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1. Der Transformationsprozess in der Tschechischen Republik

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Anlagevermögens und vorhandenen Warenbeständen zusammen. Außerdem<br />

mussten <strong>in</strong> den Bestandsaufnahmen Angaben über den Personalbestand,<br />

Qualifikation des Personals, Schulden, Lieferverpflichtungen und Auftragsbestand<br />

sowie Anlagen und- F<strong>in</strong>anzbestand gemacht werden.<br />

Diese Informationen mussten umfassend, transparent und für jeden zugänglich se<strong>in</strong>.<br />

War dies nicht <strong>der</strong> Fall, bestand die Gefahr von Insi<strong>der</strong>-Geschäften. Falls das Objekt<br />

nicht zum Ausrufpreis, bei e<strong>in</strong>er Beteiligung von m<strong>in</strong>destens fünf Personen,<br />

versteigert werden konnte, wurde <strong>der</strong> Preis für das Unternehmen schrittweise um<br />

10% nach unten korrigiert. <strong>Der</strong> Preis konnte bei dieser Preiskorrektur aber nur um<br />

maximal 50% s<strong>in</strong>ken. Sollte das Unternehmen bis dah<strong>in</strong> nicht verkauft worden se<strong>in</strong>,<br />

wurde e<strong>in</strong>e zweite Auktionsrunde ausgerufen. In <strong>der</strong> zweiten Runde konnte <strong>der</strong><br />

Ausgangspreis um bis zu 80% herabgesetzt werden. Neben den tschechischen<br />

Staatsbürgern konnten nun auch ausländische Bürger an den Auktionen teilnehmen.<br />

So wurden bis Ende Oktober 1992 etwa 32.000 Betriebe versteigert und circa 17<br />

Mrd. CZK e<strong>in</strong>genommen. 1993 war die „Kle<strong>in</strong>e Privatisierung“ abgeschlossen. 60 Mit<br />

dem Erwerb <strong>der</strong> Unternehmen gab es aber auch e<strong>in</strong>ige Auflagen für die neuen<br />

Besitzer. Die erworbenen Betriebe konnten <strong>in</strong> den ersten beiden Jahren danach nur<br />

an tschechoslowakische Staatsbürger übertragen werden. Außerdem untersagte das<br />

„Gesetz gegen Spekulation“ <strong>in</strong> den ersten beiden Jahren den Verkauf des Betriebes.<br />

In den Grundnahrungsmittelbranchen musste am siebten Tag nach dem Erwerb <strong>der</strong><br />

Verkauf von Nahrungsmitteln erfolgen, und zwar m<strong>in</strong>destens e<strong>in</strong> Jahr lang. Damit<br />

sollte die Versorgung <strong>der</strong> Bevölkerung gewährleistet se<strong>in</strong>.<br />

Häufig kam es aufgrund des Kapitalmangels o<strong>der</strong> möglicher Restitutionsfragen nur<br />

zu e<strong>in</strong>em auf fünf Jahre befristeten Pachtverhältnis, ohne e<strong>in</strong> endgültiges<br />

Eigentumsrecht. So wurden drei Viertel <strong>der</strong> privatisierten Firmen lediglich verpachtet,<br />

während die Eigentumsrechte beim Staat blieben. 61<br />

Die „Kle<strong>in</strong>e Privatisierung“ hatte sowohl Vor- als auch Nachteile. E<strong>in</strong> positiver Aspekt<br />

ist sicherlich das rasche Tempo, mit <strong>der</strong> die „Kle<strong>in</strong>e Privatisierung“ abgewickelt<br />

wurde. Außerdem wurden die Betriebe schuldenfrei, und für den Staat entstanden<br />

ke<strong>in</strong>e zusätzlichen Kosten.<br />

60 FOND NÀRODNIHO MAJETKU (NATIONALER VERMÖGENSFOND FNM) (2002) Privatisierung und<br />

Überweisungen des Staatsvermögens auf Geme<strong>in</strong>den<br />

61 LINDPOINTNER/NIEDERBERGER/WARASIN/WILHELMI (2000) Entwicklungstendenzen <strong>in</strong> den<br />

europäischen Reformstaaten - Voucher Privatisierung

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