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1. Der Transformationsprozess in der Tschechischen Republik

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Ab den 60er Jahren wurde aufgrund <strong>der</strong> schwerwiegenden Probleme mit e<strong>in</strong>em<br />

staatlichen Wohnungsbauprogramm begonnen. In dieser Zeit entstand e<strong>in</strong>e Vielzahl<br />

an Plattenbauten <strong>in</strong> sogenannten Großwohne<strong>in</strong>heiten mit teilweise 100.000<br />

E<strong>in</strong>wohnern. Beispiele hierfür s<strong>in</strong>d die Südstadt, die Nordstadt und die<br />

Südweststadt. Diese Großkomplexe waren bei den E<strong>in</strong>wohnern sehr beliebt, da sie<br />

Wohnraum <strong>in</strong> besserer Qualität darstellten. Die Grundstücke dieser neuen Viertel<br />

kamen im Zuge <strong>der</strong> E<strong>in</strong>geme<strong>in</strong>dungen 1968 und 1974 <strong>in</strong> den Besitz <strong>der</strong> Stadt.<br />

Dadurch wurde die Stadtfläche auf 496 qkm vergrößert. Die Großwohne<strong>in</strong>heiten<br />

waren ohne Funktionsmischung als re<strong>in</strong>e Schlafstädte ausgerichtet. Etwa 30% <strong>der</strong><br />

Bewohner dieser Plattenbauten besitzen bzw. besaßen Landhäuser an Seen,<br />

Flüssen o<strong>der</strong> Wäl<strong>der</strong>n.<br />

E<strong>in</strong> Problem für die Tschechische <strong>Republik</strong> stellte <strong>in</strong> den 50er und 60er Jahren die<br />

Stadt Prag dar. Prag bee<strong>in</strong>flusste durch se<strong>in</strong>e hohe Zentralität das ganze Land.<br />

Brünn als zu dieser Zeit zweitgrößte Stadt besaß nur etwa 380.000 E<strong>in</strong>wohner, Prag<br />

dagegen über <strong>1.</strong>000.000 E<strong>in</strong>wohner.<br />

Anfang <strong>der</strong> 70er Jahre s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> <strong>der</strong> Stadtplanung e<strong>in</strong>ige längerfristige Pläne entworfen<br />

worden, die unter an<strong>der</strong>em auch den Bau neuer Verkehrswege, wie zum Beispiel die<br />

U-Bahnl<strong>in</strong>ien, vorsahen.<br />

In den 70er und 80er Jahren hat <strong>in</strong> Prag ke<strong>in</strong> großer Strukturwandel stattgefunden.<br />

E<strong>in</strong>e Tertiärisierung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Form, wie sie <strong>in</strong> westlichen Städten ausgeprägt war,<br />

fehlte. In den 70er Jahren arbeiteten <strong>in</strong> Prag circa 50% <strong>der</strong> Beschäftigten im<br />

sekundären Sektor. In München o<strong>der</strong> Wien entsprach <strong>der</strong> Anteil nur noch etwa 40%.<br />

Anfang <strong>der</strong> 80er Jahre s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>ige Wohnviertel und Großwohne<strong>in</strong>heiten e<strong>in</strong>er<br />

Mo<strong>der</strong>nisierung unterzogen worden, damit nicht auch dieser erst wenige Jahre zuvor<br />

geschaffene Wohnraum an Qualität verlor. Als allgeme<strong>in</strong>e Entwicklung ist <strong>in</strong> Prag<br />

festzustellen, dass die Stadt nicht über ihre Stadtgrenzen h<strong>in</strong>aus gewachsen ist. Am<br />

fehlenden Suburbanisierungsgürtel, <strong>der</strong> <strong>in</strong> westlichen Städten vorhanden ist, fällt dies<br />

beson<strong>der</strong>s auf.<br />

Als sich 1989 schließlich <strong>der</strong> als „samtene Revolution“ bezeichnete Sturz <strong>der</strong><br />

kommunistischen Regierung ereignete, wurde e<strong>in</strong>e immer weitreichen<strong>der</strong>e, westliche<br />

Orientierung e<strong>in</strong>geleitet. 10<br />

10 VORAUER, K. (1999) Samten, nicht sanft – die Transformation Prags, S.535ff

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