Klassengespräch im Mathematikunterricht - KOBRA - Universität ...
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anderer Merkmale ein niedrig inferentes Kodiersystem notwendig. Die wichtigsten Kennzeichen<br />
dieser beiden Auswertungsmethoden werden <strong>im</strong> folgenden Abschnitt dargestellt.<br />
8.3.3 Methoden der Videoanalyse<br />
In der videobasierten Unterrichtsforschung werden Beobachtungsinstrumente entwickelt, die<br />
sich zwischen niedrig bis hoch inferent einordnen lassen. Niedrig inferente Beurteilungssysteme<br />
zielen auf eine möglichst genaue „Erfassung von direkt beobachtbaren Aspekten der<br />
Sicht- oder Oberflächenstruktur des Unterrichts“ (Petko et al., 2003, S. 275) ab. Eine Festlegung<br />
von Anfangs- und Endpunkt eines best<strong>im</strong>mten Ereignisses ermöglicht hier eine spätere<br />
Auszählung von Häufigkeiten sowie die Best<strong>im</strong>mung der zeitlichen Dauer von Unterrichtsaktivitäten.<br />
Niedrig inferente Kodiersysteme verlangen eine exakte Formulierung von Analysekategorien.<br />
Somit kann gewährleistet werden, dass den Beobachtern von videographierten<br />
Unterrichtsstunden kein Interpretationsspielraum gegeben wird. Die Objektivität der Beobachter<br />
ist deshalb wichtig, weil bei niedrig inferenten Kodierungen keine interpretativen<br />
Schlussfolgerungen erfolgen. Vielmehr geht es darum, ein Urteil auf Basis von Indikatoren zu<br />
fällen, welche der direkten Beobachtung zugänglich sind (vgl. Petko et al., 2003).<br />
Hoch inferente Beobachtungsinstrumente hingegen fordern diese interpretativen Schlussfolgerungen<br />
und Urteile. Mithilfe von hoch inferenten Ratings können komplexe Merkmale und<br />
Prozesse erfasst werden, die nicht durch eine quantitative Erfassung einzelner Ereignisse in<br />
einer niedrig inferenten Kodierung abgebildet werden können (vgl. Rakoczy & Pauli, 2006).<br />
Dabei macht sich diese Art von Rating „die menschliche Urteilsfähigkeit zunutze, die eine<br />
Vielfalt verschiedener Aspekte und Kriterien gleichzeitig zu analysieren und zu integrieren<br />
vermag“ (Hugener, 2006, S. 46). Dies bedeutet jedoch auch, dass hoch inferente Analysen<br />
durch die Subjektivität der Beobachter geprägt und somit anfälliger für Beurteilerfehler sind.<br />
Um diese so gering wie möglich zu halten, ist die Entwicklung eines Kodiersystems notwendig,<br />
welches die zu untersuchenden Qualitätsmerkmale exakt formuliert (vgl. Hugener, Rakoczy,<br />
Pauli & Reusser, 2006). Zusätzlich ist bei der Anwendung hoch inferenter Beurteilungssysteme<br />
die Überprüfung der Beurteilerübereinst<strong>im</strong>mung von zentraler Bedeutung (vgl.<br />
Clausen, Reusser & Klieme, 2003).<br />
Niedrig und hoch inferente Beurteilungsverfahren können sich dahingehend ergänzen, als<br />
dass „ersteres die Unterrichtsprozesse beschreibt, während das zweite Verfahren diese qualitativ<br />
einschätzt“ (Hugener et al., 2006, S. 49). Somit kann die Verknüpfung beider Beurteilungsverfahren<br />
als aussichtsreicher Ansatz der videogestützten Unterrichtsforschung angesehen<br />
werden.<br />
Für die in dieser Arbeit vorgenommene Analyse der Mitarbeitsinteraktion <strong>im</strong> öffentlichen Unterrichtsgespräch<br />
wurde ein niedrig inferentes Kodiersystem entwickelt. Dieses Beurteilungsverfahren<br />
wurde gewählt, da das Ziel der Kodierung in der quantitativen Erfassung der Redebeiträge<br />
der am Unterricht beteiligten Personen liegt. Die Stichprobe der Untersuchung<br />
wird <strong>im</strong> folgenden Abschnitt beschrieben.<br />
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