1. Der Transformationsprozess in der Tschechischen Republik

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anderen Bereichen beinhaltete. Auch Außenstehende konnten konkurrierende
Vorschläge erarbeiten. So waren circa 4.500 Unternehmen im Gesamtwert von 35
Mrd. US-Dollar zur Privatisierung vorgesehen. Diese reichten dem Ministerium rund
16.600 Projekte ein, von denen allerdings nur 20% genehmigt wurden. Nach der
Genehmigung des Privatisierungsplans durch das Finanzministerium, wurde zunächst
der Fond des Nationalen Vermögens Eigentümer der Privatisierungsobjekte.
Anschließend wurden die zu privatisierenden Unternehmen von dem Fond in
Aktiengesellschaften umgewandelt. 72
Für die Anwendung der Couponprivatisierung sprach die Tatsache, dass in der
Tschechischen Republik ein Kapitalmangel herrschte. Ein weiteres Argument für die
Couponmethode resultierte aus der größeren Verteilungsgerechtigkeit. Dadurch
wurde eine höhere Akzeptanz für den Transformationsprozess in der Bevölkerung
hervorgerufen.
Jeder Bürger über 18 Jahre erhielt für 1.035 Kronen ein Couponheft, welches
Registrationskarten und 1.000 Investitionspunkte enthielt, mit denen er später an den
an der Prager Börse stattfindenden Versteigerungen mitbieten durfte. Coupons
waren Namenspapiere, die zum Erwerb von Aktien berechtigten (§ 22 Abs. 1 des
Gesetzes über die „Große Privatisierung). Erst durch die Registrierung wurden die
Coupons zu Namenspapieren. 73 Der Preis richtete sich nach Angebot und
Nachfrage. Überstieg die Nachfrage das Angebot um 25%, so wurden die Aktien in
einer einzigen Auktionsrunde zu einem höheren Preis versteigert. Blieb die
Nachfrage hinter dem Angebot zurück, wurden die nachgefragten Aktien zugeteilt
und die übrigen in einer zweiten Runde zu einem niedrigeren Preis versteigert. 74
Häufig betätigten sich die Bürger allerdings, mangels Fachkenntnis und Interesse,
nicht selbst an dieser "Privatisierungsbörse", sondern traten ihre Coupon-Rechte an
einen von über vierhundert privaten Investmentfonds ab, die teilweise die
Interessenten mit unhaltbaren Versprechungen lockten, was in der Tschechischen
Republik zu einer starken Konzentration der Coupons innerhalb der Fonds führte.
Der Großteil der Investmentfonds wurde jedoch von staatlichen Banken kontrolliert.
Insgesamt wurden bis Ende 1992 in fünf Privatisierungswellen der "ersten Phase"
Aktien im Nennwert von etwa 10 Mrd. US-Dollar auf über 8,5 Millionen Bürger
72 FOND NÀRODNIHO MAJETKU (NATIONALER VERMÖGENSFOND FNM) (2002) Privatisierung und
Überweisungen des Staatsvermögens auf Gemeinden
73 HINK, M. (1995) Vergleich der Gesetze zur Privatisierung der staatlichen Unternehmen, S. 90
74 LINDPOINTNER/NIEDERBERGER/WARASIN/WILHELMI (2000) Entwicklungstendenzen in den
europäischen Reformstaaten - Voucher Privatisierung