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Klassengespräch im Mathematikunterricht - KOBRA - Universität ...

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Klassen zeigte sich, „dass die Häufigkeit, mit der die Lehrkräfte ihre Schüler aufrufen, zu<br />

25% bis beinahe 100%, <strong>im</strong> Mittel ca. 60% durch die Meldehäufigkeit der Schüler determiniert<br />

wird“ (Sacher, 1995, S. 39). Das bedeutet, dass Lehrer Schüler entsprechend der Zahl ihrer<br />

Meldungen aufrufen.<br />

Ein ganz ähnliches Bild zeigt sich, wenn die Proportionalitätsregel auf verschiedene Schülergruppen<br />

angewandt wird. Hier spricht man von der gruppenbezogene Proportionalitätsregel,<br />

welche besagt, dass verschiedene Schülergruppen dem Anteil ihrer Meldungen entsprechend<br />

drangenommen werden. Lediglich bei 12,5% der durchgeführten Gruppenvergleiche<br />

wich das Aufrufverhalten von dem aus den Meldehäufigkeiten geschätzten Erwartungswerten<br />

signifikant ab. Das heißt die meisten Lehrer riefen verschiedene Schülergruppen, wie<br />

auch einzelne Schüler, entsprechend ihrer Meldehäufigkeit auf (vgl. Sacher, 1995).<br />

Das letzte von Sacher (1995) untersuchte Ideal ist die Grundversorgung mit Aufrufen, eine<br />

Mischform aus Egalitätsideal und Proportionalitätsregel. Dieses Ideal meint, dass ein Lehrer<br />

jeden Schüler, egal ob und wie häufig er sich gemeldet hat, mindestens einmal und opt<strong>im</strong>alerweise<br />

mehrmals aufruft, er jedoch häufiges Aufrufen nach der Proportionalitätsregal vorn<strong>im</strong>mt.<br />

Somit könne „eine Art Grundversorgung aller Schüler mit Aufrufen sichergestellt<br />

[werden] ohne daß besonders eifrige Mitarbeit sich nicht auszahle“ (Sacher, 1995, S. 41).<br />

Eine Grundversorgung aller Schüler mit Aufrufen konnte allerdings nur in wenigen Klassen<br />

beobachtet werden. Die meisten Lehrer riefen zwar bevorzugt Schüler auf, die sich nur wenige<br />

Male meldeten, nahmen jedoch Schüler ohne Meldung nicht dran. Auch hier wird erneut<br />

die starke Abhängigkeit der Aufrufstrategien der Lehrer von den Schülermeldungen deutlich.<br />

Sacher (1995) zufolge zeichnet sich eine opt<strong>im</strong>ale Aufrufstrategie dadurch aus, dass Lehrpersonen<br />

das Meldeverhalten der Schüler und die eigene Aufrufpraxis gleichzeitig bedenken.<br />

Somit kann eine einseitige Orientierung – das Leitenlassen durch Schülermeldungen oder<br />

eigene Aufrufgewohnheiten – bewusst wahrgenommen und leichter vermieden werden.<br />

6.4 Schülerbeiträge und Leistungsentwicklung bei Lipowsky et al. (2007)<br />

Im Gegensatz zu Sacher (1995), der sich mit seiner Darstellung des Melde- und Aufrufverhaltens<br />

in verschiedenen Klassen auf die Prozessebene von Unterricht bezieht, untersuchten<br />

Lipowsky et al. (2007) <strong>im</strong> Rahmen des Projekts „Unterrichtsqualität und mathematisches<br />

Verständnis in verschiedenen Unterrichtskulturen“, ob eine Verbindung zwischen unterschiedlichen<br />

Beteiligungsmustern und den Merkmalen schulischen Erfolgs besteht. Als Datenbasis<br />

dieser Teilstudie dienten 38 Klassen – 19 deutsche und 19 schweizerische Klassen<br />

der Jahrgangsstufen 8 und 9. In diesen Klassen wurde zunächst das Beteiligungsmuster <strong>im</strong><br />

öffentlichen Klassenunterricht bezüglich des individuellen und gruppenbezogenen Egalitätsideals<br />

ermittelt. Hierzu wurden die Schüler hinsichtlich ihrer letzten Zeugnisnote <strong>im</strong> Fach<br />

Mathematik in drei ungefähr gleich große Leistungsgruppen unterteilt. Basierend auf der Datengrundlage<br />

der Schülerergebnisse aus dem Vor- und Nachtest wurde anschließend untersucht,<br />

ob eine gleichmäßige oder eine Über- beziehungsweise Unterrepräsentation von best<strong>im</strong>mten<br />

Leitungsgruppen Auswirkungen auf die Leistungsentwicklung aller Schüler einer<br />

Klasse hat.<br />

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