Forschungs - Institut für Regionalentwicklung und Strukturplanung
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Historische <strong>Forschungs</strong>stelle /<br />
Wissenschaftliche Sammlungen zur Bau- <strong>und</strong><br />
Planungsgeschichte der DDR<br />
1 Abteilungsprofil<br />
Die neu gebildete Historische <strong>Forschungs</strong>stelle untersucht Urbanisierungspfade <strong>und</strong><br />
Planungskulturen des zwanzigsten Jahrh<strong>und</strong>erts mit einem Schwerpunkt auf der<br />
Zeitgeschichte nach 1945. Sie verortet sich disziplinär im Schnittfeld von Stadt- <strong>und</strong><br />
Planungsgeschichte <strong>und</strong> will Beiträge zu Prozessen der Raumentwicklung in der Moderne<br />
als gr<strong>und</strong>legender Signatur des 20. Jahrh<strong>und</strong>erts liefern. Im Fokus des Interesses<br />
stehen die neuen Handlungsräume sowie Steuerungskonzepte, die sich vor<br />
dem Hintergr<strong>und</strong> räumlicher Verdichtung in Urbanisierungsprozessen herausbildeten.<br />
Dabei wird von einer weitgehenden politischen Überprägung von Urbanisierung <strong>und</strong><br />
Planung über das 20. Jahrh<strong>und</strong>ert hinweg <strong>und</strong> insbesondere in der DDR ausgegangen,<br />
bei der Legitimationsprobleme staatlicher Politik <strong>und</strong> Ressourcenkonflikte eine<br />
zentrale Rolle spielten.<br />
Die <strong>Forschungs</strong>stelle sieht sich einem gesellschaftsgeschichtlichen Begriff von Planung<br />
verpflichtet, in dem staatliches Verwaltungshandeln über stadt- <strong>und</strong> regionalplanerische<br />
Entwürfe hinaus als umfassende Strategie des systematischen Vorgriffs<br />
auf die Zukunft <strong>und</strong> der Errichtung rationaler Ordnungen konzeptualisiert wird. Aus<br />
dieser Sicht sind auch die Motive des Planungshandelns (z.B. sozialstaatliche Leitideen),<br />
Verfügbarkeit <strong>und</strong> Einsatz von ökonomischen, personellen <strong>und</strong> natürlichen<br />
Ressourcen sowie zivilgesellschaftliche Interventionen <strong>und</strong> Aneignungen von Räumen<br />
von Interesse. Dabei gilt der Rolle raumbezogener Herrschaftspraktiken <strong>und</strong><br />
dem Handeln von Individuen <strong>und</strong> Gruppen – insbesondere der „Experten“ der Architekten<br />
<strong>und</strong> Planer, aber auch der Akteure aus Parteien, Staat <strong>und</strong> Zivilgesellschaft –<br />
eine besondere Aufmerksamkeit. Biographische Analysen, in denen paradigmatische<br />
Handlungsmuster analysiert <strong>und</strong> historische Bruchlinien anhand von Einzel- oder<br />
Gruppenschicksalen sichtbar gemacht werden, werden als ein besonders geeigneter<br />
Untersuchungsansatz <strong>für</strong> diese Fragestellungen betrachtet.<br />
Die Beiträge der <strong>Forschungs</strong>stelle verorten sich, auch wenn epochen- oder regionsspezifische<br />
Gegenstände untersucht werden, in der internationalen Urbanisierungsgeschichte<br />
des 20. Jahrh<strong>und</strong>erts. Etablierte <strong>Forschungs</strong>paradigmen, wie z.B. der<br />
„DDR-Diktatur“ oder der „Y-Entwicklung“ der deutschen Geschichte nach 1945, werden<br />
kritisch auf ihre Implikationen <strong>und</strong> Fruchtbarkeit geprüft. Umgekehrt wird eine<br />
Interpretation von Untersuchungsergebnissen im Lichte internationaler <strong>und</strong> epochenübergreifender<br />
Entwicklungslinien angestrebt. In diesem Sinne werden Urbanisierung<br />
<strong>und</strong> Planungskulturen in der DDR <strong>und</strong> B<strong>und</strong>esrepublik als europäische Entwicklungspfade<br />
betrachtet.<br />
Die Forschungen im <strong>Forschungs</strong>programm 2012 bis 2014 tragen teilweise explorativen<br />
Charakter <strong>und</strong> sollen im folgenden <strong>Forschungs</strong>programm noch konsequenter<br />
transnational ausgerichtet werden. Diese mittelfristige Perspektivenerweiterung wird<br />
mit der gezielten Präsentation von <strong>Forschungs</strong>ergebnissen auf internationalen Konferenzen<br />
<strong>und</strong> dem Aufbau von Netzwerken vorbereitet.<br />
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