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Klassengespräch im Mathematikunterricht - KOBRA - Universität ...

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Somit zeigt sich für die vier Klassen keine Tendenz hinsichtlich des vermehrten Auftretens<br />

einer Art der Initiierung. Sacher (1995) hingegen konnte eine solche Tendenz klar feststellen.<br />

Seine Analysen ergaben, bei Ausklammerung der anderen von ihm untersuchten Situationstypen<br />

(vgl. Kap. 6.3), einen Anteil an schülerinitiierten Redebeiträgen von 78,2%. Der Anteil<br />

der Äußerungen, die von der Lehrperson initiiert wurden, betrug somit 21,8%. Ein Vergleich<br />

dieser Werte mit den ermittelten Prozentzahlen der vorliegenden Untersuchung macht deutlich,<br />

dass die Ergebnisse der Studie von Sacher (1995) nicht bestätigt werden können. So<br />

fand Sacher (1995) für seine Untersuchungsgruppe, die sowohl aus Grundschulklassen als<br />

auch Klassen der Sekundarstufe 1 bestand, heraus, dass mehr als drei Viertel aller verbalen<br />

Schüleräußerungen von den Schülern selbst initiiert wurden. In der vorliegenden Untersuchung,<br />

die sich, anders als die Studie von Sacher (1995), nur auf Klassen der Pr<strong>im</strong>arstufe<br />

bezieht, zeigte sich ein Durchschnittswert an schülerinitiierten Redebeiträgen von 50,7%.<br />

Hypothese 3 kann somit nicht bestätigt werden. Im Gegensatz zu der Studie von Sacher<br />

(1995) überwiegen in zwei der vier untersuchten Klassen nicht die schülerinitiierten Redebeiträge,<br />

sondern die lehrerinitiierten Aufrufe. Die Ergebnisse der Studie von Sacher (1995)<br />

lassen sich demnach nicht auf die Grundschule übertragen.<br />

10.4 Verteilung der Redebeiträge nach dem individuellen Egalitätsideal<br />

Obwohl sich die Initiierung von Redebeiträgen durch die Lehrperson den ungeschriebenen<br />

Regeln der Interaktionssituationen (vgl. Kap. 6.3) widersetzt, könnte sie dahingehend eine<br />

Rolle spielen, dass Lehrer versuchen, möglichst alle Schüler am Unterrichtsgespräch zu<br />

beteiligen, das heißt auch jene, die sich nicht melden. Dabei sollten alle Schüler ausgewogen<br />

beziehungsweise gleichmäßig in den Unterricht einbezogen werden. Das bedeutet, dass<br />

die Lehrperson <strong>im</strong> Mittel mit allen Schülern gleich häufig interagiert. In diesem Abschnitt wird<br />

untersucht, ob eine Gleichverteilung der Redebeiträge <strong>im</strong> öffentlichen Unterrichtsgespräch –<br />

Sacher (1995) verwendet hierfür den Begriff individuelles Egalitätsideal – in den vier Klassen<br />

vorliegt (Fragestellung 4).<br />

Zur Beantwortung der Frage wurde mit Hilfe von SPSS der Mittelwert der Anzahl der Redebeiträge<br />

der Schüler einer Klasse <strong>im</strong> öffentlichen Unterricht und deren Varianz berechnet.<br />

Die Anzahl der Redebeiträge jedes Schülers, der für eine Klasse ermittelte Mittelwert sowie<br />

die Abweichung der Beitragsanzahl jedes Schülers vom Idealwert können in Anhang 4 nachgelesen<br />

werden. Tabelle 10 fasst die Ergebnisse zusammen. Zunächst wird für jede Klasse<br />

die Anzahl der Schüler angegeben. Anschließend folgen Angaben zur Min<strong>im</strong>alanzahl sowie<br />

Max<strong>im</strong>alanzahl von verbalen Äußerungen eines Schülers in einer Klasse in den öffentlichen<br />

Unterrichtsphasen. Der Mittelwert ergibt sich aus der Anzahl aller Schülerbeiträge geteilt<br />

durch die Schülerzahl. Dieser Mittelwert gibt an, wie häufig jeder Schüler aufgerufen werden<br />

müsste, damit das individuelle Egalitätsideal in einer Klasse vorliegt. Zum Schluss erfolgt<br />

eine Darstellung der Standardabweichung und der Varianz. Klassen, in denen sich die Beiträge<br />

gleichmäßig auf die einzelnen Schüler verteilen, zeichnen sich durch eine niedrige Varianz<br />

der Anzahl der Beiträge aus. Diese geringe Varianz entspricht am ehesten dem individuellen<br />

Egalitätsideal. Dagegen indiziert eine große Varianz, dass sich die Schülerbeiträge<br />

ungleichmäßig auf einzelne Personen verteilen. In diesen Klassen kann keine Gleichverteilung<br />

der Redebeiträge (individuelles Egalitätsideal) angenommen werden.<br />

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