Klassengespräch im Mathematikunterricht - KOBRA - Universität ...
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Nachdem nun ein kurzer Überblick über die Leistungserhebung <strong>im</strong> Fach Mathematik erfolgte,<br />
wird <strong>im</strong> folgenden Abschnitt die Videostudie Mathematik beschrieben, welche als Datengrundlage<br />
für diese Arbeit fungiert.<br />
8.3 Videostudie Mathematik<br />
An der Videostudie Mathematik des Projekts PERLE nahmen 38 Klassen aus 20 verschiedenen<br />
Schulen teil. Zum Messzeitpunkt (März 2008) besuchten alle teilnehmenden Schüler<br />
die zweite Klasse. Die Videoaufnahmen umfassten zwei Unterrichtsstunden (circa 90 Minuten).<br />
Thematische und prozessbezogene Vorgaben an die Lehrpersonen ermöglichen eine<br />
Vergleichbarkeit der videographierten Unterrichtseinheiten (vgl. Corvacho Del Toro & Greb,<br />
2007). Im Rahmen der Videostudie Mathematik wurde als Thema die „Einführung in die Multiplikation“<br />
vorgegeben. Die Schüler sollten hierbei ein Verständnis für diese Rechenart entwickeln<br />
sowie wichtige mathematische Begriff, wie beispielsweise das „Malnehmen“ und die<br />
symbolische Darstellung des Malzeichens, kennenlernen. Den Lehrpersonen war frei gestellt,<br />
wie sie das Thema didaktisch und methodisch aufbereiten.<br />
Die Unterrichtsstunden wurden mithilfe von zwei Kameras aus verschiedenen Perspektiven<br />
gefilmt. Eine Kamera wurde <strong>im</strong> vorderen Bereich des Klassenraums positioniert (Klassenkamera).<br />
Diese Kamera war statisch und sollte möglichst alle Schüler der Klasse <strong>im</strong> Blick haben.<br />
Die zweite Kamera befand sich <strong>im</strong> hinteren Teil des Raums (Lehrerkamera). Diese dynamische<br />
Kamera war stets auf die Lehrperson fokussiert und hatte möglichst <strong>im</strong>mer auch<br />
die jeweiligen Interaktionspartner der Lehrperson <strong>im</strong> Bild.<br />
Das Potenzial einer solchen Videostudie wird in den nächsten Abschnitten erläutert. Hierbei<br />
wird zunächst die grundsätzliche Bedeutung videobasierter Unterrichtsforschung (Kapitel<br />
8.2.1) verdeutlicht. Im Anschluss daran wird die Auswertung der Videodaten (Kapitel 8.2.2)<br />
sowie die Methoden der Videoanalyse (Kapitel 8.2.3) speziell <strong>im</strong> Projekt PERLE beschrieben.<br />
8.3.1 Bedeutung videobasierter Unterrichtsforschung<br />
Obwohl die Videographie von Unterricht bereits seit mehreren Jahrzehnten Anwendung in<br />
der Unterrichtsforschung findet, erlangte sie erst Mitte der 1990er Jahre ihre heutige Bedeutung.<br />
Als Impulsgeber dieser Entwicklung wirkten die beiden Videostudien TIMSS 1995 und<br />
TIMSS 1999, die den <strong>Mathematikunterricht</strong> (und den naturwissenschaftlichen Unterricht bei<br />
TIMSS 1999) in verschiedenen Ländern untersuchten (vgl. Pauli & Reusser, 2006). Seitdem<br />
wurden auch <strong>im</strong> deutschsprachigen Raum vermehrt Videostudien durchgeführt, wie beispielsweise<br />
die schweizerisch-deutsche Videostudie „Unterrichtsqualität und mathematisches<br />
Verständnis in verschiedenen Unterrichtskulturen“ (vgl. Klieme & Reusser, 2003), die<br />
Physik-Videostudie des Leibniz-Institut für die Pädagogik der Naturwissenschaften und Mathematik<br />
(IPN) Kiel (vgl. Seidel, Prenzel, Duit & Lehrke, 2003) sowie die DESI 5 -Videostudie<br />
(vgl. Klieme, Eichler, Helmke, Lehmann, Nold et al., 2008). Vor allem neue technische Möglichkeiten<br />
der Aufzeichnung, Speicherung und Auswertung von Filmmaterial begünstigten<br />
diese Entwicklung (vgl. Helmke, 2009).<br />
5 DESI: Deutsch Englisch Schülerleistungen International.<br />
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