Klassengespräch im Mathematikunterricht - KOBRA - Universität ...
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Vorwort<br />
Frau Ackermann untersucht <strong>im</strong> Rahmen ihrer Arbeit die Beteiligung von Grundschulkindern<br />
an der didaktischen Kommunikation <strong>im</strong> öffentlichen Klassenunterricht <strong>im</strong> Fach Mathematik.<br />
Wer wird <strong>im</strong> öffentlichen Klassenunterricht drangenommen? Verteilen sich die Redebeiträge<br />
annähernd gleich auf die Schülerinnen und Schüler der Klasse? Welche Anteile nehmen<br />
inhaltsbezogene und nicht-inhaltsbezogene Redebeiträge der Schülerinnen und Schüler ein?<br />
Deutsche Studien, die sich mit der systematischen Erforschung der Schülerbeteiligung an<br />
der didaktischen Kommunikation beschäftigen, sind rar, für die Grundschule fehlen sie fast<br />
völlig, und dies, obgleich der Lehrer-Schüler-Interaktion eine erhebliche Bedeutung für die<br />
Ausbildung von Selbstvertrauen, Interesse und Lernerfolg zugeschrieben wird.<br />
Ergebnisse der wenigen vorhandenen Studien aus dem Sekundarbereich deuten regelmäßig<br />
auf erhebliche Ungleichgewichte zwischen den Redeanteilen, die auf die einzelne Lehrperson<br />
und auf die Gruppe aller Schülerinnen und Schüler entfallen, hin. Auch zeigte sich in<br />
diesen Arbeiten, dass die gleichmäßige Beteiligung aller Schülerinnen und Schüler <strong>im</strong> Unterricht<br />
ein Indikator für eine gute Klassenführung darstellt.<br />
Anlehnend an diese Arbeiten aus dem Sekundarbereich entwickelt Frau Ackermann <strong>im</strong><br />
Rahmen ihrer Wissenschaftlichen Hausarbeit ein niedrig inferentes Kodiersystem zur Erfassung<br />
von Schülerbeiträgen <strong>im</strong> <strong>Mathematikunterricht</strong> der Grundschule.<br />
Als Datenbasis dient ihr eine aus vier Klassen bestehende Stichprobe des Projekts „Persönlichkeits-<br />
und Lernentwicklung von Grundschulkindern“ (PERLE). Dieses vom BMBF geförderte<br />
Projekt untersucht die Entwicklung affektiv-motivationaler und kognitiver Aspekte des<br />
Lernens von ca. 700 Grundschulkindern über die gesamte Grundschulzeit. Zusätzlich zu<br />
Fragebögen und Schulleistungstests stützt sich das Projekt auch auf Videographien des<br />
Grundschulunterrichts. Diese zieht Frau Ackermann für ihre Pilotstudie heran. Die von ihr<br />
erfassten und ausgewerteten Daten beziehen sich auf <strong>Mathematikunterricht</strong> <strong>im</strong> zweiten<br />
Schuljahr. Den Kern ihrer Arbeit bildet die Analyse von jeweils zwei Unterrichtsstunden in<br />
den vier Klassen, in denen die Multiplikation eingeführt wurde.<br />
Frau Ackermann analysiert <strong>im</strong> Rahmen ihrer Arbeit einerseits die Anzahl und den Inhaltsbezug<br />
von Schülerbeiträgen und andererseits, inwiefern diese Schülerbeiträge vom Schüler<br />
selbst oder von der Lehrperson initiiert wurden. Auch den Anteil der Lehrer- und Schülerbeiträge<br />
an der gesamten Unterrichtszeit n<strong>im</strong>mt sie in den Blick.<br />
Interessant sind beispielsweise die Analysen zur Frage, ob die Äußerungen der Schülerinnen<br />
und Schüler inhaltsbezogen waren oder nicht. Hier zeigen sich erhebliche Unterschiede<br />
zwischen den untersuchten Klassen. Etwas überraschend fallen auch die Ergebnisse zur<br />
Frage aus, durch wen die Schülerbeiträge initiiert wurden. Obgleich die Erwartung auf der<br />
Hand liegt, dass die Lehrpersonen vor allem jene Schülerinnen und Schüler drannehmen,<br />
die sich auch gemeldet haben, lässt sich dies mit den vorliegenden Daten kaum stützen.<br />
Gleicher Unterricht – gleiche Chancen für alle? Wie schon die Auswertungen <strong>im</strong> Rahmen der<br />
sogenannten Pythagorasstudie zeigen, bedeutet gleicher Unterricht keinesfalls, dass alle<br />
Schülerinnen und Schüler etwa gleich häufig an der didaktischen Kommunikation partizipieren<br />
(können).<br />
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