1. Der Transformationsprozess in der Tschechischen Republik

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16 Stadtrand betroffen, in denen bis heute kaum Erneuerungsmaßnahmen stattgefunden haben. Hier lebt vorwiegend die Mittelschicht, die nicht zuletzt aufgrund ihrer geringen Kaufkraft zur Immobilität gezwungen ist. 16 Es scheint demnach in Prag offensichtlich, dass der Grad der Privatisierung auf dem Wohnungsmarkt in hohem Maße die sozialräumliche Differenzierung beeinflusst. Ein weiteres wichtiges Kennzeichen der jüngeren Entwicklung Prags ist die Tatsache, dass die Bodenrente wiedereingeführt wurde, der Bodenmarkt liberalisiert wurde und ehemals staatliche Flächen nach rein monetären Kriterien privatisiert wurden. Es wurden somit weitgreifende Folgen der Stadtentwicklung oftmals nicht in die Planung miteinbezogen. So verteuerte sich Wohnraum und Baugrund aufgrund der uneingeschränkten Erwerbsmöglichkeiten durch ausländische Investoren enorm, was schließlich dazu geführt hat, dass ehemalige Funktionen, wie zum Beispiel das Wohnen verdrängt wurden und die Innenstadt in erster Linie durch privatwirtschaftliche Erneuerungstätigkeiten geprägt ist. So entstehen beispielsweise große Bürokomplexe, neue Einzelhandelsgroßprojekte und exklusive Wohnprojekte. In Folge dessen entwickelt sich der alte Stadtkern zunehmend zu einer Mischung aus Geschäftscity und touristischem Unterhaltungspark. 17 Der zunehmende Flächenbedarf expandierender oder neuer Unternehmen kann im historischen Zentrum nicht mehr gedeckt werden. Dies bewirkt zum einen die Nutzung angrenzender Standorte, wodurch sich eine marktorientierte Zentrumserweiterung vollzieht. Zum anderen resultieren daraus, vor allem im industriellen Sektor, Verlagerungen an den Stadtrand, besonders an verkehrsgünstige Standorte. Insbesondere im Einzelhandel sind großflächige Konzentrationen in der Peripherie, meist nahe der Großwohnsiedlungen, zu beobachten. Statt Funktionsvielfalt und Stabilität zu schaffen, zum Beispiel durch kleinere verstreute Versorgungs- und Freizeitweinrichtungen, wird die Monozentralität der Großwohnsiedlungen durch diese großräumigen Einzelhandelsagglomerationen noch gestärkt. Generell sind in Prag starke Suburbanisierungstendenzen erkennbar, wobei diese in erster Linie durch die oben erwähnten Einzelhandelsentwicklungen getragen werden, während Wohn- und Gewerbenutzungen erst langsam nachziehen. Ein weiterer Faktor, der die Suburbanisierung vorantreibt, ist die stark gestiegene Mobilität der Bevölkerung. Es entstand mit der Öffnung des Wohnungs- und Bodenmarktes die 16 VORAUER, K. (1999) Samten, nicht sanft – die Transformation Prags, S.536
17 Möglichkeit, ein nach Lage, Größe und Rechtsform differenziertes Wohnangebot zu nutzen, was zu einer Nachfrage nach Eigenheimen im Grünen aber auch nach Wohnungen in der Innenstadt von Seiten der Wohlhabenden geführt hat. Außergewöhnlich im Vergleich zu anderen europäischen Metropolen ist die Tatsache, dass die Suburbanisierung in Prag innerhalb der Metropole stark durch das Netz des ÖPNV gelenkt wird. Erst in den äußeren Stadträndern ist der MIV ausschlaggebend. 18 2.2.4 Planerische Werke Nachdem bis zur Mitte der 90er Jahre die Notwendigkeit einer räumlichen Planung völlig übersehen wurde, wuchs erst danach ein Problembewusstsein für eine Steuerung der räumlichen Prozesse, die der neue Kapitalismus mit sich gebracht hatte. So begann 1994 eine Diskussion über die Erarbeitung einer langfristig geplanten räumlichen Entwicklungspolitik für Prag. Die hieraus hervorgegangenen planerischen Werke sind der strategische Plan und der Flächennutzungsplan. Der Strategische Plan: • bezieht sich auf das gesamte Stadtgebiet und hat einen Zeithorizont von 20 Jahren • beinhaltet Mittel, um die Stadtentwicklungspolitik zu bestimmen und nach außen hin darzustellen • beinhaltet einen Katalog mit langfristigen ökonomischen, gesellschaftspolitischen und räumlichen Zielen: 19 17 GUERRA WELCH, M. (2001) Ein neuer Typ der Suburbanisierung, S.27 18 GUERRA WELCH, M. (2001) Ein neuer Typ der Suburbanisierung, S.29 19 STRATEGISCHER PLAN FÜR PRAG 2000
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