Forschungs - Institut für Regionalentwicklung und Strukturplanung
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1.2 Schlüsselfiguren als Triebkräfte in der Raumentwicklung<br />
Die Themenstellung des neuen Querschnittsprojekts <strong>für</strong> die Laufzeit von 2013 bis<br />
2015 entspringt Erfahrungen, die alle vier <strong>Forschungs</strong>abteilungen in verschiedenen<br />
empirischen <strong>Forschungs</strong>feldern gesammelt haben. Es zeigte sich, dass es oft ganz<br />
bestimmte Akteure sind, die als bedeutende Triebkräfte in Raumentwicklungsprozessen<br />
wirken, indem sie beispielsweise im Rahmen ihrer sozialen bzw. institutionellen<br />
Kontexte in unterschiedlichen gesellschaftlichen Feldern Neues ausprobieren, bisherige<br />
Pfade verlassen, wichtige Anstöße <strong>für</strong> einen institutionellen Wandel geben oder<br />
Lösungsansätze <strong>für</strong> sozialräumliche Problemlagen entwickeln <strong>und</strong> damit an der Konstruktion<br />
neuer (Raum)wirklichkeiten maßgeblich mitwirken.<br />
Dies kann zum Beispiel ein Unternehmer sein, der mit einer innovativen Geschäftsidee<br />
neue Wege beschreitet <strong>und</strong> als treibender Motor durch eine aktive Vernetzung<br />
mit anderen Unternehmen einer ganzen Region neues Leben verleiht. Eine Schlüsselfigur<br />
kann auch ein Bürgermeister sein, der eine Vision <strong>für</strong> seine Kommune in einer<br />
ländlich geprägten, peripherisierten Region entwickelt <strong>und</strong> der tatkräftig zusammen<br />
mit zahlreichen engagierten Unterstützern, die er überzeugen <strong>und</strong> erfolgreich<br />
mobilisieren kann, an der praktischen Umsetzung der Vision arbeitet. Ein weiteres<br />
Beispiel wäre ein Raumpionier, der – sei es in einem Dorf oder einem Stadtquartier –<br />
zunächst eigenen Lebensentwürfen folgend <strong>und</strong> räumliche Gelegenheitsstrukturen<br />
nutzend – etwas Neues in den Raum einbringt <strong>und</strong> dann im weiteren Verlauf durch<br />
Vernetzungen mit anderen Akteuren Lösungsansätze <strong>für</strong> sozialräumliche Problemlagen<br />
entwickelt.<br />
Schlüsselfiguren sind damit im Sinne einer Idealtypus-Definition Akteure, die mehrere<br />
– wenn auch nicht alle – der unten genannten Fähigkeiten in sich vereinigen. Sie<br />
verfügen in ihren sozialen oder institutionellen Kontexten über ein spezielles problembezogenes<br />
Wissen. Dieses Wissen lässt sie Ansatzpunkte <strong>für</strong> die Entwicklung<br />
von Neuem oder Stellschrauben <strong>für</strong> die Bearbeitung von sozialräumlichen Problemlagen<br />
erkennen. Sie vermögen es, verschiedenes Wissen zu verschneiden <strong>und</strong> praktisch<br />
zu nutzen. Vor diesem Hintergr<strong>und</strong> können sie (neuartige) Ideen mit Potenzial<br />
<strong>für</strong> Transformationen entwickeln.<br />
Schlüsselfiguren verstehen es, andere Akteure von neuen Ideen zu überzeugen; es<br />
gelingt ihnen, verschiedene Akteure zusammenzubringen <strong>und</strong> zu gemeinsamem Tun<br />
zu motivieren. Sie wissen Machtgefüge einzuschätzen, zu nutzen <strong>und</strong> Konflikte konstruktiv<br />
zu verarbeiten. Somit verfügen sie über Wissen des Kommunizierens, Interagierens<br />
<strong>und</strong> strategischen Handelns. Schlüsselfiguren wissen oder können in Erfahrung<br />
bringen, wo <strong>und</strong> wie Ressourcen akquiriert werden können. Wie gesagt: Auch<br />
wenn diese Akteure oft nicht alle jener Wissensdimensionen in sich vereinigen, wissen<br />
sie doch, wie sie ein entsprechendes Wissen gewinnen oder aneignen können<br />
oder mit welchen anderen Akteuren bzw. spezifischen Wissensträgern sie zusammenarbeiten<br />
sollten.<br />
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