicht<br />

mehr. Wie oft sind wir eingedeckt mit dem alltäglichen<br />

Kleinkram und vergessen, uns aufzurichten und zum<br />

Himmel aufzuschauen und das Große zu sehen, das uns<br />

umgibt — und vor dem unsere eigenen Sorgen plötzlich<br />

klein werden. Die Freude an der Schöpfung Gottes ist<br />

ein Grundmotiv der Bibel. „Lobe den Herren meine<br />

Seele! Herr, mein Gott, wie groß bist du!" Ja, Gott<br />

ist groß. Das Wunderwerk der Schöpfung ist gewaltig<br />

und faszinierend. Wie klein und unwichtig ist so vieles,<br />

Anselm<br />

was uns den lieben<br />

langen Tag in Atem hält.<br />

Vielleicht kann uns dies<br />

im Urlaub wieder neu<br />

bewusst werden. Und<br />

wie von selbst wird dann<br />

dieses Bewusstsein, diese<br />

Erkenntnis zum Gebet<br />

werden, zur bewussten<br />

Hinwendung zu Gott,<br />

unserem Schöpfer und<br />

Vater.<br />

Mit Gott reden<br />

Beten ist das Atemholen der Seele. Freilich, um das<br />

zu entdecken, müssen wir uns Zeit nehmen. Und<br />

zwar nicht nur eine Randzeit des Tages, eine Restzeit<br />

am frühen Morgen oder am späten Abend, wo wir<br />

müde und zerstreut sind, sondern eine gute Zeit, eine<br />

Zeit, wo wir ganz da sind. Reservieren wir uns in<br />

der Urlaubszeit gute Zeiten für Gott, für das Gebet,<br />

für das Nachdenken, für Lektüre, für einen Besuch<br />

im Gotteshaus — das wird die beste Kur für unsere<br />

Seele sein! Papst Benedikt hat vor Jahren in einem<br />

Gästebrief Folgendes geschrieben: „Mehr als früher<br />

begreifen wir, dass unser Leben einen tieferen Sinn haben<br />

muss. Ich weiß, manche von Ihnen werden sich mit dieser<br />

Erinnerung, die vielleicht in die Kindheit zurückgeht,<br />

schwertun. Aber wir finden unseren Glauben oft nicht in<br />

den großen Gedanken, die uns eher Rätsel aufgeben, auch<br />

nicht im Gang der Weltgeschichte, der uns eher zweifeln<br />

lässt. Dagegen finden wir ihn zuweilen überraschend in der<br />

Einfachheit, in Augenblicken, in denen es uns wie Schuppen<br />

von den Augen fällt und unser Innerstes zu uns spricht."<br />

Mit diesen Gedanken wünsche ich uns allen einen<br />

erholsamen Urlaub zum Atemholen für Körper, Geist<br />

und Seele.<br />

Ihr Diakon Peter

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