Klassengespräch im Mathematikunterricht - KOBRA - Universität ...
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Die Ergebnisse der Untersuchung bestätigen zwar die Feststellung von Sacher (1995), dass<br />
die Verteilung der Aufrufe dem individuellen Egalitätsideal nicht entspricht. Allerdings st<strong>im</strong>mt<br />
sie mit der Studie nicht darin überein, dass die Verteilung in den meisten Untersuchungsgruppen<br />
von diesem Ideal weit entfernt liegt. Die Erwartungen an die vorliegende Untersuchungen,<br />
dass sich die Beteiligung der Schüler am <strong>Klassengespräch</strong> ähnlich unausgeglichen<br />
darstellt wie in der Studie von Sacher (1995), die sich sowohl auf Klassen der Sekundarstufe<br />
1 als auch auf Grundschulklassen bezog, kann somit nur teilweise bestätigt werden.<br />
Besteht ein Zusammenhang zwischen der Häufigkeit der Schülerredebeiträge sowie der<br />
Leistungsfähigkeit der Schüler?<br />
Ein besonderes Interesse bestand darin, zu überprüfen, ob ein Zusammenhang zwischen<br />
der Beitragshäufigkeit der Schüler und ihren Leistungen <strong>im</strong> Fach Mathematik besteht. In der<br />
hier vorliegenden Untersuchung zeigte sich lediglich in Klasse 2141_21404 ein stark positiver<br />
Zusammenhang zwischen beiden Variablen. Je besser sich die mathematischen Leistungen<br />
der Schüler in dieser Klasse darstellten, desto häufiger wurden sie aufgerufen. Ebenso<br />
ein positiver, jedoch nicht signifikanter Zusammenhang, zeigte sich in den Klassen<br />
2131_21306 und 2322_23205. In der vierten Klasse, also in Klasse 2332_23304, zeigte sich<br />
hingegen ein negativer Zusammenhang. Schüler dieser Klassen weisen bei besseren Leistungen<br />
keine höhere Beitragshäufigkeit auf. Vielmehr können die meisten Redebeiträge bei<br />
leistungsschwächeren Schülern verzeichnet werden. Das Aufrufverhalten der Lehrperson<br />
orientiert sich hierbei an der Steuergruppentheorie nach Lundgren (1972). Diese Theorie<br />
besagt, dass die Lehrperson <strong>im</strong> Unterricht eher mit dem Tertil der leistungsschwächeren<br />
Schüler interagiert. Ein positiver Zusammenhang der beiden Variablen Schülerleistung und<br />
Beitragshäufigkeit konnte somit lediglich in drei der vier untersuchten Klassen festgestellt<br />
werden und ist vielmehr nur in einer Klasse signifikant.<br />
Die vorliegende Untersuchung st<strong>im</strong>mt demzufolge mit den Ergebnissen der Studie von Lipowsky<br />
et al. (2007) überein, dass in einem Teil der untersuchten Klassen ein positiver Zusammenhang<br />
zwischen der Leistungsfähigkeit der Schüler und Aufrufhäufigkeit nachgewiesen<br />
werden kann. In beiden Untersuchungen konnte dieser positive Zusammenhang sogar<br />
für die Mehrzahl der untersuchten Klassen festgestellt werden. Das bedeutet, die Anzahl von<br />
Klassen, in denen leistungsstärkere Schüler mit ihren Redebeiträgen überrepräsentiert sind,<br />
überwiegt. Die Ergebnisse der Studie von Lipowsky et al. (2007), die für die Sekundarstufe 1<br />
ihre Gültigkeit haben, zeigen sich auch in der vorliegenden Untersuchung von Grundschulklassen.<br />
11.2 Ausblick<br />
Die Untersuchung der Mitarbeitsinteraktion <strong>im</strong> öffentlichen Unterricht der Pr<strong>im</strong>arstufe hat<br />
gezeigt, dass Grundschüler unterschiedlich häufig am öffentlichen Unterrichtsgespräch partizipieren.<br />
Während einige Schüler in den öffentlichen Phasen gar nicht aufgerufen werden,<br />
gibt es Andere, die zwischen 20 und 30 Beiträge verzeichnen. Weitere Unterschiede in den<br />
untersuchten Klassen zeigen sich bei der Betrachtung des Inhaltsbezugs von Redebeiträgen,<br />
der Initiierung von Schülerbeiträgen sowie der Ausprägung des individuellen Egalitätsideals.<br />
Einheitliche Aussagen können hingegen über die Dominanz der Lehrersprechzeit<br />
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