Klassengespräch im Mathematikunterricht - KOBRA - Universität ...
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und Gestaltung von Unterrichtstunden. Es geht vielmehr darum, allgemeine Routinen und<br />
Gewohnheiten <strong>im</strong> Unterricht zu reflektieren und gegebenenfalls zu verändern.<br />
Das Thema dieser Arbeit, das <strong>Klassengespräch</strong>, lässt sich in beiden hier vorgestellten Zusammenstellungen<br />
von Qualitätsmerkmalen finden. Brophy (2000) spricht in diesem Zusammenhang<br />
von „aktivierenden Gesprächen“. So sollen Gespräche <strong>im</strong> Unterricht Schülern<br />
helfen, Wissen systematisch zu konstruieren, <strong>im</strong>mer in Verknüpfung mit ihrem Vorwissen.<br />
Aktivierende Gespräche regen Schüler an, über den Unterrichtsgegenstand zu reflektieren,<br />
Begründungen zu entwickeln, Vorhersagen zu treffen sowie verschiedene Problemlösestrategien<br />
zu entwerfen. Die Teilnahme am <strong>Klassengespräch</strong> ermöglicht ihnen somit nicht nur<br />
den Unterrichtsgegenstand besser zu verstehen, sondern auch über diesen kommunizieren<br />
zu können (vgl. Brophy, 2000).<br />
Während das <strong>Klassengespräch</strong> in der Zusammenfassung von Brophy (2000) direkt auftaucht,<br />
wird es bei Helmke (2009) nur indirekt genannt. Hier kann das Unterrichtsgespräch<br />
der D<strong>im</strong>ension Klassenführung zugeordnet werden. Bei seiner Definition von Klassenführung<br />
orientiert sich Helmke (2009) an den Prinzipien effizienter Klassenführung nach Kounin<br />
(2006). Eine der von Kounin (2006) formulierten Prinzipien ist der Gruppenfokus. Dieses<br />
Prinzip bekräftigt die Wichtigkeit der Aktivierung möglichst vieler Schüler <strong>im</strong> Unterricht. Dies<br />
wird damit erreicht, dass Lehrer mithilfe von Fragen oder Arbeitsaufträgen zunächst alle<br />
Schüler einer Klasse ansprechen, sodass auch jeder einzelne Schüler damit rechnen muss<br />
eine Antwort geben zu müssen oder einen Auftrag ausführen zu müssen. Zusätzlich sollte in<br />
Unterrichtsgesprächen stets darauf geachtet werden, dass nicht <strong>im</strong>mer die gleichen Schüler<br />
aufgerufen werden, sondern dass alle gefordert werden. (vgl. Nolting, 2005).<br />
Welche Bedeutung dem <strong>Klassengespräch</strong> <strong>im</strong> Unterricht zukommt, wird <strong>im</strong> folgenden Kapitel<br />
erläutert.<br />
3 Unterricht als kommunikationsgeprägte Situation<br />
Die sprachliche Kommunikation kann als wichtigste Form der menschlichen Interaktion angesehen<br />
werden. Unterricht ist dabei ohne Zweifel eine soziale Konstellation, die besonders<br />
stark durch Kommunikation geprägt ist. Diese realisiert sich hier vorrangig über face-to-face-<br />
Kommunikation zwischen Lehrern und Schülern. Dabei dominiert das sprachliche Symbolsystem;<br />
begleitende para- und nonverbale Kommunikationen, wie zum Beispiel M<strong>im</strong>ik, Gestik<br />
oder Tonfall, unterstreichen jedoch die Bedeutung der Sprechhandlungen (vgl. Walter,<br />
2009). Im Kontext Schule ist Kommunikation das „Medium, in dem Informationen angeboten,<br />
empfangen und in Interaktionen ausgetauscht werden“ (Wuttke, 2005, S. 17). Über das Medium<br />
der gesprochenen Sprache wird ein Großteil der Lernprozesse abgewickelt. Sprachliche<br />
Äußerungen von Lehrern wie auch Schülern lösen jedoch nicht nur Lernprozesse aus,<br />
sondern machen diese auch sichtbar. Durch Kommunikation demonstrieren Schüler, ob und<br />
was sie gelernt haben. Weiterhin ist die Regelung und Kontrolle des Schülerverhaltens sowie<br />
ein großer Teil der Leistungsüberprüfung und -bewertung an Kommunikation gebunden. Nur<br />
sehr wenige, pädagogisch relevante Aktivitäten <strong>im</strong> Unterricht lassen sich ohne den Gebrauch<br />
von Sprache verwirklichen.<br />
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