Forschungs - Institut für Regionalentwicklung und Strukturplanung
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schaften, in denen systematisch, nach vereinbarten Regeln <strong>und</strong> zielorientiert Probleme<br />
aufgeworfen werden, deren Lösung die kontinuierliche Veränderung eines Wissensbestandes<br />
erfordert. Andererseits wird aber auch die Bedeutung der „Pull“-Logik<br />
als immer relevanter diskutiert (Hagel/Brown/Davison 2010), wonach sich Probleme<br />
<strong>und</strong> die sich daran anschließende reflexive Weiterentwicklung von Wissensbeständen<br />
im Zuge der Ausübung einer Praxis einfach aufdrängen, ohne dass nach ihnen<br />
gesucht worden wäre, <strong>und</strong> ohne dass Regeln der Identifizierung <strong>und</strong> Bearbeitung<br />
von Problemen aufgestellt worden wären.<br />
Werden Wissensarten <strong>und</strong> Generierungslogiken miteinander verschnitten, ergibt sich<br />
eine Heuristik, die es ermöglicht, verschiedene Typen von Praktikergemeinschaften<br />
zu unterscheiden, die als Quellen <strong>für</strong> Innovation angesehen werden können (vgl.<br />
nachfolgende Tabelle 2). Dabei werden <strong>für</strong> epistemische Gemeinschaften Innovationsbiographien<br />
aus der Biotechnologie untersucht. Stellvertretend <strong>für</strong> professionelle<br />
Gemeinschaften stehen Innovationen in der Rechtsberatung. Kreative Gemeinschaften<br />
werden am Beispiel von Musicals <strong>und</strong> hybride Gemeinschaften am Beispiel neuer<br />
Freizeitprodukte untersucht.<br />
Tabelle 2: Praktikergemeinschaften als Quellen <strong>für</strong> Innovation<br />
in der Wissensökonomie<br />
Wissensarten<br />
Wissenschaftliches Sozial-kulturelles<br />
Generierungslogiken Wissen Wissen<br />
Wissensgenerierung<br />
nach „Push“-Logik<br />
Wissensgenerierung<br />
nach „Pull“-Logik<br />
Epistemische Gemeinschaften:<br />
Erzeugen Wissensvorsprünge<br />
auf der Ebene wissenschaftlicher<br />
Erkenntnis durch professionelle,<br />
zielgerichtete Reflexivität.<br />
Fallstudien: Biotechnologie<br />
Professionelle Gemeinschaften:<br />
Wissenschaftlich geschulte<br />
Akteure, deren Lehrbuchwissen<br />
durch praktische Erfahrung<br />
angereichert ist. In Auseinandersetzung<br />
mit der Praxis werden<br />
Probleme identifiziert.<br />
Fallstudien: Rechtsberatung<br />
Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an Amin/Roberts (2008)<br />
Kreative Gemeinschaften:<br />
Verändern kulturell tradierte Bestände<br />
des Alltagswissens durch absichtsvolle,<br />
organisierte Reflexivität.<br />
Fallstudien: Musicals<br />
Hybride Gemeinschaften:<br />
Alltags- <strong>und</strong> Nutzerwissen von Enthusiasten<br />
<strong>und</strong> Laien wird als Expertise<br />
akzeptiert. Wissensvorsprünge<br />
entstehen als Nebenprodukt geteilter<br />
Begeisterung oder Problembetroffenheit.<br />
Fallstudien: Neue Freizeitprodukte<br />
Im neuen Leitprojekt wird weiterhin mit den Kategorien Nähe <strong>und</strong> Distanz sowie mit<br />
den beiden im vorangegangenen Leitprojekt entwickelten Perspektiven physischer<br />
<strong>und</strong> relationaler Distanz (Ibert 2010b, 2011) gearbeitet. Diese Kategorien helfen, die<br />
räumliche Organisation der Praktikergemeinschaften zu erfassen <strong>und</strong> damit auch die<br />
Geographien dieser Quellen <strong>für</strong> Innovation besser zu verstehen. Zudem erlauben<br />
sie, den Verlauf der Innovationsprozesse in ihrer räumlichen Dimension zu analysieren<br />
<strong>und</strong> Vergleiche zwischen verschiedenen Pfadverläufen anzustellen.<br />
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