Forschungs - Institut für Regionalentwicklung und Strukturplanung
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– Welche produktiven Funktionen kommen diesen Beziehungen in Innovationsprozessen<br />
zu? Werden Nähe- <strong>und</strong> Distanz-Beziehungen bewusst gestaltet?<br />
– Wie spielen verschiedene Dimensionen von Nähe <strong>und</strong> Distanz zusammen?<br />
– Welche Unterschiede <strong>und</strong> Gemeinsamkeiten weisen Innovationsverläufe auf,<br />
die sich aus unterschiedlichen Quellen <strong>für</strong> Innovation speisen?<br />
– Welche Rolle spielen unterschiedliche Praktikergemeinschaften im Innovationsverlauf?<br />
Zum Anwendungsbezug:<br />
– Welche Relevanz haben Praktikergemeinschaften als Quellen <strong>für</strong> Innovation<br />
<strong>für</strong> verschiedene raumrelevante Politikfelder?<br />
2.3 Theoretische Ansätze<br />
Das Leitprojekt nimmt Bezug auf wissenschaftssoziologische Theorien (Knorr-Cetina<br />
1981, 1999), in denen Wissen als die Fähigkeit zum praktischen Handeln (Stehr<br />
2001) verstanden wird. Wissen ist damit untrennbar mit den sozialen <strong>und</strong> – wie Vertreter<br />
des Actor-Network-Ansatzes (Latour 2005) betonen – auch mit den materiellen<br />
Handlungskontexten verwoben, in denen es entstanden ist oder <strong>für</strong> die es geschaffen<br />
wurde. Wissen ist daher gr<strong>und</strong>sätzlich in Raum <strong>und</strong> Zeit situiert (Law/Mol 2001;<br />
Livingstone 2003).<br />
Hinsichtlich der Governance von Prozessen der Wissenskollaboration profiliert sich<br />
die <strong>Forschungs</strong>abteilung damit, Praktikergemeinschaften als einen Modus der Koordination<br />
von kollektivem Verhalten zu betrachten (Mayntz 2010; Ibert 2010a), der<br />
aktuell an Bedeutung gewinnt <strong>und</strong> sich von den bereits intensiver diskutierten Governance-Formen<br />
Markt, Hierarchie, Netzwerk unterscheidet. Ein spezifischer Beitrag<br />
des Leitprojekts besteht darin, verschiedene Typen von Praktikergemeinschaften als<br />
zeitgemäße Form der Governance von Reflexivität zu interpretieren <strong>und</strong> ihr unternehmerisches<br />
Potenzial zu erk<strong>und</strong>en, indem sie als Quellen <strong>für</strong> Innovationen angesehen<br />
werden.<br />
Als Ausgangspunkt <strong>für</strong> die Forschungen im Leitprojekt hat die <strong>Forschungs</strong>abteilung<br />
eine <strong>Forschungs</strong>heuristik erarbeitet, die eine vorläufige, empirisch noch zu spezifizierende<br />
Systematisierung unterschiedlicher Formen von Praktikergemeinschaften erlaubt,<br />
die <strong>für</strong> die Wissensökonomie als charakteristisch angesehen werden (vgl.<br />
nachfolgende Tabelle 2; Amin/Roberts 2008). Zur Systematisierung des Neuen werden<br />
zwei Dimensionen prominent diskutiert.<br />
Erstens werden zwei Arten von Wissensbeständen unterschieden, die zum Gegenstand<br />
von Reflexivität werden <strong>und</strong> sich dadurch fortwährend verändern: einerseits<br />
wissenschaftliches Wissen, das sich in immer kleinere Wissensdomänen nach disziplinärer<br />
Logik ausdifferenziert, andererseits sozial-kulturelles Wissen, also das hinter<br />
den wenig bewusst ausgeführten Praktiken des alltäglichen Lebens stehende, kulturell<br />
vermittelte Wissen.<br />
Zweitens – da<strong>für</strong> lieferte die vergangene Leitprojektforschung konkrete empirische<br />
Hinweise – lassen sich Modi der Produktion von Reflexivität unterscheiden. Einerseits<br />
ist Wissensökonomie durch eine „Push“-Logik geprägt, also durch Gemein-