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Forschungs - Institut für Regionalentwicklung und Strukturplanung

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2.1 Problemaufriss<br />

Die Umstellung der Energiesysteme weg von fossilen <strong>und</strong> atomaren Energieträgern<br />

hin zu erneuerbaren Energien <strong>und</strong> mehr Energieeffizienz ist raumpolitisch von hoher<br />

Brisanz. Die sog. Energiewende („energy transition“) vollzieht eine räumliche Rekonfiguration<br />

der Energieversorgung <strong>und</strong> -nutzung in mehrfacher Hinsicht (Bulkeley et al.<br />

2011; Monstadt 2004). Zentralisierte großtechnische Systeme sollen schrittweise von<br />

stärker dezentralen Technologien ersetzt werden. Es entstehen neue Energieerzeugungsregionen<br />

dort, wo Windkraft <strong>und</strong> Sonnenstrahlen am effektivsten in Strom umzusetzen<br />

sind. Um diesen Strom zu den Zentren des Energieverbrauchs zu transportieren,<br />

müssen die Stromverteilungsnetze räumlich neu ausgerichtet werden. Mitten<br />

in diesem Wandlungsprozess spielen Regionen eine Schlüsselrolle. Gerade auf der<br />

regionalen Ebene wird die Umsetzung vieler energie- <strong>und</strong> klimapolitischer Vorgaben<br />

der EU, der B<strong>und</strong>esregierung <strong>und</strong> der Landesregierungen erwartet (CEC 2010;<br />

BMVBS 2011; Keppler et al. 2011). Dort entstehen aber auch viele Initiativen <strong>für</strong> eine<br />

klimagerechte Energieversorgung, etwa durch die Vernetzung von „virtuellen“ Kraftwerken<br />

einer Region oder den Aufbau neuer regionaler Wertschöpfungsketten um<br />

die energetische Nutzung von Biomasse. Gleichwohl werden viele Konflikte um die<br />

Energiewende auf regionaler Ebene ausgetragen, wie z.B. um die raumordnerische<br />

Ausweisung von Windeignungsgebieten oder die Umstellung von Ackerland auf die<br />

Produktion von Energiepflanzen. Welche Rolle Regionen im neukonfigurierten Mehrebenensystem<br />

der Energieversorgung einnehmen werden bzw. können, ist bislang<br />

jedoch wenig erforscht.<br />

Aus sozialwissenschaftlicher Sicht stellt die Umstellung auf eine post-fossile <strong>Regionalentwicklung</strong><br />

– in Deutschland durch den Ausstieg aus der Atomenergie potenziert<br />

– enorme Anforderungen an bestehende institutionelle Arrangements <strong>und</strong> Governance-Formen<br />

der Energieversorgung (BBAW/acatech/Leopoldina 2011). Wenn die Energiewende<br />

ernst genommen wird, erfordert sie die Deinstitutionalisierung etablierter<br />

fossiler bzw. atomarer <strong>und</strong> die <strong>Institut</strong>ionalisierung neuer klimaverträglicher Strukturen.<br />

Auf regionaler Ebene stellt sich etwa die Frage, wie sich Niedrigenergieregionen<br />

<strong>und</strong> neue dekarbonisierte „Energielandschaften“ institutionell konstituieren können.<br />

Welche Wirkung dabei die Machtstrukturen bestehender Energieversorgungssysteme<br />

ausüben <strong>und</strong> wie Machtverhältnisse mit der Materialität dieser Systeme zusammenhängen,<br />

bedarf einer gr<strong>und</strong>legenden wissenschaftlichen Klärung.<br />

Mit dem Leitprojekt nimmt die Abteilung eine Anforderung des WBGU (2011) an die<br />

Forschung auf, sich stärker gesellschaftlichen Fragen einer Transformation zur Klimaverträglichkeit<br />

an der Schnittstelle von Energiesystemen, urbanen Räumen <strong>und</strong><br />

nachhaltigen Landnutzungssystemen zu widmen. Aufbauend auf bisherigen Forschungen<br />

zu Wasser(infrastrukturen) <strong>und</strong> Kulturlandschaften werden zum einen regionale<br />

Energieversorgungssysteme aus Sicht ihrer Gemeinwohlfunktionen <strong>und</strong> Gemeinschaftscharakteristika<br />

untersucht. Hier interessiert z.B. die Bedeutung der unterschiedlichen<br />

Gemeinschaftsguteigenschaften von neuen versus alten Energieträgern<br />

(Sonne, Wind, Wasser vs. Kohle, Uran), Energieinfrastrukturen sowie Energielandschaften.<br />

Zum anderen verspricht die Erforschung von regionalen Prozessen des<br />

Wandels von Energiesystemen Erkenntnisse über die Beziehungen von materiellen<br />

<strong>und</strong> sozialen Räumen, von Teilhabe <strong>und</strong> Macht sowie von <strong>Institut</strong>ionen <strong>und</strong> Governance.<br />

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