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Klassengespräch im Mathematikunterricht - KOBRA - Universität ...

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Zusätzlich konnte Niegemann (2004) feststellen, dass die Fragen seitens der Schüler meist<br />

kein hohes kognitives Niveau aufweisen.<br />

Jedoch macht Niegemann (2004) deutlich, dass aus der Perspektive der Metakognition<br />

Schülerfragen eine bedeutende Rolle zugeschrieben wird. So kann mithilfe von internal<br />

selbst gestellte Fragen (self-questioning) das eigene Verständnis eines Lerngegenstandes<br />

überprüft werden. Bemerkt der Lernende, dass er mithilfe des erworbenen Wissens diese<br />

selbst gestellte Frage nicht beantworten kann, werden andere Informationsquellen zu Rate<br />

gezogen. Im Unterricht stellt diese Informationsquelle die Lehrperson dar.<br />

Auch Dubs (1978) ist sich über die Bedeutung von Schülerfragen <strong>im</strong> Unterricht bewusst und<br />

konnte feststellen, dass Schüler dann häufig von sich aus Fragen stellen, wenn Lehrer auf<br />

diese auch eingehen. Dieses Lehrerverhalten konnte er jedoch nicht sehr häufig feststellen.<br />

Gerade einmal 3% bis 9% der Lehreräußerungen verarbeiteten die Beiträge der Schüler.<br />

Dubs (1978) schlussfolgert daraus, dass Lehrer, die die Zahl von Schülerfragen erhöhen<br />

möchten, Fragen und Bemerkungen von Schülern <strong>im</strong> Unterrichtsverlauf so gut wie möglich<br />

verarbeiten müssen. Dies kann die Lehrperson zum Beispiel dadurch gewährleisten, indem<br />

sie eindeutige Fragen gut beantwortet, unklare Problemstellungen des Fragenden durch Beispiele<br />

präzisiert oder Meinungen von der Klasse diskutieren lässt. Von Vorteil ist es natürlich,<br />

wenn es Lehrern gelingt, Schülerfragen in den geplanten Unterrichtsverlauf einzubauen.<br />

Somit können schließlich Schülerfragen ihrer Funktion, nämlich der Unterstützung des Wissensaufbaus,<br />

gerecht werden.<br />

5.5 Wartezeit<br />

Eng verbunden mit dem Stellen von Fragen <strong>im</strong> Unterricht ist die Wartezeit. Sie entscheidet,<br />

ob eine gestellte Frage ihr Potenzial entfalten kann. Die Wartezeit wird in zwei verschiedene<br />

Stufen unterteilt. Die Wartezeit I beschreibt die Zeit, welche verstreicht, nachdem ein Lehrer<br />

eine Frage gestellt hat bis ein Schüler eine Antwort gibt. Als Wartezeit II gelten die Pausen<br />

zwischen einer Schülerantwort und der nächsten Äußerung der Lehrperson. Die wohl umfangreichste<br />

Studie bezüglich der Wartezeit <strong>im</strong> Unterricht führte Rowe (1974) durch, die somit<br />

eine vielzitierte Untersuchung darstellt (vgl. Brophy & Good, 1976; Sacher, 1995; Gage &<br />

Berliner, 1996). Analysen von mehr als 300 Tonbandaufnahmen von Unterrichtssequenzen<br />

in den Vereinigten Staaten von Amerika zeigten, dass der Durchschnitt der Wartezeiten bei<br />

0,9 Sekunden liegt (vgl. Rowe, 1974).<br />

Die Wartezeit in deutschen Klassenz<strong>im</strong>mern wurde unter anderem von Sacher (1995) untersucht.<br />

Er stellte eine durchschnittliche Wartezeit I von 3,5 Sekunden fest. Angaben über die<br />

Wartezeit II machte Sacher (1995) nicht. Allerdings ist an dieser Stelle anzumerken, dass<br />

sich seine Untersuchungsergebnisse bezüglich der Wartezeit auf lediglich zwei untersuchte<br />

Lehrpersonen, eine Studentin sowie eine Lehrerin, beziehen. Somit ist dies keine repräsentative<br />

Messung. Dennoch wird sichtbar, dass die von Sacher (1995) festgestellte Wartezeit I<br />

der beiden Lehrpersonen in einem opt<strong>im</strong>alen Bereich liegt, der nämlich von Rowe (1974)<br />

zwischen drei und fünf Sekunden angegeben wird.<br />

Die als positiv bewertete Zeitspanne von drei bis fünf Sekunden lässt sich damit rechtfertigen,<br />

dass Schülern nach dem Stellen einer Frage Zeit gegeben werden muss, damit sie über<br />

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